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400 Autos kommen an die Steckdose

Obwohl Benziner und Diesel weiter gut laufen, setzt die Industrie verstärkt auf Elektromobilität. 400 neue Modelle.

„Das ist er!“ Carsten Isensee, kommissarischer Seat-Chef, stellt die neue Generation des Leon vor.. FOTO: AXEL KELDENICH
„Das ist er!“ Carsten Isensee, kommissarischer Seat-Chef, stellt die neue Generation des Leon vor.. FOTO: AXEL KELDENICH
Eine Zahl, die elektrisiert: Innerhalb eines Jahres wurden in Deutschland 75,5 Prozent mehr Stromautos verkauft. Und doch beträgt ihr gesamter Anteil an Neuzulassungen weiter nur 1,8 Prozent. 59 Prozent der Deutschen entschieden sich weiter für einen Benziner, 32 Prozent – sogar mit leichtem Aufwärtstrend – für einen Diesel. Nun beginnt in turbulenten Zeiten der Auto-Frühling. Jetzt zeigt sich, in welche Richtung es auf den Straßen läuft: Stehen Fahrzeuge, die am Stecker hängen, jetzt vor dem Durchbruch?

Auf dem Genfer Salon, der gestern starten sollte, aber kurzfristig abgesagt wurde, sollte die Elektro-Mobilität im Mittelpunkt stehen. Denn die vielen neuen Volks-Stromer sind nicht aufzuhalten. Selbst SUV und Crossover werden verstärkt in die elektrische Familie aufgenommen. So folgt auf Golf-Bruder ID.3 als „E-Tiguan“ der Golf ID.4. Bei Skoda ist der strombetriebene „Enyaq“ in Planung. Insgesamt fließen 400 neue E-Mobile auf den Markt, 113 alleine in den kommenden Wochen.

Die Zahl der reinen Elektroautos bleibt dabei noch eher gering: Neue Teilzeit-Elektriker sind bewährte Modelle wie Seat Leon, BMW X1 und X2, Subaru Forester, Ford Kuga, Renault Twingo, Clio und Captur oder Nissan Qashqai, die auch weiter als Benziner oder Diesel zu haben sind, und nur auf Wunsch gegen Aufpreis mit trendiger Hybrid-Technik anrollen. So startet der winzige Fiat 500 als Hybrid-Baby für 14.000 Euro und ist damit etliche Scheine teurer als der vergleichbare Benziner. Als kleiner Umweltretter ist der Honda Jazz bald nur noch mit Hybrid zu haben, fast 5000 Euro teurer als bisher.

Neue Technik, mehr Sicherheit, mehr Komfort – all das macht Autos immer teurer. Durchschnittlich 33.580 Euro gibt der Autokäufer für seinen Neuen aus. Vor zehn Jahren waren es noch satte 10.000 Euro weniger. Tendenz: weiter steigend. Denn viele Unternehmen trennen sich von ihren nackten Basis-Autos, die kaum gekauft wurden. Die Folge: Immer mehr Neulinge werden in der Grundausstattung aufgewertet, sind dafür bis zu 3000 Euro teurer als ihre kargen Vorgänger.
 
Mit Vollgas voraus. Der Mercedes AMG hat 612 PS und Hybridtechnik. FOTO: HERSTELLER
Mit Vollgas voraus. Der Mercedes AMG hat 612 PS und Hybridtechnik. FOTO: HERSTELLER
Wer billige Kleine sucht, muss lange suchen, und stößt schließlich auf Zwerge wie den Mitsubishi Space Star oder den Hyundai i10. Verjüngt wurde auch der niedliche Mazda2, der nun ab 14.190 Euro mit 900 Euro Aufpreis startet. Der Klasse der deutschen Knirpse, an denen die Industrie zu wenig verdient, droht das Aussterben. Dafür wachsen die Autos weiter: Der erste Golf GTI war 3,72 Meter lang, sein aufgepeppter Bruder (donnert mit 245 PS in den Handel) misst schon 4,26 Meter. Auch die Welle der SUV überrollt den Markt ungebremst. Dick und breit bereift ist gefragt wie nie. Dagegen bremsen die Verkäufe in der Oberklasse, der oberen Mittelklasse und bei den Vans.
 
Eleganter Stromer: der Audi e-tron Sportback. FOTO: HERSTELLER 
Eleganter Stromer: der Audi e-tron Sportback. FOTO: HERSTELLER 
Mehr Tempo

Auch beim Tempo wird, trotz aller Debatten, weiter zugelegt. Der neue Porsche 718 GTS fliegt mit 400 PS in 4,5 Sekunden auf Tempo 100. Der japanische Schnellläufer Toyota GR Supra bekommt in der fünften Generation frische Kraft und hat nun 265 PS. Im sportlichen Topmodell Skoda Octavia Kombi RS arbeiten über 200 PS – immerhin aber erstmals mit umweltfreundlicher Hybridtechnik. Die Reichen der Welt werden den neuen Mercedes-Maybach GLS 600 lieben, der mit seinen 558 PS von jedem Sparkurs weit entfernt ist.

Und sonst? Audi startet als Bruder des Golf 8 den renovierten A3. BMW überrascht mit dem 2er Grand Coupe. Die E-Klasse von Mercedes hat eine Verjüngung hinter sich.

Und alle Hersteller schwärmen weiter von der elektrischen Zukunft. Doch die Folgen von Corona treffen die Branche besonders hart. Die Absagen der Automessen in Genf und Peking (April) sorgen nun für noch mehr Sand im Getriebe. Von Wolfgang Ibel
 

Kameras ersetzen Rückspiegel

400 Autos kommen an die Steckdose Image 1
Neue Techniken finden den Weg ins Auto – jetzt wird sogar der gute alte Rückspiegel abgeschafft. Die Premiere gibt es im neuen Lexus ES, er hat Kameras und Monitore statt des herkömmlichen Außenspiegels. Die Kameras zeigen das Geschehen neben und hinter dem Fahrzeug auf kleinen Bildschirmen unten an der A-Säule. Sie sollen „unter allen Fahrbedingungen“ eine verbesserte Sicht auf den Bereich hinter und unmittelbar neben dem Fahrzeug ermöglichen und auch die toten Winkel deutlich reduzieren. Eine Weitwinkel-Funktion macht Abbiegen und Rückwärtsfahren sicherer. Zudem soll sich das Bild je nach Verkehrssituation ändern, beispielsweise beim Setzen des Blinkers: Da wird das Kamerabild auf der jeweiligen Seite verbessert. Zudem wird die Sicht seitlich nach vorne optimiert, weil die Kameras kleiner sind als konventionelle Außenspiegel. Die Kameras sind so platziert, dass Regentropfen oder Schnee nicht die Sicht blockieren. Das Kamerabild soll auch bei Nacht klarer werden als ein herkömmliches Spiegelbild. caf
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