Die Suche nach dem Wort Vorstellungsgespräch liefert bei einem bekannten Onlinehändler in der Kategorie Bücher rund 1200 Treffer. Die Zahl der Ratgeber zeigt, wie groß der Beratungsbedarf und wie schwierig die Orientierung ist.

Gesprächsverhalten trainieren, Gestik und Mimik kontrollieren und auch ohne Berufserfahrung souverän auf unerwartete Fragen reagieren: „Vorstellungsgespräche sind eine große Druck- und Prüfungssituation, die maßgeblich die berufliche Zukunft beeinflussen können“, sagt Kristina Usko. Die Berufsberaterin bei der Hamburger Agentur für Arbeit kennt die Sorgen und Nöte junger Bewerberinnen und Bewerber – und analysiert gemeinsam mit ihnen, warum es bisher nicht funktioniert hat. Dabei nimmt sie immer wieder Ängste und große Verunsicherung wahr. Bei Absagen rät Usko Bewerbern, unbedingt beim Unternehmen anzurufen und nachzufragen. „Vielleicht helfen die Antworten für die nächsten Bewerbungen, oder der Bewerber bringt sich sogar noch einmal ins Spiel: als motivierter und hartnäckiger Ersatzkandidat.“

Damit es bei den Gesprächen funktioniert, bietet die Arbeitsagentur ein großes Beratungsangebot, das natürlich in Corona-Zeiten eingeschränkt werden musste. Im Vordergrund steht derzeit die telefonische Beratung. Ergänzend dazu bringt die Jugendberufsagentur (www.jba-hamburg.de) seit Beginn der Pandemie den Newsletter „Berufs- und Studienwahl“ heraus.

Aktuell kommen bei Vorstellungsgesprächen vermehrt Telefon- und Videointerviews zum Einsatz . Usko rät, bei der Vorbereitung vor allem den potenziellen Arbeitgeber genau unter die Lupe zu nehmen. „Oft fehlt die nachvollziehbare Erklärung für die Bewerbung bei genau diesem Unternehmen“, sagt sie. Hier gilt es, mit Firmenwissen zu punkten: Geschäftszahlen, Produkte und Dienstleistungen, Marktstellung, künftige Herausforderungen oder die öffentliche Wahrnehmung und Berichterstattung über das Unternehmen in den Medien. Gut ist es, wenn man einen Bezug aus seiner Persönlichkeit heraus zu einer Firmenphilosophie oder den Produkten herstellen kann. „Bei der Recherche zu potenziellen Arbeitgebern sind auch soziale Medien und Karrieremessen hilfreich“, sagt Martina Uppendahl. Sie ist Bewerbungscoach und Inhaberin der Firma „Erfolg hat Profi(l)“ in Hamburg. Zu den relevanten Messen in der Hansestadt zählt sie insbesondere Stuzubi, AbiUp und die Vocatium. Auch die Handelskammer ist bei der Suche nach Unternehmensinformationen eine gute Adresse.

Zur Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch wird der Ablauf von Bewerbungsgesprächen simuliert. „Am wichtigsten ist es zunächst, die eigene Wirkung zu optimieren, also die Körpersprache, Mimik, Gestik und Haltung. Dazu kommt das freie Sprechen in Form einer Selbstpräsentation.“ Das lässt sich im Rollenspiel oder im Gespräch mit einer anderen Person gut einüben, die wie Uppendahl ein qualifiziertes Feedback geben kann. „Lockerheit bei der eigenen Präsentation ist wichtig, um auch auf unerwartete Fragen angemessen reagieren zu können“, sagt sie. Die Entscheidungsgründe für die Berufswahl erfordern eine genaue Kenntnis der Tätigkeitsfelder und Rahmenbedingungen.

Viele Informationen über unterschiedliche Berufe finden Bewerber im Internet, zum Beispiel auf der Seite Berufenet der Agentur für Arbeit (www.berufenet.arbeitsagentur.de).

Im Bewerbungsgespräch für einen Ausbildungsplatz kann man statt mit Berufserfahrung mit der eigenen Persönlichkeit punkten. Wer kein Abitur hat, kann vielleicht Praktika, Schülerjobs oder ehrenamtliches Engagement vorweisen. Hobbys können Teamfähigkeit belegen, Auslandsaufenthalte unter der Rubrik Horizonterweiterung oder Verbesserung der Sprachkompetenzen verbucht werden. „Am Ende gewinnt bei gleicher Leistung die Sympathie. Es muss einfach passen – auch menschlich“, sagt Martina Uppendahl. Bastian Hebbeln

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