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Themenwelten Hamburg
Fünf Experten aus Hamburg verraten die aktuellen Trends bei der Wandgestaltung. Schon auf kleinen Flächen lassen sich Akzente setzen

Das Comeback der Tapeten

Mit der richtigen Tapete kann man die Stimmung eines Raums unterstreichen. A.S. CREATION TAPETEN

Völlig überraschend avancierte im Jahr 1864 die von Apotheker Hugo Erfurt eigentlich nur zur Schaufensterdekoration erfundene Raufasertapete zum Kassenschlager. Denn sie hatte unschlagbare Vorteile: Sie war günstig, gleicht auch leichte Wandunebenheiten aus und kann mit der Lieblingsfarbe überstrichen, einem Raum einen ganz individuellen Look verleihen. Die letzte Hochzeit der ungleichmäßig mit Holzfasern strukturierten Tapete liegt nun allerdings schon ein paar Jahrzehnte zurück. In den 80er- Jahren waren zuletzt kahle Wände schick und modern. Inzwischen gilt Raufaser vielen als spießig und langweilig. Heute gibt es vielfältige Gestaltungsideen und Anbieter, die breite Produktpaletten für ganz individuelle Wandlösungen bereitstellen. Im Trend liegt beides: schlicht verputzte Wände ohne Tapete ebenso wie ausdrucksstarke Stofftapeten oder Holzverkleidungen. Hedda Möller

ARZU KARTAL, ARZU KARTAL INTERIOR STUDIO & CONCEPTS

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Für mich persönlich ist ein Raum ohne Wanddekoration in Form von Kunst, Tapete oder anderen gestalterischen Elementen noch unfertig. Denn das sind die i-Tüpfelchen, um einen Raum in seiner Atmosphäre zu vollenden. Wanddekoration beziehungsweise Wandmalerei gehörte schon immer zu unserer Geschichte dazu, man denke nur an Höhlenmalerei oder die Wandmalereien in der Antike. Ich persönlich liebe Tapeten, denn diese sind Kunst in großem Format, und die Wirkung ist je nach Motiv gigantisch. Der Trend von Tapeten ist ja auch schon eine Weile in Deutschland angekommen, und die Kunden sind mutiger geworden in Bezug auf Tapeten. Besonders Wandverkleidungen in Holz oder Steinoptik sind sehr beliebt, ebenso Wandobjekte in Metall oder Holz. Meine absoluten Lieblinge sind die Wandteller von Fornasetti mit den Gesichtermotiven, die absolut zeitlos sind und zum Designklassiker gehören.Ich habe im WC ein Teller mit dem Finger auf den Lippen – soll heißen „sei still, stilles Örtchen.“ Da ich auch gerne etwas neckische Dekoration mag, finde ich außerdem die Dekorationen von Umasqu toll. Mit entsprechenden Bildern kann man auch ein Mix an der Wand daraus gestalten. Mein Fazit; kahle Wände sind wie ohne Schmuck.
www.arzukartal.com

ANNA-LENA BROSZIO, DIE WÄSCHEREI

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Die Nachfrage nach Tapeten steigt derzeit rasant. Gefragt sind vor allem Vliestapeten, da sie sich schnell mit einem feuchten Tuch abwischen lassen und durch die Stoffstruktur leicht anzubringen sind. Motiv- und Farbentechnisch wird es bunt und grafisch. Der Trend geht zum Colour-Blocking, sprich Komplementärfarben wie Rot und Grün, Gelb , Blau in einem Motiv. Ebenso beliebt sind viele Varianten der Farbe Rot, sprich Beerentöne in allen Nuancen. In den meisten Fällen wird eine Akzentwand tapeziert und die restlichen Wände des Raumes in einer schlichten Farbe gestrichen, sodass die Tapete als Eyecatcher im Vordergrund steht. Sehr beliebt sind aktuell auch metallische Akzente in Gold, Silber oder Kupfer, wie zum Beispiel bei den Firmen Casamance und Casadeco aus Frankreich. Dies wirkt auf großer Fläche edel und ausgefallen und lässt sich perfekt mit anderen Metallen im Raum kombinieren. Häufig werden Tapeten auch indirekt beleuchtet, etwa durch Spots, um sie in den Vordergrund zu stellen wie ein großes Wandbild.
www.die-waescherei.de

ALEXANDRA LINDEMANN, INTERIOR DESIGNS

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Wände bieten viel Potenzial der Individualisierung. Generell gilt: Eine einheitliche Wandgestaltung strahlt Ruhe aus. Tapete fällt auf. Wer es ruhig mag, dem empfehle ich hochwertige, pigmentierte Farben von Little Greene, Painting the Past und Farrow and Ball. Visuelle Erlebnislandschaften entstehen durch naturalistische Motive–etwa ein Meeresbild oder eine Wildblumenwiese, die den Eindruck von Weite vermitteln. Solche Motive eignen sich beispielsweise für die Badgestaltung. Diese Tapeten sind in der Verwendung vergleichbar mit Fliesen, sie sind wasser- und scheuerresistent. Im Wohnbereich bieten mit Stoff bespannte Wände oder Stofftapeten die Möglichkeit, das Zuhause in etwas Besonderes zu verwandeln. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt, wie die Fülle an Motiven zeigt. Ob aufwändige oder dezente Muster, Naturlandschaften, fröhliche, minimalistische oder dramatische Tapeten: Jedes Motiv sollte auf die Größe der Wand abgestimmt sein, um seine Wirkung zu entfalten. Besonders elegant ist der Zusammenklang von Tapeten und Stoffen: In fast allen namhaften Stoffhäusern werden passende Tapeten-Kollektionen zu den Stoff-Kollektionen angeboten. Zudem sind Wandbespannungen aus Stoff etwas, was nicht jeder kennt oder hat.
www.alexandralindemann.de

KATHARINA DOBBERTIN, INNENARCHITEKTIN

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Ich empfehle meinen Kunden immer eine Abtrennung einzelner Bereiche in einem Raum–etwa in einem Loft. Dabei hilft eine intelligente Wandgestaltung. Ob Arbeitsbereich, Essinsel oder Schlafecke: Kräftige Farben und große Grafiken in Form markanter Tapeten schaffen optisch getrennte Welten und zugleich innere Orientierung. Auch die Natur in Form von bepflanzten Grünwänden oder Moosobjekten ist im Trend. Sie machen nicht nur optisch viel her, sondern dienen auch der Gesundheit: Die Pflanzen verwandeln verbrauchte Luft in Sauerstoff. Dekorativ und plastisch wirken Wandelemente mit grafischen Holzstrukturen–gerne auch als Akustikelement – sowie eine künstlerische Wandgestaltung mit alltägliche Objekten. Hier werden Teller, Hüte oder alte Schuhe, angeordnet in Gruppen. Auch bei einer klassischen Wandtäfelung empfehle ich den Einsatz kräftiger Farben, um gezielt Akzente zu setzen.
www.KatharinaDobbertin.de

BENTE STEEN/DANIEL STEEN, INDIVIDUAL INTERIORS

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Seit der ersten Corona-Welle haben viele unserer Kunden das Bedürfnis, ihr Zuhause noch wohnlicher und gemütlicher zu gestalten. Die Wandbekleidung spielt hierbei eine immer größere Rolle. Wir verkaufen viele kaschierte Tapeten, bei denen verschiedene Stoffe wie Seide oder Leinen auf Vlies aufgebracht werden. Durch die leichten Unregelmäßigkeiten bei Farbe und Form der Fäden wirken die Flächen authentisch und lebendig. Auch Paneele, die zusammengesetzt ein Bild – etwa eine Meerlandschaft – statt einem wiederkehrenden Rapport ergeben, liegen im Trend. Was Wandfarben angeht, sind Erdtöne besonders gefragt, vor allem Braun in allen Schattierungen. Erdtöne strahlen Geborgenheit aus. Bei metallischen Tönen ersetzen daher auch Kupfer und Bronze die bisher vorherrschenden Gold- und Silbertöne.
www.danielsteen.com


Die besten Wandfarben für jedes Alter

Rot-Violett beruhigt Babys, blasse Grüntöne reduzieren Stress und Türkis wirkt aktivierend auf Senioren

Je nach Alter, Charakter und emotionaler Verbindung ändern sich unsere Farbvorlieben im Leben. Denn Babys nehmen Farben anders wahr als Erwachsene. Und 50-Jährige anders als 80-Jährige. Warum das so ist und was sich daraus für die Gestaltung von Innenräumen ergibt: Die Antworten geben zwei Experten, die sich täglich mit der Wirkung von Farbe beschäftigen.

Nach dem Unterschied zwischen Hell und Dunkel ist Rot die erste Farbe, die Babys wahrnehmen können. „Die roten Farbsehzellen sind im Zentrum der Netzhaut angesiedelt“, sagt Axel Buether, Farbforscher und Professor an der Bergischen Universität Wuppertal. Statt knallroten Wänden sei für Säuglinge jedoch ein warmes Rot-Violett gut, damit sie sich geborgen fühlen. „Naturnahe Grüntöne haben ebenfalls einen beruhigenden Effekt“, sagt der Kinderpsychologe Jan-David Freund. Er empfiehlt etwa, ein solches Grün gezielt rund um den Wickeltisch oder die Schlafsituation zu nutzen.

Kinder wachsen in die Farbkultur ihrer Eltern hinein. Die ist zum einen durch die Wohnräume zu Hause geprägt, zum anderen von all den fröhlichen Farben, die der Kindheit zugeschrieben werden. „Sie vermitteln Vitalität, Lebensfreude und Individualität“, sagt Buether. Hinzu kommt, dass Kinder die Farben in einem Kontext erleben und zu deuten beginnen. „Angst machen ihnen häufig dunkle Farben wie Schwarz und dunkles Grau“, sagt Farbforscher Buether. Daher sollte man das Kinderzimmer mit hellen Farbtönen gestalten. Zwar mögen Kinder intensive Farben. Allerdings kann zum Beispiel ein starkes Grün auch hyperaktiv machen. Daher empfiehlt Axel Buether, die Sättigung des Farbtons zu mildern, je größer die Wandfläche ist, die damit gestrichen wird. Auch Pastelltöne eignen sich. Gestaltungsexperte Freund findet einen Anstrich des Kinderzimmers in einem hellen Naturton gut. „Kinder bringen mit ihren Kunstwerken schon viel Farbe ins Zimmer.“

Spätestens im Erwachsenenalter haben sich unsere Farbvorlieben gefestigt. „Frauen tendieren häufig zu warmen, Männer zu kühlen Farbtönen“, sagt Prof. Alex Buether. Häufig gestresste, unruhige oder extrovertierte Charaktere fühlen sich wohler, wenn die Wandfarben nicht besonders satt sind. Solchen Menschen empfiehlt Buether Erd- und Sandtöne sowie ein Salbei-Grün. Es hat einen Grauanteil, weshalb es blasser wirkt als andere Grüntöne.

Im hohen Alter nehmen die Augen vieler Menschen nicht mehr das volle Farbspektrum wahr. Insbesondere Blau, Blaugrün oder Violett lassen sich mit der Zeit immer weniger unterscheiden. Besser sind frische Türkis- und Grüntöne in Kombination mit abgetöntem Weiß, sie wirken auch im Alter aktivierend. Zudem helfen deutlich sichtbare Farbkontraste bei der Orientierung. Die im Alter gerne gewählten „Seniorenfarben“ wie Beige und Grau sind aus farbpsychologischer Sicht nicht zu empfehlen. dpa/tmn

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