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On The Road Again

Kurt Bohlien aus Ammersbek besitzt eine der beachtlichsten Sammlungen klassischer Harley-Davidson-Motorräder in Norddeutschland

Kurt Bohlien hat nicht nur eine beachtliche Kollektion seltener amerikanischer Motorräder zusammengetragen, er parkt seine Oldtimer auch in passendem Ambiente. Fotos (4): Dirk Mangartz
Kurt Bohlien hat nicht nur eine beachtliche Kollektion seltener amerikanischer Motorräder zusammengetragen, er parkt seine Oldtimer auch in passendem Ambiente. Fotos (4): Dirk Mangartz
Alles begann in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals besuchte Kurt Bohlien das „Open House“ beim Harley-Davidson-Vertragshändler in Breitenfelde. Dort traf er einen dänischen Motorradsammler, der eine seltene Harley von 1932 mit Einzylindermotor zu verkaufen hatte. „Mir war sofort klar, dass es sinnvoller gewesen wäre, mit einer Harley aus den 60er-Jahren ins Oldtimer-Hobby einzusteigen. Aber diesen raren Einzylinder musste ich einfach haben“, erinnert sich Bohlien. Von da an war es um den Ammersbeker geschehen. Er wollte weitere amerikanische Zweiradklassiker auftreiben. Bei seiner internationalen Recherche stöberte er in Neuseeland eine original erhaltene Flathead mit 1300 ccm auf, und in den USA einen sportlichen Cafe Racer. Ebenso fanden eine 1000 ccm 27J von 1927, eine 1947er Knucklehead und weitere Juwelen den Weg nach Ammersbek. Mittlerweile sind über zehn Klassiker zusammengekommen, unter denen sich auch ein Harley-Davidson Servicar von 1953 befindet. Bohlien zu seiner sorgsam restaurierten Rarität: „Vorne ist das Servicar ein ganz normales Motorrad, hinten hat es zwei Räder wie ein Auto. Somit kann das Dreirad auch mit einem Autoführerschein gefahren werden.“ In eine einzige Garage passen die Preziosen schon lange nicht mehr, der 73-Jährige musste auf eine „Außenstelle“ ausweichen.


Stormarn Rund

Bohlien fährt die top restaurierten Maschinen regelmäßig. Unter der Woche und am Wochenende steht oftmals „Stormarn Rund“ auf dem Programm: „30 Kilometer durch unsere schöne Natur.“ Von Zeit zu Zeit wagt er sich mit seinen Altertümern auch mal in die Hamburger City.

Das älteste Stück im Stall stammt von 1922
Das älteste Stück im Stall stammt von 1922
Auch elegante Modelle aus den 40er-Jahren sind vertreten
Auch elegante Modelle aus den 40er-Jahren sind vertreten
„Die ganz alten Modelle überhitzen im Stau schnell, sie haben vorne keine oder nur eine kaum wirksame Bremse. Da kann es schon mal spannend werden“, sagt der Sammler. Mit Björn, seinem Mechaniker in Bargteheide, ist Bohlien schon lange befreundet. Denn auch der begeistert sich für die antiken Modelle der Marke Harley-Davidson. So bewegen die beiden ihre Oldtimer oft gemeinsam. Mehrmals im Jahr nimmt Bohlien zudem an Veranstaltungen teil. Mittlerweile könnte er mehrere dicke Fotoalben mit Bildern von Ausstellungen und Gleichmäßigkeitsläufen füllen. „Seit 2005 fahre ich beim Hamburger Stadtpark-Revival, außerdem habe ich an Treffen in Rostock, im Segelflugmuseum Wasserkuppe, in Dinkelsbühl und dem 100. Jubiläum des ADAC im Trentino teilgenommen“, erzählt Bohlien. 

Ohne Vorderradbremse muss die Harley-Davidson von 1927 auskommen
Ohne Vorderradbremse muss die Harley-Davidson von 1927 auskommen
„Besonders witzig ist das Fahren auf der Radrennbahn in Bielefeld, einem Beton oval aus den 40er-Jahren. Die Kräfte an der Steilwand sind so enorm, da müssen mindestens drei Bar Luft in die Reifen.“ Für dieses Abenteuer nimmt Bohlien seine Harley-Davidson JDH, eine imposante Rennmaschine von 1928. „Davon wurden weniger als 200 Stück gebaut, heute sind weltweit nur noch eine Handvoll bekannt. Wenn da mal etwas kaputt geht, gibt es kaum noch Ersatzteile. Deswegen passe ich besonders gut auf sie auf.“

Das alles wäre kaum möglich, wenn Bohliens Frau Helga die Leidenschaft ihres Mannes nicht teilen würde. So setzt sich die Gattin bei Ausfahrten in den antiken Seitenwagen, begleitet ihren Mann bei Veranstaltungen in ganz Deutschland und schiebt auch schon mal an, wenn eine der Maschinen nicht weiterwill. Kurt Bohlien grinst: „Und auch die chronisch überfüllte Garage duldet meine Frau mit viel Wohlwollen.“ dm.

Antike Amerikaner

Seit 1902 entwickelt Harley-Davidson – zunächst in der Industriestadt Milwaukee – Motorräder mit hohem Anspruch. Bereits 1909 erschien das erste Zweirad mit dem für die Marke charakteristischen V-Zweizylindermotor mit 45° Zylinderwinkel. In den 20er-Jahren stellten 2400 Arbeiter rund 35.000 Motorräder im Jahr her – Harley-Davidson galt als die größte Motorradfabrik der Welt. Schon bald bildete sich ein Mythos um die US-Marke. Harley-Fahrer waren eine eingeschworene Gemeinde mit individuellem Lebensgefühl.

Heute gelten vor allem die älteren Harley-Modelle als kostbare Sammlerstücke. Und weil viele der Motorräder zu Unikaten umgebaut wurden, sind insbesondere original erhaltene oder restaurierte Oldtimer der 20er- bis 60er-Jahre weltweit gesucht und kaum mehr aufzutreiben.

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