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Berufswahl

Mehr Fairness durch anonyme Bewerbungen

Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt

In den USA, Kanada oder Belgien sind anonymisierte Bewerbungen schon längst die Norm. Fotos: Baranq/TijanaM/Shutterstock
In den USA, Kanada oder Belgien sind anonymisierte Bewerbungen schon längst die Norm. 
Fotos: Baranq/TijanaM/Shutterstock
Gleiche Qualifikation, ungleiche Chancen: Ein Peter Schmidt wird eher zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen als ein Ömer Yilmaz– und zwar nur aufgrund seines Namens. Diskriminierung bei der Jobsuche ist Alltag in Deutschland. Anonymisierte Bewerbungsverfahren könnten das ändern, meinen die Regierung und Gewerkschaften.

Für Menschen mit einem fremdklingenden Namen ist die Wahrscheinlichkeit, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, niedriger als für ihre Mitbewerber mit deutsch klingenden Namen. Zu diesem Ergebnis kommt etwa eine Studie des Sachverständigenrats für Migration.

Sebastian Bickerich, Sprecher der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, erklärt sich das vor allem durch den zeitlichen Druck der Personalverantwortlichen. Wer von 200 Bewerbern nur 20 zum Bewerbungsgespräch einladen kann, stütze sich auf oberflächliche Ausschlusskriterien: Eine junge Frau hat schlechtere Chancen,weil sie schwanger werden könnte, und jemand mit einem ausländisch klingenden Namen wird wegen der Annahme aussortiert, dass er vielleicht nicht so gut Deutsch sprechen könnte. Auch ältere Arbeitssuchende fallen so frühzeitig durch das Raster und bekommen keine Chance im persönlichen Gespräch.
 
Eine Möglichkeit, gegen die bewusste oder unbewusste Benachteiligung bestimmter Personengruppen vorzugehen, sind anonymisierte Bewerbungsverfahren ohne Namen, Alter und Foto. Übrigens: Bewerbungen mit Foto sind eine deutsche Eigenheit. In den meisten Teilen der Welt sind Fotos auf Bewerbungen unüblich, teils sogar unerwünscht oder ganz verboten.
 
Fotos haben eine stark subjektive Wirkung und werden daher bei anonymen Bewerbungen weggelassen.
Fotos haben eine stark subjektive Wirkung und werden daher bei anonymen Bewerbungen weggelassen.
Mit einem Modellprojekt hat die Antidiskriminierungsstelle bereits gute Erfahrungen gemacht:Fürje12 Monate haben Deutsche Post, Deutsche Telekom, L’Oréal, Mydays, Procter & Gamble, das Bundesfamilienministerium, die Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen und die Stadtverwaltung von Celle nur anonyme Bewerbungen angenommen, 246 Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätze wurden besetzt.

Sowohl Personalverantwortliche als auch Bewerber berichteten positiv von ihren Erfahrungen im anonymisierten Bewerbungsverfahren. Die Hälfte der Unternehmen hat laut Sebastian Bickerich das Verfahren auch nach dem Test beibehalten.
 

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