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Themenwelten Hamburg
Wie die Eisenbahn, ein Freibad und das Gut Marienhöhe die Heimatgeschichte prägten

Das grüne SÜLLDORF in der großen Stadt

Christiane Bülow liebt ihr Sülldorf. Der Spielplatz direkt an der Festwiese ist heute ein Treffpunkt für Familien

Wenn Christiane Bülow von ihrem Heimatdorf erzählt, dann strahlt sie pure Freude aus. Das Erstaunlichste ist dabei, dass dieses Dorf in einer Stadt liegt, in einer großen Metropole, in Hamburg. „Sülldorf hat trotz Straßen-, Häuser- und Bahnbaus immer noch etwas Dörfliches“, erzählt die 52-Jährige. Die Mutter von Christiane Bülow ist eine geborene Ramcke, und diese Familie gehört schon seit vielen Generationen zur Gemeinde. „Als ich klein war, konnten wir noch auf der Straße spielen. Die Ansage unserer Mütter war, dass wir nach Hause kommen sollten, wenn die Straßenlaternen angingen“, erzählt Christiane Bülow.

Treffpunkt Freibad

Das 1962 eröffnete Sommerbad Marienhöhe war für die Jugend von Anfang an ein großer Treffpunkt. Hier kamen nicht nur Mädchen und Jungen aus dem Stadtteil. „Vom Bahnhof pilgerten große Gruppen zur Marienhöhe hinauf und abends wieder zurück. Gern wurde der Badbesuch mit einem Eis begonnen und abgeschlossen“, erinnert sich Christiane Bülow. Das Eiscafé an der Kreuzung zur großen Landstraße gibt es bis heute – nur die Straße ist vier- statt zweispurig, und die Pilgerströme sind im Sommer nicht mehr ganz so groß, seitdem Eltern ihre Kinder nicht mehr ganz so freigiebig durch die Welt ziehen lassen.

„Wir haben viel in der Natur gespielt, den Wald entdeckt, die Kieskuhlen erobert“, berichtet Christiane Bülow. Heute sei das Familienleben mehr strukturiert. Nicht abgesprochene Treffen gebe es kaum noch. Stattdessen würden immer mehr Kinder so früh wie möglich im Kindergarten und in der Vorschule abgegeben und sollten dort so lange wie möglich bleiben. Darunter leide auch das Engagement von Eltern für Kindertagesstätte und Schule.

Engagierter Bürgerverein

Trotzdem sei die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, in Sülldorf noch größer als in den meisten anderen eher städtisch geprägten Stadtteilen Hamburgs. Diesen Einsatz für das Leben vor Ort hoch zu halten, ist ein Ziel des Bürgervereins SülldorfIserbrook, den Christiane Bülow seit Februar leitet.

Die gelernte Bauzeichnerin hat gemeinsam mit ihrem Mann drei Kinder großgezogen, die jetzt 20 bis 25 Jahre alt sind. Nun ist wieder mehr Zeit, um sich hauptberuflich um das gemeinsam getragene Geschäft zu kümmern, ein Transportunternehmen, das von der Briefzustellung bis zum kleinen Umzug alle Aufgaben übernimmt.

Den Job für den Bürgerverein lebt Christiane Bülow mit ganzer Leidenschaft aus. Klar, dass sie und ihre Mitstreiter beim Fest der Freiwilligen Feuerwehr ebenso aktiv dabei sind wie beim Erntedankumzug. „Wir halten das Kindergrün, eine Olympiade für unsere Schulkinder, als Teil unserer Tradition in Sülldorf aufrecht“, erzählt die 52-Jährige. Aber auch in die Politik mischt sich die Gruppe ein. „Unser Ziel ist es, Sülldorf als letztes Geestdorf Hamburgs zu erhalten und die Feldmark nicht komplett bebauen zu lassen“, berichtet Christiane Bülow. Über ein monatlich verbreitetes Mitteilungsblatt wird über alles informiert, was sich in den beiden beteiligten Stadtteilen tut – gerade wird heftig debattiert über die von der Stadt Hamburg geplante hohe Bebauung an der Bundesstraße. Christiane Bülow: „Das muss im Rahmen bleiben, muss zu Sülldorf passen und nicht darüber hinausschießen. Wichtig für das Leben im Stadtteil wären mehr Einzelhandelsgeschäfte für den alltäglichen Bedarf wie Fleischer, Gemüsehändler und Bäcker.“

Trotz aller modernen Entwicklung solle Sülldorf ruhig und beschaulich bleiben, meint die Bürgervereins-Vorsitzende. Dieser Dorfcharakter ziehe seit Jahren auch viele neue Familien nach Sülldorf. Und mit den Familien wächst die Verbundenheit zu dem Ort, der 1256 erstmals urkundlich erwähnt wurde. mra

MARIENHÖHE

Durch das hügelige Gelände des Waldparks Marienhöhe führt ein großer Rundweg zwischen hohen Mischwäldern hindurch – mittendrin das Sommerfreibad und ein weißes Herrenhaus, das einst den Mittelpunkt eines Gutshofs bildete Fotos: Rahn
Durch das hügelige Gelände des Waldparks Marienhöhe führt ein großer Rundweg zwischen hohen Mischwäldern hindurch – mittendrin das Sommerfreibad und ein weißes Herrenhaus, das einst den Mittelpunkt eines Gutshofs bildete Fotos: Rahn

Das Gut Marienhöhe im Osten des Waldparks gehörte einst zu einem ehemaligen Ziegeleigelände, dem früheren „Haidhof“. Dieser wurde 1871 vom Kaufmann Simon Heeren erworben und in „Gut Marienhöhe“ umbenannt. Die Ziegelei wurde vor etwa 140 Jahren abgebrochen. Noch sind Reste des alten Ziegeleiteiches als tannenbestandene Senke erkennbar. Beim Bau des Sommerbades Marienhöhe wurde der Teich mit dem Aushub verfüllt. Weitere Spuren erzählen von der wechselvollen Geschichte des Parks. Zwei Teiche östlich des großen Spielplatzes gehören zu einer ehemaligen Kiesgrube, die bis Anfang der 60er-Jahre betrieben wurde. Der Spielplatz entstand durch die Renaturierung des Geländes. Ein Ausflug in den Waldpark Marienhöhe und ein Spaziergang dort lohnen sich zu jeder Jahreszeit. Im Winter ist das Gelände durch seine Rodelhänge sehr beliebt.

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