Zum Sitzen, Ausruhen – und Schlafen
In meinem Gästezimmer steht ein Schlafsofa, das sich durch Umklappen der Rückenlehne in eine großzügige Liegefläche verwandeln lässt. Darauf haben im Laufe der Jahre viele Freundinnen und Freunde übernachtet – doch meist nur einmal. Während ihres nächsten Hamburg-Besuchs wohnten die meisten lieber bei anderen Freunden oder stiegen im Hotel ab. Der Grund: Meine Schlafcouch sei sehr unbequem, sogar von Rückenschmerzen war die Rede. Diese Folter will ich künftigen Besuchern ersparen. Ein neues Schlafsofa muss her.
Zuerst schaue ich mich im Internet nach Möglichkeiten um. Immer wieder stoße ich dabei auf den Hinweis, mir über den Zweck des Schlafsofas klar zu werden: Dient es als Gästebett für die gelegentliche Nutzung oder als so genannter „Dauerschläfer“ für häufigen oder sogar täglichen Gebrauch?
Hier also liegt der wichtigste Qualitäts- und auch Preisunterschied von Schlafsofas: Die Modelle für Dauerschläfer verfügen über einen Bettkasten, integrierten Lattenrost und hochwertiger Matratze, die sich in der Regel nach vorn entweder herausklappen oder –ziehen lassen. Dabei handelt es sich meist um „Längsschläfer-Modelle“, während bei „Querschläfern“ – wie meinem Modell auch – meist die Rückenlehne nach hinten geklappt wird.
Also kommt nur ein Dauerschlafmodell in Frage: Meine künftigen Besucher sollen nämlich auch mehrere Tage beschwerdefrei schlafen können. Gleichzeitig ist die von der Sitzfläche unabhängige Schlafunterlage der Dauerschläfer auch hygienischer als die zur Liegewiese umfunktionierte Sitzfläche und Rückenlehne eines Sofas. Und auch wegen des begrenzten Platzes in meinem Gästezimmer ist ein Längsschläfer-Bett besser geeignet: Hier kann ein Zweisitzer zu einem großzügigen Bett für zwei Personen umfunktioniert werden. Als Querschläfer-Variante dagegen käme nur ein Dreisitzer in Betracht, da hier die Sitzfläche der Liegefläche entspricht.
Was empfiehlt der Fachhändler? Der erste Weg führt mich zu Betten Rumöller. Im Stammhaus an der Elbchaussee empfängt mich Inhaber Marc Böhle, gleichzeitig Präsident vom Verband der Bettenfachgeschäfte (VDB). Der Experte klärt mich zunächst über die Grenzen eines Schlafsofas auf: „Selbst das technisch ausgefeilteste Modell mit sehr guter Matratze bleibt immer ein Kompromiss“, so Böhle. Anders als oft behauptet erreichten sie niemals den Komfort eines soliden Bettsystems, also mit auf den Schläfer abgestimmter Kombination aus Lattenrost und Matratze.
Wer Gäste nicht vergraulen will, muss Qualität kaufen
Den größten Komfort böten die Schlafsofas von Milano Bedding. Die italienische Traditionsmanufaktur sei führend, was das Zusammenspiel von Komfort, Qualität, Bequemlichkeit, Technologie und Ästhetik angeht. „Die Sofas sind bis ins kleinste Detail durchdacht und lassen sich dabei besonders einfach ausklappen“, erklärt Marc Böhle. Bestes Beispiel ist das Modell Clarke: Das Schlafsofa im Shabby-Chic-Look gibt es als Sessel, Zweisitzer und Dreisitzer, wahlweise mit 14 Zentimeter hoher Standardmatratze oder als 18 Zentimeter hohe Variante für Dauerbenutzung. Bei Clarke könnte ich meine Gäste auf verschiedenen Matratzen betten: Von der klassischen Federkern-, über die besonders bequeme Boxspring-Variante bis zur Latexmatratze sind alle gängigen Modelle im Angebot. Mit der Qualität steigt der Preis: Schon für einen Zweisitzer mit Standard-Federkern muss ich mit ca. 4200 Euro rechnen.
Das zweite Angebot hole ich mir bei Ligne Roset im Stilwerk. Hier treffe ich auf Geschäftsführer Lutz Garner und Multy, ein Klassiker unter den Dauerschlafsofas: Auf dem Lattenrost sorgt vor allem die Bultex-Kaltschaummatratze für hohen Schlafkomfort. Dank sieben verschiedener Festigkeiten innerhalb des Matratzenkerns soll sie jeden Bereich des Körpers optimal unterstützen. Besonders gefällt mir der Ausklappmechanismus mit drei möglichen Positionen: Sitzen, Relaxen, Schlafen. Den Bezugsstoff Amalfi gibt es in fünf Farben: Taupe, Safran, Anthracite, Dark Blue, Grenade. Ein Zweisitzer mit Armlehnen und Bultex-Matratze kostet 3200 Euro.
Auf zur dritten Station. Bei Betten Remstedt empfängt mich Geschäftsführer Maik Mechela. Für ihn ist das „Day-Bett“ aus der Wohnform-Werkstätten – erhältlich in fünf Varianten – die erste Wahl unter den „Dauerschläfern“. „Hier wird dem Liegekomfort der gleiche Stellenwert eingeräumt wie dem bequemen Sitzen“, so der Fachmann. Diese Zwitterfunktion sollen hochwertige Kaltschaum-Matratzen erfüllen. Bettkästen bei den Modellen Nobile L und dem ausziehbaren Doppelbett Duett sorgen darüber hinaus für eine bequeme Aufbewahrungsmöglichkeit der Bettwäsche.
Auch bei der Gestaltung könnte ich meine persönlichen Vorstellungen verwirklichen: Breite, Tiefe sind variabel – Arm- und Rückenlehnen können in unterschiedlichen Tiefen und Höhen angebracht werden, dazu kommt eine große Auswahl an Bezugsstoffen.
Mein Favorit, das Nobile L, ließe sich mit wenigen Handgriffen vom Daybed in ein Doppelbett verwandeln. Neben Bettkasten und Unterfederung verfügt es über einen verstellbaren Kopf-/Fuß-Bereich. Auch hier müsste ich rund 3000 Euro in den Schlafkomfort meiner Gäste investieren.
Später zu Hause stoße ich auf den Infotext zum Daybed, der mir aus der Seele spricht: „Besuch und Kinder bleiben wegen der guten Schlafqualität gerne ein bis zwei Tage länger als geplant“, heißt es da. Auch als Fluchtbett vor dem schnarchenden Ehepartner sei es bestens geeignet.
Jetzt werde ich die Optionen in Ruhe durchdenken. Eines aber ist klar: Abstriche lohnen sich nicht, wenn sich meine Gäste wohlfühlen sollen. HEDDA MÖLLER
Was Sie beim Kauf eines Schlafsofas beachten sollten
Hochwertige Schlafsofas kommen zwar dicht an den Komfort normaler Betten heran, aber sind in der Regel keine Dauerlösung, sondern eher etwas für Gäste.
Vor dem Kauf sollte die Klappmechanik ausgiebig getestet werden, damit die Handhabung zu Hause gewährleistet ist.
Leichtgängig sind Schlafsofas mit Elektromotor. Hier öffnet sich das Schlafsofa per Knopfdruck über eine Fernbedienung (geeignet etwa für Einzimmerappartement in Seniorenresidenz).
Gibt es Rollen unter dem Schlafsofa? Dann kann das Sofa im Raum einfacher bewegt werden.
Liegeflächen können mit Kaltschaum-, Taschenfederkern-, oder Memoryschaummatratzen ausgestattet werden. Auch bei der Unterlage der Matratze gibt es vom Metallgitter bis zum Lattenrost unterschiedliche Qualitätsoptionen.
Bei den Bezugsstoffen des Schlafsofas gibt es eigentlich kaum eine Limitierung. Hier ist die Auswahl an Mustern und Farben sehr groß.