Parken ohne Fahrer
Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit am automatischen Parken haben Bosch und Daimler vor gut einem Jahr die behördliche Zulassung für die Technologie bekommen – und zwar für das mit der entsprechenden Sensorik ausgestattete Parkhaus des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart. Dort konnten die Entwickler erfolgreich demonstrieren, dass die Autos fehlerfrei per Sensorik und ohne die Hilfe des Fahrers einparken können. Die Zulassung ermöglicht es Fahrern von Mercedes-Modellen, die mit der notwendigen Technik ausgestattet sind, den automatisierten Vorfahr- und Einparkservice über eine Smartphone-App zu nutzen. Per Klick können sie das Fahrzeug zum Parken schicken, und ebenso fährt es zum Einsteigen wieder vor. Das Problem dabei: Die komplexe Technologie kann nicht nachgerüstet werden, wer „Automated Valet Parking“ nutzen will, muss sich ein neues Auto kaufen. Und auch das ist noch Zukunftsmusik, denn noch gibt es kein entsprechend ausgestattetes Fahrzeug. Derzeit sind die Entwickler damit beschäftigt, ihre Level-4-Technologie so aufzusetzen, dass sie in Serie gehen kann.
Kooperation mit Ford und Bedrock
Ungeachtet dessen treibt Bosch die Entwicklung und Verbreitung von „Automated Valet Parking“ weiter voran. Jetzt testet das Unternehmen seine Infrastukturtechnik erstmals in den USA. Kooperationspartner dort sind Ford und Bedrock. Der Autohersteller stellt die Fahrzeuge zur Verfügung, das Immobilienunternehmen das Parkhaus in Detroit. In der Praxis funktioniert das so: Ein Fahrer lenkt das Ford-Entwicklungsfahrzeug in das Parkhaus, stellt es in einem ausgewiesenen Bereich ab, steigt aus und und gibt per Smartphone-Klick den Einparkbefehl, den Rest erledigt die Technik. Die intelligente Parkhaus-Infrastruktur von Bosch übernimmt im Zusammenspiel mit der Fahrzeugtechnik die Fahrt zum freien Stellplatz und das Einparken. Dabei überwachen die im Parkhaus verbauten Sensoren den Fahrkorridor sowie dessen Umfeld und liefern die Informationen für die zuverlässige Steuerung des Fahrzeugs. Erkennen die Sensoren Fußgänger oder andere Hindernisse, stoppt das Fahrzeug unverzüglich. So wie das Auto einparkt, kommt es auch wieder vorgefahren – ebenfalls nach App-Befehl. Das ist besonders dann sehr hilfreich, wenn man mal wieder vergessen hat, wo man seinen Wagen abgestellt hat, denn das lästige Suchen nach dem Auto in den Gängen des Parkhauses entfällt bei „Automated Valet Parking“.
„Durch den Einsatz intelligenter Infrastrukturtechnik und ihre Vernetzung mit Fahrzeugen entwickeln wir fahrerloses Parken und verbessern so ein alltägliches Problem vieler Menschen“, sagt Mike Mansuetti, Nordamerika-Chef von Bosch. Davon ist auch Heather Wilberger, Chief Information Officer bei Bedrock, überzeugt. Sie sagt: „Mit Automated Valet Parking reduzieren wir die sonst zum Parken benötigte Zeit, weil nun die Technik das Auto fahrerlos zum Stellplatz führt. Das bedeutet für unsere Mieter, Bewohner, Besucher und die Nachbarschaft einen deutlichen Komfortgewinn, den wir nun erstmals in Detroit zeigen.“
20 Prozent mehr Autos im Parkhaus
Die Tests mit „Automated Valet Parking“ in Detroit zeigen, dass eine Zusammenarbeit von Unternehmen mit sich ergänzenden Kompetenzen wichtig für die Entwicklung neuer Mobilitätslösungen ist. So lassen sich aus dem Projekt wichtige Erkenntnisse für die Gestaltung des Parkhauses ableiten. Denn das fahrerlose Parken macht nicht nur dem Autofahrer das Leben leichter, es hat auch für Parkraumbetreiber und Immobilienunternehmen viele Vorteile. Die liegen zum Beispiel in einer effizienteren Parkraumnutzung. Bei Bosch hat man errechnet, dass 20 Prozent mehr Fahrzeuge auf gleicher Fläche abgestellt werden können. Grund: Die Autos können enger geparkt werden, weil ja niemand mehr ein- und aussteigen muss. Zudem können Fahrzeuge beispielsweise automatisch zur Autowäsche gelotst werden, was Ford, Bedrock und Bosch in ihrem Test ebenfalls demonstrieren: Die Autos fahren zunächst zu einem Service-Bereich, bevor sie fahrerlos einparken. Damit kann dank Automated Valet Parking die Parkzeit besser genutzt werden.
Nach Angaben von Bosch kann die Infrastrukturtechnik sowohl in Neubauten integriert als auch in Bestandsparkhäusern nachgerüstet werden.