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31.08.2017 / MENSCHLICH Leben mit Handicap

Die Honigmacher

Sechs Menschen mit Behinderung lernen bei einem neuen Projekt der alsterdorf assistenz west gGmbH alles über Bienen. Gerade haben sie ihren ersten Honig geerntet

Detlef Haje hat in diesem Sommer seine Liebe zum Imkern entdeckt Foto: alsterdorf assistenz west
Detlef Haje hat in diesem Sommer seine Liebe zum Imkern entdeckt Foto: alsterdorf assistenz west
Freitag ist neuerdings der Lieblingstag von Detlef Haje. Denn dann steht für ihn und fünf weitere Mitglieder der „Honig- Gruppe“ immer etwas ganz Besonderes auf dem Plan: Jeden Freitag geht es nämlich raus zur Elisabethkirche in Eidelstedt, wo die vier Bienenvölker der alsterdorf assistenz west gGmbH leben. Zuerst heißt es da Schutzkleidung anziehen, bevor sich die Gruppe unter der fachlichen Anleitung von Imker Hans-Jörg Hutzsch um „ihre“ Bienen kümmert. Gemeinsam schaut man danach, ob die Bienen gesund sind, inspiziert die Rahmen mit den Waben und ermittelt den Reifegrad des Honigs.

Vor drei Wochen war es dann endlich soweit: Zum ersten Mal konnte die Crew Honig ernten, um ihn anschließend zu schleudern. „Das war das absolute Highlight und für uns alle eine echte Sensation“, erzählt Kerstin Radtke-Scheffler, Assistenzteamleiterin des Tagewerkes Eidelstedt der alsterdorf assistenz west, begeistert. Alle waren mächtig aufgeregt: Der erste eigene Honig von den eigenen Bienen! Und gleich mehr als 20 Kilo!

Parallel zur praktischen Arbeit gibt es auch eine theoretische Ausbildung: Warum sind Bienen so wichtig im Kreislauf der Natur? Was hat es mit dem Bienentanz auf sich? Was machen die Bienen eigentlich im Winter und was mache ich, wenn mich eine Biene gestochen hat? Damit die Menschen mit Behinderung all das gut verstehen und lernen können, wird der Stoff in einer extra einfachen Sprache präsentiert. Diane Hentschel von der alsterdorf assistenz west hat dazu im Frühjahr dieses Jahres vor dem Start des Projektes zusammen mit mehreren Kollegen einen Intensivkurs für Imker absolviert und anschließend die einzelnen Themen für die behinderten Mitarbeiter aufbereitet. Dass das neue Projekt bei den Teilnehmern so beliebt ist, liegt nach Einschätzung von Kerstin Radtke-Scheffler vor allem daran, dass die behinderten Menschen von dem Umgang mit den kleinen Lebewesen so begeistert sind und sie den Sinn und Nutzen ihrer Arbeit unmittelbar erleben können. Denn jede Woche passiert etwas Neues, alles ist ständig in Veränderung und Entwicklung – bei den Bienen und bei den Menschen. Doch das ist erst der Anfang: Für die Zukunft plant Anja Redelstorff, Leiterin des Bereichs Nord-West bei der alsterdorf assistenz west, viele neue Projekte – etwa die Herstellung von Kerzen und Tannenbaum- Anhängern aus Bienenwachs, von Kosmetikprodukten mit Propolis (Bienenharz) oder von Weihnachtshonig. Bei so viel Enthusiasmus ist es kein Wunder, dass auch Detlef Haje am Ende eines anstrengenden Arbeitstages immer noch nicht genug hat, sondern vielmehr mit strahlenden Augen verkündet: „Ich muss den Imker mal fragen, wie das geht, wenn ich eigene Bienen auf meiner Terrasse halten möchte.“

Die Eidelstedter Honigfabrik

Der Eidelstedter Honig kann im Tagewerk Eidelstedt, Ekenknick 3, und ab Oktober auch in der „mügge.35“, dem Ladengeschäft der alsterdorf assistenz west gGmbH am Müggenkampweg 35, erworben werden. Die alsterdorf assistenz west ist ein Träger der Eingliederungshilfe im Verbund der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Weitere Infos unter Tel. 35 74 81 12 oder im Internet unter

www.alsterdorf-assistenz-west.de
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