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Wenn der Opa, die Oma, der Bruder, die Schwester, ein Elternteil oder eine andere nahestehende Person stirbt, kann diese Verlusterfahrung für ein Kind oder einen Jugendlichen sehr einschneidend und prägend sein

Wie Kinder trauern: Mechthild Miller und Raili Koivisto über Hamburger Trauerarbeit

Mechthild Miller im Gespräch mit einer trauernden Jugendlichen Foto: Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit / Clemens Schneider

Kinder trauern anders, vor allem sind sie in ihrer Trauer viel pragmatischer als Erwachsene“, sagt Raili Koivisto von der Beratungsstelle CHARON. Mechthild Miller vom Hamburger Zentrum für Kinder und Jugendliche in Trauer spricht in diesem Zusammenhang gern von „Pfützentrauern“. „Einen Moment geht es ihnen richtig schlecht. Und im nächsten Moment springen sie aus ihrer Pfütze heraus und rein ins Leben. Das kann für Erwachsene irritierend und schwer nachvollziehbar sein“, so die Erfahrung der Trauerbegleiterin. Sie empfiehlt Eltern, Großeltern und allen dem trauernden Kind Nahestehenden, mit diesem über den Tod ins Gespräch zu kommen und dabei gestellte Fragen immer ehrlich zu beantworten. Wenn die Kinder nicht sprechen wollen, sollte dies jedoch nicht erzwungen werden. Und: Die Kinder sollten den Zeitpunkt zum Gespräch bestimmen. Mechthild Miller: „Kinder müssen da Offenheit erleben, die eigenen Gefühle dürfen unbedingt gezeigt werden.“ Doch das ist gerade für Eltern oftmals schwierig: „Der Impuls, die eigenen Kinder schützen zu wollen, ist naturgemäß meistens sehr ausgeprägt“, weiß die Trauerbegleiterin. Dennoch ermutigt sie dazu, Kinder in die Trauer der Familie miteinzubeziehen, statt sie außen vor zu lassen, und sie, sofern sie dies wünschen, zur Trauerfeier mitzunehmen, damit der Tod für sie realer wird. Hilfreich könne es zum Beispiel sein, zur Trauerfeier eine Person einzuladen, die sich dann speziell um das Kind kümmert. „Entsteht ein verzerrtes Bild vom Tod, kann dies für die spätere Entwicklung der Kinder nicht gut sein“, gibt Mechthild Miller zu bedenken.
 

In den Trauergruppen wird auch viel gespielt Foto: Clemens Schneider
In den Trauergruppen wird auch viel gespielt Foto: Clemens Schneider

Das Hamburger Zentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Trauer wurde 2009 als gemeinnütziger Verein gegründet, um Kindern und Jugendlichen, die vom Tod eines nahestehenden Menschen betroffen sind, eine Anlaufstelle zu bieten, wenn sie mit ihrer Trauer nicht (mehr) allein zurecht kommen. Seit Januar 2019 ist das Diakonische Werk Hamburg Träger des Zentrums. Die Begleitung der Kinder erfolgt in Gruppen von Gleichaltrigen (ab sechs Jahren). Dort werden vielfältige, auch kreative Angebote gemacht, die dabei helfen, sich der Trauer anzunähern, sie zu äußern und zu gestalten. Die Treffen finden 14-tägig statt, die Dauer der Teilnahme ist variabel. Wenn sich ein Kind oder Jugendlicher nicht gleich festlegen möchte, kann eine Schnupperteilnahme vereinbart werden. csl

Weitere Infos:
www.kinder-in-trauer.de
Tel. 30 62 03 80
 

Café Achterbahn für trauernde Jugendliche

Der Malteser Hilfsdienst Hamburg lädt trauernde Jugendliche von 14 bis 18 Jahren immer sonntags dazu ein, ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Café Achterbahn miteinander zu teilen. In Kreativangeboten erhalten sie Raum, ihre Gefühle auszudrücken. Betreut wird die Café-Runde im Malteser Jugendzentrum Manna in Volksdorf am Ahrensburger Weg 14 von einer hauptamtlichen Kinder- und Jugendtrauerbegleiterin und einer ehrenamtlichen Trauerbegleiterin. Die nächsten Termine: 28. November und 19. Dezember. Das Angebot ist kostenlos.

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