Der Kino-Retter mit der Pudelmütz: Hamburger Peter Jansen
Der Mann mit Zehn-Tage-Bart, Markenzeichen Pudelmütze, Herr über sechs Lichtspielhäuser vom Hamburger Kiez bis zur Insel Fehmarn, ist voller Geschichten, fasziniert Zuhörer nach spätestens drei Sätzen. Sein Bekenntnis „Ich lebe Kino – 24 Stunden am Tag, und zwar ganz nah an den Besuchern“, nimmt man ihm sofort ab. Das gilt im Übrigen für die ganze Familie, Ehefrau Lydia und die Kinder Noa (29) und Nick (33).
Die Publikumsnähe geht so weit, dass Stammkunden ihre Kinokarten per Handy beim Chef persönlich ordern können. Dass Jansen, der eigentlich von Beruf Elektroingenieur ist, zusammen mit 30 Stiftungsmitgliedern und vielen unterstützenden Institutionen von der Kirche bis zum Sportverein das Volksdorfer Stadtteilkino wiederauferstehen ließ (zur Eröffnung am 6. Juni 2002 kam der damalige Erste Bürgermeister Ole von Beust persönlich vorbei), ist bereits Legende.
Alle paar Jahre legt sich Jansen ein weiteres Kino zu. Meistens beginnt das mit einem Anruf: „Da steht ein Kino leer“, oder „Schau Dir doch dieses Haus mal an“. So war das beispielsweise 2010 mit dem Studio Kino in der Bernstorff straße auf dem Kiez, für das inzwischen Sohn Nick Alexander verantwortlich zeichnet: Das Haus mit seinem Saal von 1934 stand bereits zwei Jahre leer. Zur Verabredung kam „ein Investor im goldenen Rover-Cabrio“. Da verzog Jansen schon die Mundwinkel. Doch mit dem Spruch „Eine geile Pudelmütze haben Sie da“ war das Eis gebrochen und das Kino gerettet. „Letztlich entscheidet der Bauch“ – das sagt ein gebürtiger Hamburger, der auch BWL studiert hat. Begonnen hat das alles in den 1980er Jahren, als Jansen und sein Freundeskreis genug hatten von der filmischen Einheitskost.
Erfolgsrezept
Es war die Zeit, als die Programmkinos – von Quereinsteigern gegründet – als Alternativen aus dem Boden schossen. „Ich zeige nur Filme, hinter denen ich auch stehen kann“ – diese Philosophie scheint das Geheimnis seines Erfolges zu sein. Nicht nur, dass die Koralle zu den bundesweit am besten ausgelassenen Häusern zählt.
Seit Jahren räumt Jansen mit seinen Kinos Filmkunst-Preise ab und bekam aus der Branche schon den Ehrentitel „Godfather of Cinema“ verpasst. Der „Godfather“ kümmert sich aber auch um die cineastische Enkelgeneration:
„Das sind die Besucher von morgen“, weshalb die Koralle ein ausgesuchtes Kinder- und Jugendprogramm bietet. Auch in Corona-Zeiten musste man um die Existenz dieser Institution nicht bangen: Die Volksdorfer Solidarität im Lockdown ging so weit, dass massenweise Kino-Gutscheine erworben wurden. „Und viele haben die Gutscheine dann selbst vernichtet, also gespendet“, berichtet Jansen stolz. Der „Godfather“ will sich nun mit einem starken Herbstprogramm revanchieren. Natürlich gehört der neue Bond dazu (ab 30. September), aber auch „Felix Krull“, die Schachnovelle oder „Contra“, der neue Film von Sönke Wortmann.
www.korallekino.de