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Der Freiwilligendienst im Sport ist abwechslungsreich und kann bei der Berufsorientierung helfen

Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Hamburg: Im Team durchstarten

Dado Dietel absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr bei den FC St. Pauli Rabauken. FOTO: JUTTA VIELBERG

Das hatte der junge Mann in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet: „Es waren fast die besten Tage meines bisherigen Lebens“, sagt Dado Dietel begeistert. Sein überaus positives Fazit nach einem Jahr Jugendfreiwilligendienst bei den FC St. Pauli Rabauken ist gleichermaßen ein dickes Lob für die Kiezkicker wie für die Hamburger Sportjugend (HSJ), die als Trägerin das Gesamtprojekt betreut.

In den Sportvereinen oder -verbänden der Hansestadt absolvieren jedes Jahr 140 bis 160 junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst (BFD). „Viele kommen frisch von der Schule und suchen nach Orientierung“, sagt Ina Buck. Die Sportwissenschaftlerin ist bei der HSJ die zuständige Referentin für Freiwilligendienste im Sport.

Die Aufgaben sind vielfältig, der Fokus liegt auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: Mannschaftsbetreuung, Schulkooperationen, Platzpflege, Organisation von Sportevents oder auch administrative Tätigkeiten gehören zum Repertoire – je nach Profil des Vereins. Rund 111 zugelassene Einsatzstellen gibt es in Hamburg. „Die Vereine müssen ein pädagogisches Konzept vorlegen und ein Anerkennungsverfahren durchlaufen, um Freiwillige zu beschäftigten“, sagt Buck. Der Dienst hat viele Facetten und bietet gerade jungen Menschen die Chance, Persönlichkeit und Kompetenzen weiterzuentwickeln, sich gesellschaftlich einzubringen und beruflich zu orientieren.

Das war auch die Motivation für Dado Dietel.„Nach meinem Abi habe ich ein einjähriges Orientierungsjahr mit Studium generale am Salem Kolleg am Bodensee absolviert, um verschiedene Studiengänge kennenzulernen“, berichtet Dietel. Danach konnte er sich zwei Studiengänge vorstellen: BWL mit Schwerpunkt Entrepreneurship oder Sportmanagement. Auf einem Orientierungstag der IBA University in Hamburg brachte ein Ex-FSJler ihn auf die Idee, sich bei St. Pauli für den Freiwilligendienst zu bewerben. Der 20-Jährige, der seit der G-Jugend erst beim Niendorfer TSV und nun bei Eintracht Lokstedt kickt, wurde mit 14 weiteren jungen Frauen und Männern bei den Rabauken angenommen. „Nach einer Einführungswoche im August wurden wir sofort auch als Betreuer in mehrtägigen Camps eingesetzt“, sagt Dietel. Nicht nur in Hamburg: Von Flensburg bis Weil am Rhein organisieren die Rabauken gemeinsam mit Kooperationsvereinen bundesweit Feriencamps. Der Leistungsgedanke steht dabei nicht im Vordergrund. „Wir wollen Spaß am Sport vermitteln, Teamgeist fördern und Werte wie Fairness, Respekt, Vertrauen und Toleranz vorleben.“

Gruppen altersgerecht anleiten, Jugendbildungsarbeit leisten, Vorbild sein – darauf legt auch die Hamburger Sportjugend großen Wert. „In Begleitseminaren vermitteln unsere Fachkräfte das Basiswissen, in Gruppen erarbeiten die Freiwilligen konkrete Konzepte etwa für die Gestaltung eines sportlichen Nachmittags für Grundschüler“, erklärt Referentin Ina Buck. Auch die dunklen Seiten im Sport werden ausgeleuchtet: „Prävention sexualisierter Gewalt ist fester Bestandteil unserer Agenda.“ Insgesamt sind während des Freiwilligendienstes 25 Seminartage vorgesehen. Das Gerüst bilden jeweils fünftägige Einführungs-, Zwischen- und Abschlussseminare der HSJ. Mit viel praktischem Nutzen für die Teilnehmer: Nach dem zweiten Begleitseminar können sie die Jugendleiter-Card beantragen und so in vielen Fällen eine erste Lizenz erhalten. Die restlichen Seminartage sind frei wählbar – und werden zum Beispiel für eine Erste-Hilfe-Ausbildung oder, je nach Profil in der Einsatzstelle, für den Erwerb weiterer Trainerlizenzen genutzt.

In Zeiten von Corona sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Die Seminargruppen mit 20 bis 25 Teilnehmern treffen sich seit Ausbruch der Pandemie auf einer Onlineplattform zu ihren Pflichtveranstaltungen: „Sicher ist der Austausch noch intensiver, wenn wir beispielsweise in unserer Ferienanlage in Schönhagen an der Ostsee fünf Tage zusammen sind. Aber wir machen das Beste daraus und haben viel positives Feedback von den Freiwilligen erhalten“, sagt Referentin Buck. Das liegt bestimmt auch daran, dass die Freiwilligen motiviert werden, Seminare mitzugestalten oder auch neue Projekte zu etablieren. So hatte Dado Dietel die Idee zu einem Berufsorientierungstag mit Stärke-Schwächen-Analyse, Recherchespielen und Vorträgen von Arbeitsmarktexperten und Praktikern aus der Sportwelt. Das Format hat Eindruck gemacht: „Ich durfte es auf der bundesweiten Freiwilligendienst-Tagung der Deutschen Sportjugend und später auf der Bund-Länder-Fachtagung vorstellen. Das war eine große Ehre“, sagt Dietel. Dem Rabauken-Team wird er auch künftig als Trainer erhalten bleiben. Und die berufliche Zukunft? „Nach diesem großartigen Jahr habe ich mich für Sportmanagement entschieden.“ Peter Lindemann

Info

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist der älteste und am weitesten verbreitete Jugendfreiwilligendienst. Die Vollzeittätigkeit ist überwiegend auf ein Jahr ausgelegt. Der Dienst wird mit einem monatlichen Taschengeld von 306 Euro vergütet. Die Einsatzstellen übernehmen die Sozialversicherungsbeiträge, das Kindergeld wird weitergezahlt. Der Freiwilligendienst kann als Wartesemester bei Hochschulen angerechnet werden.

Weitere Infos: www.hamburg.de/freiwilligenjahr


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