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Stille (!) Nacht, Heilige Nacht!

Pferdeschlitten-Glöckchengebimmel und die Quengelei der Pop- und Schlagerbranche nach weißen Weihnachten

Rudolph, The Red-Nosed Reindeer - auch einer der Klassiker, die zu Weihnachten ein MUSS sind. Foto: Adobe Stock/Rich Lindie
Rudolph, The Red-Nosed Reindeer - auch einer der Klassiker, die zu Weihnachten ein MUSS sind. Foto: Adobe Stock/Rich Lindie


Der inoffizielle Wettbewerb der Radiostationen ist gestartet: Welcher Moderator traut sich als Erster, die CD mit „Last Christmas“ aus dem Regal zu ziehen? Die Schnulze, mit der George Michael und Andrew Ridgeley von Wham! uns seit 1984 verlässlich jedes Jahr in den Weihnachtswahnsinn treiben, hält sich seit Jahren hartnäckig auf Platz 1 der meistgespielten Weihnachtshits und das, obwohl der ganze Song ein einziges Jammern darüber ist, wie herzlos eine Frau sein kann und beweist, wie schnell ein Mann sein Herz neu verschenkt: „Vor einem Jahr zu Weihnachten habe ich dir mein Herz gegeben, doch schon am nächsten Tag hast du es weggeworfen. Dieses Jahr erspare ich mir die Tränen und werde es diesmal jemand ganz Besonderem schenken“ lautet die grobe Übersetzung.

2012 soll der Moderator eines privaten Radiosenders in Baden den Song mit dem unverkennbaren Pferdeschlitten-Glöckchengebimmel ganze 14 Mal hintereinander gespielt haben. Möglich war das nur, weil er die Studiotür mit einem Drehstuhl verbarrikadiert hatte und seine Kollegin ignorierte, die währenddessen ununterbrochen von außen gegen die Tür trommelte. Man kann es ihr nachfühlen. Die Frage „Do they know it´s Christmas time?“ stellte sich nach dieser Aktion zumindest niemand mehr.

Ohnehin ist es spätestens ab Anfang Dezember kaum noch möglich, Weihnachten zu ignorieren. Es ist einfach zu viel los in der Vorweihnachtszeit: Rudolph stolpert durch die Kaufhäuser – offensichtlich nach reichlichem Glühweingenuss. Warum sonst sollte er eine so rote Nase haben, dass die ihm sogar seinen allseits bekannten Beinamen Red- Nosed Reindeer einbrachte? Frank Sinatra und Dean Martin quengeln abwechselnd in bester Kleinkindmanier „Let it snow, let it snow, let it snow“ und bekommen bei ihrem unermüdlichen Einsatz für die weißen Eiskristallflöckchen aus den vorweihnachtlichen Wölkchen inzwischen auch Unterstützung auf Deutsch. „Lass es schnei'n, lass es schnei'n“ fordern – besonders übersetzungsoriginell – unter anderem Andy Borg und Wencke Myhre.

Schlagerqueen Helene Fischer vertraute wohl nicht darauf, der Forderung allein den nötigen Nachdruck verleihen zu können und schloss sich für diesen Song kurzerhand mit Ernie und Bert zusammen – das weihnachtliche Sesamstraßen- Highlight 2014. Als wäre dieses Trio nicht visuell und akustisch schon Herausforderung genug, kündigt sich gleich weiterer Besuch an: „Santa Claus is coming to town“.

„All I want for Christmas“? Alles, was ich mir zu Weihnachten wünsche? Ein Weihnachten ohne Weihnachtspopsongs. Stille (!) Nacht, Heilige Nacht eben. Allerdings verderben auch in dieser besonderen Nacht seit jeher die Engel die Stille: Halleluja. Tönt es laut von fern und nah. Bleiben wir also realistisch: Auch George Michael und Andrew Ridgeley, Rudolph und Santa Claus werden sich 2018 wieder ungebeten in unser Wohnzimmer drängeln – es sei denn, wir bleiben zuhause und verbannen für die kommenden mindestens vier Wochen Radio und Fernsehen aus unserem Alltag. Die Alternative: mehr Glühwein, „Rockin' Around The Christmas Tree“ und dann „Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freuen. Lustig, lustig, tralera-lera… ivo

Weihnachts-Playlist der Redaktion:

Stille (!) Nacht, Heilige Nacht! Image 1
· Last Christmas (Wham!)
· Do they know it´s Christmas (Bob Geldof)
· All I want for Christmas (Mariah Carey)
· White Christmas (Bing Crosby)
· Santa Claus is coming to town (Jackson 5)
· Driving home for Christmas (Chris Rea)
· Let it snow, let it snow (Frank Sinatra)
· Rockin' around the Christmas tree (Brenda Lee)
· Christmas Time (Bryan Adams)
· Merry Christmas Everyone (Shakin Stevens)
· Happy Xmas War is over (John Lennon und Yoko Ono)
· Wonderful Christmastime (Paul McCartney)
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