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Wozu das Anschreiben noch gut ist

Viele Unternehmen erwarten keinen klassischen Bewerbungsbrief mehr. Die Mühe kann sich aber dennoch lohnen

Vorformulieren mit dem Stift ist sehr hilfreich.FOTO: ISTOCK
Vorformulieren mit dem Stift ist sehr hilfreich.
FOTO: ISTOCK
Deike Uhtenwoldt

Anschreiben, die mit „Sehr geehrter Herr Balmer“ anfangen und mit „freundlichen Grüßen“ enden, landen einfach nicht bei Malte Balmer. Auf der Webseite des Onlinehändlers Otto, bei dem Balmer im Personalbereich tätig ist, wird der 33-Jährige nur mit seinem Vornamen vorgestellt. Umso länger ist die Berufsbezeichnung: Als „Talent Sourcing Manager“ spricht Malte geeignete Kandidaten für Stellenangebote in der IT und Technik an, versucht sie für Otto zu gewinnen und damit für einen Konzern, der für Duz-Kultur – auch im Vorstellungsgespräch – und einfache digitale Bewerbungsverfahren steht.

„Das Anschreiben haben wir schon 2016 abgeschafft“, erklärt Balmer. „Wir wollen den Zeitaufwand für die Bewerber so gering wie möglich halten und ihnen die Auseinandersetzung mit einer DIN-Norm ersparen.“ Mit Norm DIN 5008 hat das Deutsche Institut für Normung (DIN) in Berlin einmal die Standards für einen Geschäftsbrief festgelegt, vom Absatzabstand (null) bis zur Textausrichtung (linksbündig). Das kann, aber muss man nicht auf das Anschreiben bei einer Bewerbung übertragen, das sich von einem formalen Korsett längst gelöst hat. „Durch die Onlinebewerbungstools wird das Anschreiben häufig gar nicht mehr formatiert, sondern in einem Fenster hochgeladen“, sagt Karriereberaterin Martina Maushake. Wenn es nicht sogar, wie im Fall des Otto-Konzerns oder der Deutschen Bahn, ganz wegfällt: „Das Anschreiben hat an Bedeutung verloren.“

Die Karriereberaterin findet das schade: „Am Anschreiben kann man erkennen, ob der Bewerber die Position verstanden hat.“ Während im Lebenslauf häufig nur Fakten aufgezählt werden, stelle das Anschreiben Verbindungen her. „Es spiegelt Interesse, Motivation und Eignung wider“, so Maushake. Wer daher wegen der abnehmenden Bedeutung des Anschreibens nur einen kurzen Dreizeiler unter einem formalen Betreff „Ihre Stellenanzeige vom …“ entwirft, vergebe Chancen. Ein individuell formuliertes Anschreiben, das den Tenor der Ausschreibung professionell einfängt, sei ohne Zweifel Arbeit. „Aber das erkennt auch die andere Seite“, betont Maushake. Zudem schule es für das Vorstellungsgespräch und weitere Bewerbungen. „Das lohnt sich.“

Personaler Malte Balmer sagt hingegen: „Das Anschreiben ist das Gegenteil von Kreativität.“ Schnell und bequem bewerben – das ist das Otto-Motto: ein paar persönliche Daten eingeben, zwei Motivationsfragen beantworten, Lebenslauf hochladen – fertig! Die Kürze, so Balmer, führe zur Fokussierung und Duzen zu mehr Augenhöhe: „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Wer mehr schreiben will, könne weitere Dokumente hochladen: „Das wird nicht negativ bewertet, und wir lesen uns das auch durch.“ Als Malte Balmer selbst noch Schulabgänger war, hat er sich zunächst für eine Banklehre entschieden. Und sich ganz klassisch beworben – mit einem förmlichen Anschreiben und erfolgreich. 17 Jahre später gibt es in Banken in der Regel immer noch andere Erwartungen an Bewerber als etwa in Start-ups. Und dem muss eine gute Bewerbung auch gerecht werden, betont Martina Maushake: „Beachte die Codes, stelle eine Nähe zur Ausschreibung her, aber schreibe diese auf keinen Fall ab.“

Zeit, die Zukunft zu planen

Wer nach diesem oder dem nächsten Schuljahr seinen Abschluss in der Hand hält, sollte jetzt die Weichen für seine berufliche Zukunft stellen. Zwar ist das Angebot an Ausbildungsplätzen und Studienmöglichkeiten groß wie nie, doch nur wer sich rechtzeitig kümmert und weiß, was er oder sie später beruflich machen will, kommt ans Ziel.

Die „AuStEr“ vom Hamburger Abendblatt ist ein Ratgeber für Ausbildung, Studium und den erfolgreichen Start ins Berufsleben. Neben vielen Tipps für Bewerber stellen wir auch in dieser Ausgabe wieder einige Azubis und Studenten vor, die von ihrer Arbeit berichten. Die Beispiele sollen zeigen, wie vielfältig die beruflichen Möglichkeiten heute sind, doch für eine umfassende Übersicht reichen dafür natürlich keine 16 Seiten. Deshalb lohnt es sich, auch mal in die bereits erschienenen Ausgaben der „AuStEr“ zu schauen, die übrigens immer auch nach den Sommerferien einmal kommt – und dann noch umfangreicher. Zu finden sind diese Ausgaben mit vielen weiteren Porträts und Infos im Internet unter sonderthemen.abendblatt.de/karriere
 

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