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Der Bergedorfer Hafen wird Stück für Stück aufgewertet

Herbstlicher Landmarkt Bergedorf 2022: Historische Kaistraße wird schicke Flaniermeile

1500 Quadratmeter Granitpflaster wurden auf der historisch bedeutungsvollen Serrahnstraße neu verlegt. Foto: Jan Schubert

Die Bergedorfer haben einen neuen Lieblingsort: ihren alten Hafen. Was 2015 als Zukunftswerkstatt „Serrahn 2030” begann, hat mittlerweile ganz konkrete Formen angenommen – und kommt bei Einheimischen wie Gästen richtig gut an. 

Der Serrahn ist das Herz der Bergedorfer Innenstadt und hat mit seinen historischen Gebäuden und seiner Wasseranbindung einen besonderen Charme. Dennoch wurde die Entwicklung rund um den Bergedorfer Hafen lange vernachlässigt. 2018 dann wurde der Serrahn Rise-Fördergebiet – und seither hat sich viel getan. 

2020 wurden die neuen Kupferhofterrassen am CCB eingeweiht. Die Sitztreppen – ähnlich denen am Jungfernstieg – bieten einen herrlichen Blick aufs Wasser und haben sich schnell zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. In dem von Beton, Holz und Stahl geprägten Erscheinungsbild bietet eine Felsenbirne einen grünen Farbtupfer. 

Die Terrassen am Kupferhof kosteten knapp zwei Millionen Euro und waren die erste von drei Projektideen der Stadtteilwerkstatt „Serrahn 2030“, an der sich viele Bürger beteiligt hatten. Mit der Sanierung der Serrahnstraße folgte nun der zweite Teil. Wie schon bei den Terrassen, konnte sich Landschaftsarchitekt Ando Yoo aus St. Pauli mit seinem Entwurf durchsetzen.

Vis-à-vis vom Kupferhof, auf der anderen Uferseite, liegt die Serrahnstraße, eine alte Kaistraße von 1902, die zum historischen Handels- und Wirtschaftsmittelpunkt Bergedorfs zählt. Hier lieferten zum Beispiel die Vierländer Ewer Obst und Gemüse aus dem Landgebiet für die Märkte an. Davon zeugt nicht nur der Nachbau eines solchen Segelschiffes („Uns Ewer”), mit dem vom Serrahn aus kleine Törns unternommen werden können, sondern auch der über 100 Jahre alte Hafenkran, der unter Denkmalschutz steht und derzeit restauriert wird.

Der graue Stahlkoloss erinnert an den industriellen Aufschwung Bergedorfs und ist ein echter Hingucker, der das maritime Flair am Serrahn unterstreicht, welches auch Ando Yoo mit einigen gestalterischen Akzenten aufgegriffen hat. So gibt es auf Bergedorfs neuer Promenade, die wie die Terrassen knapp zwei Millionen Euro gekostet hat, Holzbänke, die in ihrer Form den Hamburger Hafenschuten nachempfunden sind. Als Straßenbelag wurde fußgängerfreundlicher, geschnittener Granitpflasterstein verlegt. Auf der Wasserseite sorgt ein Geländer für Sicherheit, zwischen Gastro- und Laufzone eine Reihe Kobushi-Magnolien für Auflockerung.

Alte Holstenstraße und süße Ansichten

Schnell haben die Bergedorferinnen und Bergedorfer die neue Ausgeh- und Flaniermeile für sich entdeckt. Kein Wunder, bietet sie doch neben der schönen Hafenkulisse mit zahlreichen Restaurants, Cafés und Bars sowie einem Kaufhaus vielfältige Möglichkeiten zum Schlemmen und Shoppen. Man könnte auch sagen: Der Weg ist jetzt das Ziel vom CCB hinauf zur Alten Holstenstraße. Dort folgt übrigens demnächst der dritte und letzte Teil des Zukunftsprojekts „Serrahn 2030”: Der Bereich zwischen City-Kreisel und der Kirche St. Petri und Pauli soll optisch aufgewertet und das unebene Pflaster ersetzt werden. Ein Stück weiter östlich stehen mit dem Abriss der beiden ehemaligen Karstadt-Häuser und des Parkhauses weitere einschneidende Veränderungen an, die das Gesicht der City prägen werden.

Am Serrahn kann dieser Wandel durchaus als gelungen bezeichnet werden. Dem Verein Bergedorfer Hafen und Kaffee Timm gefällt die Verschönerung so sehr, dass sie jetzt mit einer ungewöhnlichen Kampagne auf das Areal aufmerksam machen: Handgefertigte Pralinen der Firma Wagner aus Brunsbüttel, seit Jahren im süßen Sortiment der Bergedorfer Traditionsrösterei, haben ab sofort einen neuen Deckel. In der ersten Auflage zeigen die 200- und die 100-Gramm-Schachteln eine Zeichnung der Kupferhofterrassen. Und mit einer Ansicht der frisch sanierten Serrahnstraße ist bereits der nächste Lieblingsort am Hafen in Vorbereitung. pl

Herbstlicher Landmarkt

Am 24. und 25. September verwandelt sich die Bergedorfer Innenstadt in eine herbstlich-ländliche Schlemmer- und Shoppingmeile: Auf dem Landmarkt (Samstag von 10 bis 18 und Sonntag von 11 bis 18 Uhr) in den Fußgängerzonen Alte Holstenstraße und Sachsentor bieten Selbsterzeuger aus der Region Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch an. Außerdem sind viele Aussteller mit bäuerlichem Kunstgewerbe, Blumen und Pflanzen vor Ort und auch kulinarisch wird einiges geboten. Auf dem Bahnhofsvorplatz gibt’s Hüpfburgen, Kinderschminken und vieles mehr. Passend dazu ist am 25. September von 13 bis 18 Uhr verkaufsoffener Sonntag. pl


Zur Baukultur im Norden

Conrad Wilhelm Hase gilt als einflussreichster Architekt des 19. Jahrhunderts in Norddeutschland. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass der Ziegel als Fassadenstein salonfähig wurde. Seine Architektur und die seiner Schüler setzte sich deutlich vom überladenen Klassizismus oder der Gründerzeit ab. Am Dienstag, 27. September, stellt Prof. Dr. Martin Pries von der Leuphana Universität Lüneburg in der Freien Lauenburgischen Akademie in Wentorf, Hauptstraße 18d, das Schaffen von Conrad Wilhelm Hase vor. Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. pl


Poesie trifft Piano

Frieder Bachteler stellt am Sonntag, 25. September, 16 Uhr, im Kulturzentrum an der Serrahnstraße 1 in Bergedorf deutsche Gedichte von Goethe oder Eckenga in neue Zusammenhänge, etwa mit der Bundestagswahl, der Debatte um die Eröffnung des Humboldt-Forums in Berlin oder der Fußball-EM. Pianist Hajo Sassenscheidt greift die Gedichte auf mit Improvisationen und Jazz-Standards von Victor Young bis Chick Corea. pl

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