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Einrichten & Wohnen

Tischlermeister Michael Steineker: Ein neues Kleid für die Wand

Weit mehr als Holzvertäfelungen: Moderne Paneele bieten Gestaltungsmöglichkeiten für fast alle Innenräume

Einsatzort Küche: das System-Paneel „Nova” der Firma Meister. Foto: Meister
Einsatzort Küche: das System-Paneel „Nova” der Firma Meister. 
Foto: Meister
Susanne Speckter

Wer an Wandpaneele denkt, hat meist Holzvertäfelungen aus Platten oder aus Nut- und Federbrettern vor Augen. Insbesondere der Landhausstil wird mit den umlaufenden Verschalungen und den typischen Fugen zwischen den Profilbrettern assoziiert. Vertäfelungen haben eine lange Tradition.

Bereits im Mittelalter wurden sie Raumhoch montiert – allerdings aus praktischen Gründen, da sie zur Isolierung gegen Kälte dienten. Später wurden sie auch halb hoch und vornehmlich zur Dekoration des Raumes gefertigt. Mit ihnen lässt sich nicht nur eine gekonnte Gliederung der Wandfläche vornehmen, es können mit den Paneelen auch bauliche Probleme gelöst werden. „Schon früher wurden Leitungen, die auf auf der Wand lagen, elegant hinter Wandpaneelen versteckt, die als Rahmen mit Füllung gearbeitet wurden“, erklärt Tischlermeister Michael Steineker, der sich gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Alexander Krall auf hochwertigen Innenausbau spezialisiert hat.
  
Auch heutzutage findet man immer noch – insbesondere in Altbauten – Heizungsrohre oder Elektroleitungen, die auf der Wand laufen und optisch stören. Aber auch kleine Risse in den Flächen oder schlecht verputzte Wände werden durch die Montage von Paneelen unsichtbar. „In Wandverkleidungen lassen sich Heizkörperverkleidungen perfekt integrieren“, schwärmt Michael Steineker. So wird der Heizkörper, der meist als – wenn auch notwendiger – Fremdkörper im Raum empfunden wird, sehr elegant in die Wandgestaltung einbezogen. „Wir fertigen grundsätzlich eine Unterkonstruktion für die Paneele, um Unebenheiten in der Wand ausgleichen zu können und eine Luftzirkulation zu ermöglichen“, erklärt Michael Steineker. Die Königsklasse sind einbauten, bei denen sich die Vertäfelungen unsichtbar auf druck öffnen lassen.
  
Ein Wandkleid aus Wollfilz von der Firma eigengut. Foto: eigengut
Ein Wandkleid aus Wollfilz von der Firma eigengut. Foto: eigengut
Hat die Unterkonstruktion eine entsprechende Tiefe, bietet sich hinter den Paneeltüren viel Stauraum. Sogar ein Flachbildschirm kann in der Konstruktion versteckt werden. Dank eines speziellen Mechanismus fährt der Bildschirm per Fernbedienung aus der Vertäfelung heraus. Natürlich muss ein Elektroanschluss vorhanden sein, der in diesem Fall unkompliziert hinter dem Paneel verlegt werden kann.

Paneele können auch von hinten beleuchtet werden

Doch nicht nur Holz bietet sich als Werkstoff für eine Wandverkleidung an. In den Fokus der Wandgestaltung kommen zunehmend Paneele aus Polyurethan, die direkt an die Wand aufgebracht werden. „Das Material ist je nach Modell 18–45 mm stark und lässt sich unkompliziert bearbeiten“, erklärt Klaus Gosda, der sich als Fachberater des Herstellers NMC mit den kniffen der Verarbeitung dieses Materials auskennt.

Mit einem Spezialkleber lassen sich die Paneele auf tragfähigen und ebenen Untergründen befestigen. Kleine Unebenheiten gleicht der Kleber aus. „Am besten ist es, wenn man die Paneele bereits vor dem Anbringen an die Wand streichen oder lackieren lässt. So erhält man eine gleichmäßige Optik“, erklärt der Fachmann. In der Einrichtungsszene machen insbesondere dreidimensionale Paneele Furore, die bereits mit dem begehrten Red Dot Design Award ausgezeichnet wurden. Häufig reicht es schon, lediglich eine Wand mit den Designpaneelen zu gestalten, um einen einzigartigen Raumeindruck zu erhalten. Wer die Wand zusätzlich in Szene setzen möchte, kann die Platten auf einen vorgefertigten Alurahmen montieren und von hinten mit einem LED-Lichtband beleuchten. Grundsätzlich rät Klaus Gosda, das Material nicht auf der Innenseite von Außenwänden anzubringen.

Hier würde die Montage des Paneels den Austausch der Luftfeuchtigkeit behindern, und es kann zu Schimmelbildung kommen. Ist die Außenhülle gedämmt, entfällt diese Problematik. Wahre Schallschlucker sind Verkleidungen aus Wollfilz. Sie sehen nicht nur trendy aus, sondern besitzen zusätzlich die Eigenschaft, Schallwellen zu absorbieren und somit die Akustik des Raumes zu verbessern. Eine effektive Möglichkeit, Lärm in Räumen zu vermindern. Zudem sorgt das Material für ein gesundes Raumklima. „Wolle kann bis zu einem Drittel ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen. Bei trockener Luft gibt sie die Feuchtigkeit wieder an den Raum ab und trägt so – ganz natürlich – zu einem behaglichen Raumklima bei“, erklärt Jens Philippi, der gemeinsam mit Dennis Haug die Filzverarbeitung in der gemeinsamen Firma eigengut bis zur Perfektion beherrscht.

Ein weiterer begehrter Einsatzort für Paneele ist das Bad. Insbesondere bei Sanierungen erhalten sie eine ganz besondere Bedeutung. In diesem Fall setzen Hersteller auf dünne Aluminiumplatten, die auf die vorhandenen Fliesen geklebt werden. Das aufwendige und kostenintensive Abschlagen der vorhandenen Fliesen entfällt.

Selbst Dauerduschen kann dem Material nichts anhaben. Wesentlich dabei ist allerdings eine fachgerechte Verarbeitung, da die Verbindungen der Paneele untereinander und der Bodenanschluss die Schwachstellen für das Eindringen von Wasser sind. Ihr Vorteil: die glatte Oberfläche ist eine gute alternative zu Fliesen, deren Fugen mit der Zeit unansehnlich werden. Es gibt Paneele in vielen Farben und Optiken, sogar das Fotomotiv aus dem Urlaub lässt sich dank digitaler Technik an die Wand bringen.
 

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