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Stormarn

Premiere: Stormarns erstes Weingut erntet Federweißer

Auf Schleswig-Holsteins größter Anbaufläche bei Bargteheide wächst seit 2017 Weißwein

7.000 Rebstöcke stehen derzeit auf dem Gelände am Deensdörper Weg
7.000 Rebstöcke stehen derzeit auf dem Gelände am Deensdörper Weg
Am Deensdörper Weg, zwischen Bargteheide und Hammoor, liegt unauffällig eine kleine Sensation: das erste Weingut Stormarns und demnächst größte Weinanbaugebiet Schleswig-Holsteins. 3,3 Hektar werden hier seit Frühjahr 2017 von Jörn Andresen und Leon Zijlstra bewirtschaftet. Unter dem Markennamen „Schatoh Feldmark“ wollen der Bargteheider Garten- und Landschaftsbauer und der Absolvent des Studiengangs Internationale Weinwirtschaft hier ab 2020 Weißwein ernten, um ihn anschließend auf einem Partner-Weingut in den Niederlanden verkeltern zu lassen. „Dann dürfte jede Rebe zwischen drei und vier Trauben tragen“, schätzt Andresen. Doch zunächst wurden die Trauben größtenteils entfernt, damit die Kraft der Pflanzen in den Rebstock geht. Die relativ wenigen reifen Früchte an den rund 7000 Rebstöcken dienen in diesen Tagen nur für Federweißer. Die alkoholische Gärung des für die Herbstzeit so typischen Traubenmosts hat gerade begonnen.„Aus den tragenden Weinstöcken gewinnen wir schätzungsweise 30 bis 40 Liter, die wir mit unserer Obstpresse erzeugen“, sagt Andresen. „Die Flaschen gehen dann im November nach der Gärung als Dank an unsere Unterstützer, die uns seit zwei Jahren bei unserem Vorhaben begleiten.“ Was aus einer Weinlaune heraus geboren wurde, ist zu einem viel beachteten Projekt geworden. „Uns berät ein Hamburger Winzer, der lange im Rheingau gearbeitet hat. Er gibt wertvolle Tipps zum Anbau und zur Düngung“, sagt der 54-jährige Gärtner, „da lerne ich ständig etwas dazu.“ Es steckt viel Handarbeit im Weinanbau – vom Anbinden an die gespannten Drähte bis zum sogenannten Ausgeizen, dem Entfernen unerwünschter Austriebe der Reben. Zijlstra und er haben sich auf pilzfeste Sorten spezialisiert, die dem norddeutschen Schietwetter trotzen können. Neben den weißen Rebsorten Solaris und Johanniter wächst bei ihnen auch die lockertraubige Sorte Riesel, die es bislang noch nicht in Schleswig-Holstein gab. Im Frühjahr haben die beiden Weinbauern und ihre Helfer noch Muscaris nachgepflanzt. Es gibt sogar eine Versuchsreihe mit besonderen Klonen, verrät Andresen, der den Boden wegen seiner Nährstoffe, seines Humusgehalts und seiner Speicherfähigkeit schon jetzt für hervorragend hält.


Schatoh Feldmark verzichtet auf Unkrautgift

Auf der gesamten Anbaufläche könnten eines Tages 14.000 Reben stehen. Zum Vergleich: Am Hamburger Stintfang sind es lediglich 100. Mit ihrem Markennamen spüren die Stormarner dem Schleswig-Holsteiner Volksmund nach, für den sämtliche über Lübeck nach Norddeutschland importierte Weine schon mal als „Schatoh“ durchgehen. Das Weingut ist umgeben von der Feldmark, die für Naturnähe steht. Ursprünglichkeit spiegelt sich auch in der Anbauweise wider.

Jörn Andresen (54) und Bineke Zijlstra (60) mit erntereifem „Riesel“, Fotos (2): Petra Sonntag
Jörn Andresen (54) und Bineke Zijlstra (60) mit erntereifem „Riesel“, 
Fotos (2): Petra Sonntag
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„Schatoh Feldmark“ wird ein Bio-Wein sein, die Neuwinzer verzichten auf Unkrautgift. Dabei kam ihnen der diesjährige Sommer entgegen. „Es wuchs so gut wie kein Unkraut“, freut sich Andresen, „die anhaltende Trockenheit hat zudem die Gefahr des Pilzbefalls reduziert.“ Dafür war alle Hände voll zu tun bei der Bewässerung, damit auch die Jungpflanzen die Hitze gut überstehen. Grundsätzlich gilt: Ein Wein wird umso besser, je besser die Rebstöcke versorgt wurden. Andresen und Zijlstra sind zwar die ersten, die in Stormarn Wein in großem Stil anbauen, doch da ist auch noch Oskar Eberst aus Bargteheide, der bereits seit Langem jedes Jahr rund 50 Flaschen seines Blauburgunders „Bargteheider Bornberg“ keltert. „Seine ersten Trauben hat er einst bei mir gekauft“, erzählt Andresen. „Als ich mit dem Weinanbau anfing, kam Herr Eberst zu mir in den Laden und versprach, bei unserer ersten Ernte zu helfen.“ Stormarner Winzer halten eben zusammen. ps

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