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Themenwelten Hamburg
Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen? Diese Ausrede sollte man heute eigentlich nicht mehr gelten lassen

Mit kleinen Tricks gegen das Chaos

Clevere Regalsysteme helfen dabei, Ordnung in Kleiderschrank und Co. zu halten. FOTO: ELFA REGALSYSTEME

Hauptsache aufgeräumt? Oder lieber doch nicht? Was die einen als Chaos bezeichnen, ist für andere eine Quelle der Kreativität. 

Und dennoch: die meisten Menschen mögen es aufgeräumt, aber die Wenigsten räumen gerne auf. Und hier kommt die Hamburger Aufräumexpertin Julia Lüdemann ins Spiel. Sie hilft Menschen, die sich nach einer Ordnung in ihren eigenen vier Wänden sehnen, aber dazu mit ihrer Persönlichkeit kaum fähig sind oder, netter ausgedrückt, einfach keine Lust dazu haben. „Laut dem Statistischen Bundesamt besitzt der Deutsche im Durchschnitt 10.000 Dinge. Vor 100 Jahren waren es noch 180 Gegenstände“, sagt Julia Lüdemann. Klar, dass die Herausforderungen an prokrastinierende Ordnungsliebende mit jedem zusätzlichen Gegenstand, der ins Haus kommt, wachsen.

Prokrastination bezeichnet ein Aufschieben von dringlichen Arbeiten und Vorhaben, die entweder nicht oder erst nach sehr langer Zeit und dabei oft zu spät erledigt werden. „Habe ich gemeinsam mit meinem Kunden oder meiner Kundin eine Ordnung hergestellt und Ordnungssysteme vorgeschlagen, bemerke ich, dass sich eine gewisse Ruhe bei ihnen einstellt. Das Aufräumen der Umgebung schafft eine innere Klarheit“, resümiert die Expertin. 

Dabei müssen nicht zwingend neue Möbel angeschafft werden. Ganz im Gegenteil. Julias Lüdemanns Credo: Neuer Stauraum löst keine Platzprobleme. Stattdessen helfen ganz praktische Tipps, die einfach umzusetzen sind.

Häufig werden beispielsweise Pullover, Blusen und Hemden in hohen Stapeln im Kleiderschrank untergebracht. Ist die Wahl auf den Pullover ganz unten im Stapel gefallen, muss er mühsam herausgefischt werden, und wenn man es eilig hat, werden die restlichen Modelle schon mal irgendwie in den Schrank verfrachtet. Hier hilft es, zusätzliche Fachböden zu montieren, weniger Pullover übereinander zu stapeln und die Höhen zwischen den Fachböden tatsächlich komplett auszunutzen.


"Herausforderungen an Ordnungsliebende wachsen mit jedem Gegenstand, der ins Haus kommt"

Julia Lüdemann, Aufräumexpertin


Natürlich helfen auch Körbe oder Schubladen dabei, Ordnung zu halten. Sind sie durchsichtig oder beschriftet, ist ein schneller Zugriff gesichert. Es müssen ja auch nicht immer konventionelle Lösungen sein. Schuhregale zeichnen sich auch gerne dadurch aus, dass die Schuhe vor dem Regal stehen, da nicht alle Familienmitglieder umgehend ihre Schuhe im Regal verstauen. Warum nicht einen großen Korb in den Flur stellen, in dem alle Schuhe landen? Da muss man dann zwar immer mal wieder das passende Paar zusammensuchen, aber es stehen nicht überall Schuhe herum.

Eine naheliegende Idee, die auch noch nachhaltig ist: Dinge, die man nur sehr selten braucht – wie beispielsweise Werkzeug oder die Heckenschere – kann man sich gemeinsam mit Freunden oder Nachbarn anschaffen. Schon ist weniger zu verstauen.

Statt Aktenordnern wie in einem schnöden Büro empfiehlt Julia Lüdemann ein Hängeregister für die Papiere. „Wer auf sein vertrautes System mit der Lagerung der Papiere in Aktenordnern nicht verzichten möchte, sollte sie hinter Schranktüren verstauen oder, wenn sie in einem offenen Regal stehen, Modelle in ein und derselben Farbe verwenden. Denn auch optische Ruhe verschafft Klarheit“, ergänzt Lüdemann. Grundsätzlich gilt: „Ideal ist es, wenn jeder Mensch nach seinem Tempo und seinen Vorlieben sein Leben so organisiert, dass das Thema ,Ordnung halten’ automatisch in den Alltag integriert wird, ohne zu nerven“, erklärt die Expertin ihr Beratungsziel.

Da kommt das neu erschienene Buch von Kathrin Passig und Sascha Lobo gerade zur rechten Zeit auf den Markt. Es hat den markanten Titel „Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin“ und ist im Rowohlt Taschenbuch Verlag erschienen. Eine zutiefst freundliche Betrachtung der prokrastinierenden Mitmenschen, die dennoch dank der wunderbareren Tipps ihren Alltag in ihren eigenen vier Wänden besser strukturieren können. Also: Wenn Sie Ordnung in Ihr Leben bringen wollen – worauf warten Sie noch? SUSANNE SPECKTER
 

FOTO: ROWOHLT 
FOTO: ROWOHLT
 

 
 
Buchtipp: „Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin“. Von Kathrin Passig und Sascha Lobo, rororo, 12 Euro.

Dellen in Massivholz lassen sich einfach wegbügeln

Dellen und kleine Kratzer in Tischen, Stühlen, Kommoden und Schränken aus Massivholz kann man sehr einfach beheben: Man bügelt sie weg. Auch bei Macken im Parkettboden und der Behandlung von dickem Furnier ist dieser Trick anwendbar. Voraussetzung ist allerdings, dass die betroffenen Möbel oder Holzteile nicht gefärbt oder lackiert sind. Zunächst wird die beschädigte Stelle großflächig mit einem feinen Schleifvlies in Faserrichtung angeschliffen, rät die Initiative Pro Massivholz. Nun wird ein feuchtes Baumwolltuch auf die Stelle gelegt – aber nur darauf. Die Fasern nehmen die Feuchtigkeit auf und quellen mit der Zeit auf. Dadurch schließt sich die Vertiefung.

Ist die Beschädigung tiefer, braucht es noch etwas Hilfe: Man legt ein nasses Tuch auf die Stelle und fährt mit einem Bügeleisen, eingestellt auf Wärme, die man auch Wolle zumuten könnte, darüber. Wichtig ist, dass das Eisen nur mit dem Tuch und nicht direkt mit dem Holz in Berührung kommt. Sonst kann das Holz verbrennen. Beim Bügeln zwischendurch immer wieder prüfen, ob die Delle verschwunden ist. Wenn nicht, den Vorgang wiederholen. Nun noch einmal mit einem feinen Schleifpapier über die Stelle gehen, sodass die Fläche wieder eben ist. Geschliffen wird in geraden Bahnen entlang der Faserrichtung.

Zum Schluss schützendes Pflegewachs oder Öl auf die behandelte Stelle auftragen – je nachdem, wie das restliche Möbel auch behandelt wurde oder was der Hersteller empfiehlt. Für die Reparatur von tieferen Kerben oder Löchern im Holz empfehlen sich Holzkitt, Holzpaste, Wachs oder Zwei-Komponenten-Füller, die in verschiedenen Farben im Handel angeboten werden. dpa


Das rät die Aufräum-Expertin

Julia Lüdemann hilft Menschen, die zu Hause Ordnung schaffen wollen

Wer bei Aufräum-Coach Julia Lüdemann (siehe auch Artikel oben) Hilfe sucht, der steckt meistens gerade in einer Umbruchphase des Lebens. Ein Umzug steht an, eine Trennung hat stattgefunden, das Kinderzimmer wird zum Jugendzimmer, der Nachlass muss geordnet werden. „Natürlich ist ein vorheriges Kennenlernen wichtig“, sagt die Expertin. „Schließlich dreht es sich ja um die ganz persönlichen Dinge eines Menschen. Ich bespreche, welcher Bereich am dringlichsten geordnet werden soll und beginne mit dem Bereich, bei dem das Aussortieren für die betreffende Person am einfachsten ist.“

Und was ist, wenn man gemeinsam mit dem Kunden Ordnungssysteme erdacht und eine gute Ordnung hergestellt hat – wie kann es die Person schaffen, diesen Zustand zu erhalten? Lüdemann: „Das ist eine Frage der Disziplin. Hier rate ich zum Beispiel, Rituale in den Alltag einzubauen. Beispielsweise immer vor dem Abendessen die Kinder zu bitten, das Spielzeug in die dafür vorgesehene Kisten zu packen, oder immer am Samstagvormittag wird die Durchsicht der Postablage bearbeitet.“

Was man auf jeden Fall vermeiden sollte, ist das Aufbewahren mit der Idee, irgendwann mit dem Stück noch etwas anfangen zu wollen: „Ich rate immer: kein Projekt im Auge haben, ohne das Anfangs- und Enddatum festzulegen. Das ist zwar nicht immer in letzter Konsequenz durchzuhalten. Aber wenn es in manchen Situationen klappt, ist es doch schon ein Erfolgserlebnis.“ Und was ist mit Leuten, die gerne im Chaos leben? Lüdemann: „Jeder hat seine eigene Vorstellung von Ordnung. Ich vergleiche es gerne mit der Natur. Dort herrscht ja auch eine Fülle, die wir als sehr angenehm und inspirierend empfinden. Ich werde ja auch nur gerufen, wenn sich die betreffende Person mit der Situation unwohl oder überfordert fühlt.“ sspeck

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