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Bei Familie Mortschin im SOS-Kinderdorf Harksheide lieben Klein und Groß die Weihnachsttraditionen

Mit Lebkuchen und Adventspäckchen die Vorfreude steigern: Anke Mortschin vom SOS-Kinderdorf Harksheide in Norderstedt

Mira (v. l.), Giana und Maya stellen stolz ihre Bauwerke vor, im Hintergrund Marco und Anna, Erzieher in der Familie Mortschin Fotos: SOS-Kinderdorf Harksheide

Eigentlich hätten wir jetzt unsere große, gemeinsame Adventsfeier mit allen Kindern im Dorf.“ Anke Mortschin, Kinderdorfmutter im SOS-Kinderdorf Harksheide in Norderstedt, steht am Küchentresen, während sie erzählt, und klebt mit Zuckerguss und viel Geduld Lebkuchenscheiben zu kleinen Häuschen zusammen. Ihre Kollegin Anna füllt derweil Zimtsterne, bunte Streusel und viele andere Süßigkeiten in kleine Schüsseln, und stellt sie auf dem Tisch bereit.

Gleich werden die Kinder kommen, um die Knusperhäuschen für die Weihnachtszeit zu basteln. „Dann machen wir eben unsere eigene Adventsfeier“, sagt Mortschin. „Das Virus ist das Virus. Aber Weihnachten ist auch Weihnachten!“ Und Weihnachten ist auch im Kinderdorf das Fest des Jahres, wie in allen anderen Familien auch. Da lässt man sich nicht dazwischen funken.
 

Alle gemeinsamen Veranstaltungen sind derzeit im Kinderdorf abgesagt wegen Corona. Kein Sport am Nachmittag, kein Basteln, kein Jugendtreff, nichts. Also auch keine gemeinsame Adventsfeier. Was nicht schön ist, aber laut Mortschin durchaus repariert werden kann. „Die gemeinsame Feier ist toll, mit Kinderpunsch, Keksen, Lagerfeuer und Stockbrot und allem Drum und Dran. Aber die Familienfeste werden im Dorf in den Familien gefeiert, und Weihnachten sowieso“. Ihre Kinder, so Mortschin, seien knallharte Weihnachts-Traditionalisten. Da gebe es Erwartungen, sagt sie mit einem Schmunzeln, die man besser nicht enttäusche.

Sechs mal 24 kleine Aufmerksamkeiten packen

Los geht es in der Kinderdorffamilie Mortschin am 1. Dezember mit dem Adventskalender. Da hängt im Flur eine lange Schnur, und für jeden Tag hängt an der Schnur ein Tütchen, in dem sechs kleine Geschenke sind. Für jedes Kind an jedem Tag eines. Das ist dann schon mal ein ordentlicher Aufwand, denn 24 mal 6, das sind 144 kleine Aufmerksamkeiten, die auch erst einmal besorgt sein wollen.

Für Mortschin, die mit ihrer leiblichen Tochter und fünf weiteren Kindern in einer von sieben Familien des Dorfes lebt – es gibt auch noch vier Wohngruppen – ist das aber keine Problem. „Mütter müssen gut organisiert sein, und Kinderdorfmütter sowieso.“ Man müsse ja nicht alles auf den letzten Drücker besorgen. Der Rest der Weihnachtszeit und das Fest selbst sei dann aber eine Gemeinschaftsarbeit, bei der die Kinder, Kolleginnen und Kollegen kräftig mithelfen würden.

Ein 144-teiliger Adventskalender, drei Knusperhäuschen, eine Kinderdorfmutter: Anke Mortschin weiß, wie Weihnachten geht
Ein 144-teiliger Adventskalender, drei Knusperhäuschen, eine Kinderdorfmutter: Anke Mortschin weiß, wie Weihnachten geht

Ein paar Tage vor Weihnachten wird in der Familie darüber diskutiert, wer was essen will. Aus den Wünschen – „da ist alles dabei, ein schönes Durcheinander“ – wird dann ein Büfett für den Heiligen Abend gebaut. Am Vorabend dürfen bereits alle, die Lust haben, beim Schmücken des Baumes mitmachen. „Da fehlt in der Regel niemand, und das gemeinsame Schmücken lindert auch ein wenig die Aufregung und lässt langsam das Weihnachtsgefühl entstehen“, so Mortschin.

Die Kinder hätten allerdings klare Vorstellungen, wie der Baum auszusehen habe, Größe sei ein wichtiges Kriterium. „Der Baum muss bis zur Decke!“

Nach der Bescherung sprudelt der Schokobrunnen

Nach dem Büfett folgt die Bescherung. In der Kinderdorf-Familie Mortschin heißt das: Würfeln. Wer eine Sechs hat, darf sich eines seiner Geschenke holen und auspacken, alle anderen sehen dabei zu und warten, bis sie dran sind. Das dauert, ist aber auch ein großer Spaß. Anschließend wird der Schokobrunnen aufgebaut und „Kevin allein zu Haus“ in den DVD-Player geschoben. Auch das eine Tradition, jedes Jahr zu Weihnachten. „Da guckt zwar kaum einer richtig zu, aber an den wichtigen Stellen sprechen immer alle mit“, erzählt Anke Mortschin.
 

Am 1. Feiertag kommen Anke Mortschins Eltern zu Besuch. „Die sind hier Oma und Opa.“ Sie bringen den fertigen Weihnachtsbraten mit. Auch dieses ist eine Tradition des Hauses, und, wie Mortschin betont, „eine deutliche Arbeitserleichterung.“

Oma und Opa sind aber nicht die einzigen Ehrengäste des Festes, auch Isaak und Ali werden erwartet, die Großen, die schon längst ausgezogen sind, gerade ihre Ausbildungen absolvieren, und zu Weihnachten sehr gern gesehen sind. „Die werden von den Kleinen regelrecht angehimmelt“, berichtet Anke Mortschin. Man müsse aber sehen, wie man die Besuche dieses Mal wegen Corona koordiniere.

Mittlerweile haben Mira, Giana und Maya die Knusperhäuschen mit reichlich Zuckerzeug fertig dekoriert. Aufgestellt werden sie im Flur, beim Adventskalender. Jeder, der vorbeigeht, wird sich in den Wochen bis Weihnachten ein Stückchen abbrechen und wegknabbern. Am Heiligabend stehen dann nur noch drei Ruinen. „So soll es sein“, sagt Anke Mortschin. Weihnachten lasse man es sich gut gehen, trotz Corona, trotz allem, wie in allen Familien, so auch im SOS-Kinderdorf Harksheide.

www.sos-kinderdorf.de/kinderdorf-harksheide
Spendenkonto
SOS-KD Harksheide
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