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Mit dem Leierkasten von Großensee bis Sangerhausen

20 Jahre Norddeutsches Drehorgel-Show-Orchester

Klaus Steinborn mit einer 43er Harmonipan, Foto: Petra Sonntag
Klaus Steinborn mit einer 43er Harmonipan, Foto: Petra Sonntag
Klaus Steinborn war noch ein kleiner Junge, als er an der Hand seines Großvaters in einer Berliner Straße die Liebe seines Lebens traf. Ein Mann spielte da auf der Drehorgel und Klein Klaus wollte keinen Schritt mehr weitergehen. „Der Klang des Instruments fasziniert mich seitdem“, sagt der 79-Jährige. Viele Jahre später konnte er sich dann eine eigene Drehorgel leisten. „Eine 38er mit Percussion, die kostet rund 15.000 Euro.“ Gemeint ist eine Harmonipan mit 38 Tonstufen, die als meistgebaute Drehorgel gilt. Nach 1945 gerieten die auch als Leierkasten bekannten Pfeifeninstrumente aber erst einmal in Vergessenheit. Doch in den 80er-Jahren sorgten Orgelbauer für eine Renaissance. Während die früheren Leierkästen zuerst über eine Stiftwalze und später dann über ein Lochband gesteuert wurden, genügt ihren modernen Nachfolgern ein Mikrochip, der Speicherplatz für mehr als 1000 Melodien bietet. Und das ist Klaus Steinborn, der seit 1990 in Großensee lebt, und seinem Projekt von Nutzen: „Die Chipsteuerung ermöglicht es, mehrere Orgeln zusammenzuschalten“, erklärt er. „Für ein Orchester braucht man verschiedene Tonstufen. Eine Tonstufe bezeichnet die Anzahl der Töne, die eine Drehorgel spielen kann. Heute gibt es bis zu 54 Tonstufen. Jede Orgel spielt ihren eigenen Part.“ Doch vorher kommt noch der Arrangeur ins Spiel, der für jede Tonstufe ein entsprechendes Arrangement erstellt. „Er ist sozusagen der Übersetzer, der das Notenbild eines Stückes für die Drehorgel lesbar macht.“

Konzert in der Frankenberger Kirche zu Goslar, Fotos: Norddt. Drehorgel-Show-Orchester
Konzert in der Frankenberger Kirche zu Goslar,
Fotos: Norddt. Drehorgel-Show-Orchester
1998 gründete Steinborn das Norddeutsche Drehorgel-Show-Orchester, um den Menschen hierzulande die nostalgische Musik näherzubringen. Seitdem treten er und seine neun Mitstreiter im Alter zwischen 50 und 80+ von Schleswig-Holstein über Mecklenburg-Vorpommern bis Sachsen-Anhalt auf Straßenfesten, Kirchenkonzerten und privaten Feiern auf, um Begeisterung fürs musikalische Kulturgut zu wecken. „Es ging mir immer um den Spaß, nicht ums Geldverdienen“, sagt Steinborn, der vor zehn Jahren auch seine Lebensgefährtin Ingrid Bergeest dazu brachte, den Leierkasten zu drehen. „Wir spielen leichte Klassik, Operette, Schlager und haben eigene Bühnenstücke.“ Mit seinem Programm „Hafen & mehr“ begleitete das Orchester eine Flusskreuzfahrt von Hamburg nach Dresden, zwischen den Stücken wurden kleine Geschichten erzählt. Doch mit zunehmendem Alter wird das Reisen beschwerlicher, immerhin wiegt eine Drehorgel mehr als 90 Kilogramm. Deshalb freut sich das Orchester über Nachwuchs: „Jeder Neue ist willkommen!“ ps

Nachwuchs gesucht:

Mit dem Leierkasten von Großensee bis Sangerhausen Image 3
Weitere Informationen unter www.drehorgel-show-orchester.de
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