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Ski - Das Magazin für alle, die Winterurlaub lieben

Wo Flachländer Ski fahren lernen

Hemsedal: Ein Winterurlaub in den norwegischen Bergen ist das Kontrastprogramm zu den Alpen. Wer sein Auto zu Hause mit Lebensmitteln bepackt, hat vor Ort doppelten Grund zur Freude. Weiße Pisten sind garantiert

Blick von der Spitze des Totten. Foto: Getty
Blick von der Spitze des Totten. Foto: Getty
Text: Christoph Schrahe 

Es ist ein denkwürdiger Tag, dieser 27. März 2019. Kjetil Jansrud, norwegischer Skiheros, Olympiasieger und erst drei Wochen zuvor im Schwedischen Åre Weltmeister in der Abfahrt geworden, verliert auf seinem Hausberg bei den nationalen Meisterschaften in der Abfahrt gegen Christoffer Faarup – einen Dänen! Einen Angehörigen jenes skandinavischen Landes also, dessen höchster Berg gerade mal 171 Meter misst und das auch sonst nichts als Wintersportnation prädestiniert.

Für den dänischen Skisport ist dieser Sieg gegen den Goliath Jansrud und die gesamte Riege der erfolgsverwöhnten Norweger ungefähr so einzuordnen wie ein Sieg Österreichs bei der Fußball-Weltmeisterschaft – eigentlich ein Ding absoluter Unmöglichkeit. Dabei wäre es gar nicht nötig gewesen, Hemsedal durch Rennsiege zur Pilgerstätte dänischer Skifans werden zu lassen, schließlich kommen die Dänen schon heute in Scharen in Norwegens zweitgrößtes Skigebiet. Mit 34 Prozent stellen sie im Winter noch vor den Norwegern und den Schweden die größte Gästegruppe.
  
Gerade mal drei Prozent von Hemsedals Wintergästen reisen aus Deutschland an. Dabei lässt sich ein Skiurlaub hier nach dem dänischen Vorbild überraschend günstig gestalten. Das heißt, wer vor der Reise den Kofferraum volllädt mit Essbarem, kann sparen. Die Preise für Hütten, Apartments und Skipässe liegen unter Alpenniveau, und die Unterkünfte bieten häufig den in den Alpen so raren Komfort einer Lage direkt an der Piste. So lässt sich bei Bedarf auch der zugegebenermaßen teure Einkehrschwung zur Mittagszeit vermeiden.
  
Näher am Nordpol: In Hemsedal können die Pisten bis Mai genutzt werden. Foto: Pro Imago Life
Näher am Nordpol: In Hemsedal können die Pisten bis Mai genutzt werden. Foto: Pro Imago Life
Zwar ist das Essen in Hemsedals Bergrestaurants zuletzt nicht mehr teurer, dafür aber besser geworden. Dennoch kommen 150 Euro für ein Mittagessen für eine vierköpfige Familie schnell zusammen. Statt in den eigenen vier Wänden in der Ferienwohnung kann man das Mittagessen allerdings auch in einer der zahlreichen Grillhütten selbst zubereiten. Dort gibt es ein Feuer, Sitzgelegenheiten und einen Hauch Lagerfeuerromantik – und das alles kostenlos.

Wer also bereit ist, die von Hamburg aus knapp 1000 Kilometer lange Anreise (zu der im Normalfall eine Fährfahrt gehört) in Kauf zu nehmen und sich überwiegend selbst zu verpflegen (auch auf ein Bier gehen, kann mit 10 Euro pro Glas in Norwegen schon teuer werden), wird dafür die Bedingungen und die entspannte Atmosphäre zu schätzen wissen. Denn allein die Himmelsrichtung spricht für Norwegen. Im Norden, näher am Nordpol, sind die Winter tiefer und länger. In Hemsedal laufen die Lifte von November bis Mai, dabei liegt der Ort auf 620 Meter Meereshöhe. Im bis auf den 1450 Meter hohen Totten hinaufreichenden Skigebiet liegt der Schnee noch länger. Nach dem offiziellen Saisonschluss nutzen ihn Skiclubs noch Wochen zum Training.

In dieser Saison schafft Hemsedal noch mehr Gründe, es mal mit einer Alternative zu den Skigebieten im Süden zu versuchen. Die herrliche selektive Talabfahrt, die erst seit einigen Jahren auf der Rückseite des Totten ins Dorf hinunterführt, bekommt einen Liftanschluss ans Skigebiet. Dadurch entfallen der kurze Fußweg am Ende der Piste, das Warten an der Haltestelle und knapp zehn Minuten Fahrt im Bus. Ein neuer Schlepplift führt vom ebenfalls neuen Fýri Resort am Fuß des Berges entlang zur rund zwei Kilometer außerhalb des Dorfes gelegenen Talstation, die vor allem durch das riesige Kinderareal Valleland geprägt ist.

Das zu Weihnachten eröffnende, luxuriöse Fýri Resort wird das erste Hotel in Hemsedal, das zugleich fußläufig zum Ortszentrum und direkt an der Piste liegt. Der Doppelolympiasieger und fünffache Weltmeister Aksel Lund Svindal, der in Åre hinter Landsmann Jansrud den zweiten Platz belegte und danach seine Karriere beendete, ist mit 14 Prozent an dem 144-Zimmer-Haus beteiligt. Ob er deswegen vor Ort nach dem Rechten schauen wird, ist nicht bekannt. Vermutlich hat man aber sehr gute Chancen, in Hemsedal künftigen dänischen Skiheroen zu begegnen.
  

Informationen

Anreise
Von Kiel verkehren die Fähren von Color Line, Abfahrt 14 Uhr, Ankunft in Oslo am Folgetag um 10 Uhr, vom Fährterminal benötigt man für die 199 Kilometer nach Hemsedal knapp drei Stunden, Preis für Hin- und Rückfahrt für vier Personen und einen Pkw ab 908 Euro (Innenkabine). Alternativflug nach Oslo-Gardemoen und von dort per Bustransfer in 3,5 Stunden nach Hemsedal (Retourfahrt 85 Euro, Kinder 60 Euro).

Skigebiet
620–1450 m, 20 Lifte, 55 km Abfahrten, Funparks, Flutlicht, Skisaison von November bis Anfang Mai Skipass: 243,50 Euro für 6–8 Tage (7–17 Jahre: 195 Euro, 0–6 Jahre kostenlos)

Unterkünfte
SkiStar Lodge direkt an der Talstation ab 897 Euro für 7 Nächte und 6 Personen, im fünf Kilometer entfernten TUV in den Weihnachtsferien ab 778 Euro (7 Nächte, 6 Personen) buchbar unter www.skistar.com

Auskünfte:
Tourist Information Hemsedal
Tel. +47-32 05 50 30
www.hemsedal.com
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