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Weihnachten – wie es früher einmal war

Das war aufregend: Die Kinder haben sich früher wochenlang auf Weihnachten gefreut. Holzklötze und eine Blechspielzeug-Eisenbahn zählten zu den wunderbarsten Geschenken der 1950er-Jahre

Je näher Weihnachten rückte, desto geheimnisvoller wurde es in unserer Familie. Wahrscheinlich waren es die Kerzenlichter auf dem Adventskranz und anderswo in der Wohnung sowie der Duft nach Schmalzgebäck und anderen Keksen, die zu einer aufregendenen Atmosphäre beitrugen. Kurz vor Weihnachten blieb sogar die gute Stube für uns Kinder verschlossen. 

Zum Ritual in der Adventszeit gehörte alljährlich der Weihnachtsbaumkauf. In dicken Jacken und Hosen und mit Woll-Handschuhen ausgestattet, ging es wenige Tage vor dem Heiligabend irgendwo in den Wald. Erstaunlicherweise fand sich jedes Jahr ein anderer Freund meiner Eltern, dem als Landwirt eine Schonung gehörte, in der ein Tannenbaum geschlagen werden durfte.
 

Weihnachten – wie es früher einmal war Image 2

Und dann am Tag, an dem die Spannung auf die Geschenke kaum noch auszuhalten war, tauchte noch eine Frage immer häufiger auf: Kommt der Weihnachtsmann? Ehrlich gesagt, so richtig wohl fühlte ich mich mit dem bärtigen Menschen nie – bis ich mich irgendwann wunderte, warum er in diesem Jahr so schlank geworden war und ich ihm genauer ins Gesicht zu schauen wagte.

Später habe ich selbst des Öfteren den Weihnachtsmann gespielt. Unvergessen bleibt ein spontaner Auftritt bei einer befreundeten Familie meiner Schwester. Die etwa fünf Jahre alte Tochter hatte sich so sehnsüchtig den Weihnachtsmann gewünscht. Doch die Eltern hatten nichts organisiert, aber die Verwandtschaft schickte mich mit Geschenken los.

Der überraschende Besuch am Heiligabend

Ein wenig vorsichtig ließen die ahnungslosen Eltern mich in die Wohnung, während die braunen Augen des Mädchens glücklich leuchteten. Nach meinem Abschied hat meine Schwester das kleine Wunder der heiligen Nacht für die Erwachsenen aufgeklärt. Das Strahlen des Kindes bleibt unvergessen.
 

Es kommt darauf an, was wir daraus machen – heutzutage hat die Aufregung nachgelassen. Dank moderner Internetdienste ist fast alles jederzeit lieferbar Fotos: Pixabay/Montage: Heinemann 
Es kommt darauf an, was wir daraus machen – heutzutage hat die Aufregung nachgelassen. Dank moderner Internetdienste ist fast alles jederzeit lieferbar Fotos: Pixabay/Montage: Heinemann
 

Natürlich waren die Geschenke früher deutlich einfacher als heute. Das größte Geschenk, an das ich mich erinnern kann, war ein neuer Tunnel für die Holzeisenbahn, die mein Bruder vorher bespielt hatte. Heute bestimmen immer mehr elektronische Spielzeuge die Geschenke – auch in unserer Familie haben wir uns davon nicht frei gemacht.

Trotz allem werden Rituale gepflegt: Als die Kinder klein waren, sind wir immer in eine Kirche in der Region gegangen, um das Krippenspiel zu bestaunen. Auch hier hat die alte Geschichte in einigen Kirchen sich längst gewandelt, sodass Maria und Josef auch schon mal per Handy kommunizieren.

Wichtig bleibt uns bei allen Änderungen das gemeinsame Essen am Heiligabend – möglichst mit großer Familie. Aus dem Karpfen von einst am Heiligabend-Mahl ist allerdings auf vielfachen Wunsch eine im Ofen gebackene Forelle geworden.

Ach ja, fast vergessen und doch eine wunderschöne Tradition: Den Weihnachtsbaum holen die mittlerweile großen Jungs und ich weiterhin aus dem Wald – am liebsten selbst gesägt. Michael Rahn

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