Hedda Möller
Nirgendwo auf der Welt gibt es so viel Weiß wie in Deutschland“, sagt Axel Venn. Der Mensch könne fast neun Millionen Farben unterscheiden und „umgibt sich bei uns ausgerechnet mit dem Ton, der keine Farbe ist“. Der Professor für Farbgestaltung und Buchautor („Farben für Körper, Geist & Seele“) aus Berlin hält Weiß nicht nur für den „tristesten aller Wandanstriche“, sondern auch für eine Seelenfolter: „In weißen Räumen fließen keine Gespräche, sie töten Fantasien und Emotionen“, so Venn.
Dass vor allem die größten Städte, Berlin und Hamburg, zu Hochburgen der Weißanstriche wurden, sieht er im kontext preußischer Tugenden. „Weiß verkörpert Strenge, Disziplin und Reinheit, diese Lebenshaltung wollte man wohl in den eigenen Wänden zum ausdruck bringen.“ Auch, weil Wohnungen beim Auszug geweißt werden mussten, sei es zu dieser „unsäglichen Weißbesetzung“ gekommen. Doch es gibt Hoffnung. Der Verband der Deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e. V. (VdL) bemerkt seit mehreren Jahren einen Trend „weg vom klassischen Weiß, hin zur farbigen Innenraumgestaltung“, so Sprecher Alexander Schneider. „Die Vorliebe für weiße Wandfarbe ist sicher eine deutsche Besonderheit, denn unsere europäischen Nachbarn sind viel experimentierfreudiger, was farbige Wände und Häuser angeht.“ Mit der Kampagne www.lebe-farbe.de will der Verband Landsleute dazu animieren, „farbige Wandanstriche als individuelles Ausdrucksmittel zu nutzen“.
Am Anfang steht ein Farbkonzept. Es berücksichtigt die Größe und den Zuschnitt der Räume, die Persönlichkeit und die gewünschte Wirkung in den jeweiligen Wohnbereichen.
Inspiration verspricht ein Besuch bei Amandus Mayer von der Firma Paint & Brush in Hamburg (www.paintandbrush.de). Verschiedene Farbszenarien in seinem Showroom demonstrieren die Wirkung bestimmter Farben ebenso wie ihre wissenschaftlich verbriefte Wirkung auf die Psyche. Die Ecke in sattem Blau: ein Beispiel für ein beruhigendes Szenario, daher ideal fürs Schlafzimmer. Sein Tipp: Auch die Decke im gleichen Blau streichen, um ein Gefühl von Geborgenheit zu erzeugen. Die Ecke in Hermès-Orange dagegen demonstriere, so Mayer, „vor allem das Prinzip anregender Farbwirkung“. Der Ton werde gern als Akzent zur Förderung der Kommunikation im Wohn- und Essbereich eingesetzt.
Ebenfalls inspirierend seien Gelb- und Grüntöne – daher vor allem geeignet für Küche oder Arbeitszimmer. Mit Farbe lassen sich auch „Raumkorrekturen“ vornehmen. Ein zu großes Zimmer wirkt kleiner und gemütlicher, wenn eine Wand in einem kräftigen Ton – etwa rot – gestrichen wird, denn so rückt sie optisch näher. Zu hohe Decken bei zu kleinen oder schmalen Raumzuschnitten lassen sich mit einem dunklen Anstrich „herunterholen“ und damit in eine optisch angenehmere Proportion zur Grundfläche setzen.
Doch wie findet der Mensch zu seinen Lieblingsfarben? Axel Venn rät, sich mit einem zwölffarbigen Tuschkasten inklusive Deckweiß vor ein leeres Blatt Papier zu setzen. Durch meditatives ausprobieren verschiedener Kombinationen werde jeder seinen Farbfavoriten herausexperimentieren. „Das ist eine Art Selbstfindungsprozess, zu dem wirklich jeder Mensch in der Lage ist.“ Seine Faustregel bei der Farbkomposition der Wände: Höchstens vier Nuancen auswählen, mehr verträgt keine Wohnung. Als Basis empfiehlt er sogenannte Inkarnat-Farben – die Farben der Haut und des Gesichts. Diese Farbfamilie – von mittleren Cremetönen bis zu verschiedenen Bronzeabstufungen – gelten wegen ihrer beruhigenden Wirkung ohnehin als beliebteste Einrichtungsfarben.
Nirgendwo auf der Welt gibt es so viel Weiß wie in Deutschland“, sagt Axel Venn. Der Mensch könne fast neun Millionen Farben unterscheiden und „umgibt sich bei uns ausgerechnet mit dem Ton, der keine Farbe ist“. Der Professor für Farbgestaltung und Buchautor („Farben für Körper, Geist & Seele“) aus Berlin hält Weiß nicht nur für den „tristesten aller Wandanstriche“, sondern auch für eine Seelenfolter: „In weißen Räumen fließen keine Gespräche, sie töten Fantasien und Emotionen“, so Venn.
Dass vor allem die größten Städte, Berlin und Hamburg, zu Hochburgen der Weißanstriche wurden, sieht er im kontext preußischer Tugenden. „Weiß verkörpert Strenge, Disziplin und Reinheit, diese Lebenshaltung wollte man wohl in den eigenen Wänden zum ausdruck bringen.“ Auch, weil Wohnungen beim Auszug geweißt werden mussten, sei es zu dieser „unsäglichen Weißbesetzung“ gekommen. Doch es gibt Hoffnung. Der Verband der Deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e. V. (VdL) bemerkt seit mehreren Jahren einen Trend „weg vom klassischen Weiß, hin zur farbigen Innenraumgestaltung“, so Sprecher Alexander Schneider. „Die Vorliebe für weiße Wandfarbe ist sicher eine deutsche Besonderheit, denn unsere europäischen Nachbarn sind viel experimentierfreudiger, was farbige Wände und Häuser angeht.“ Mit der Kampagne www.lebe-farbe.de will der Verband Landsleute dazu animieren, „farbige Wandanstriche als individuelles Ausdrucksmittel zu nutzen“.
Am Anfang steht ein Farbkonzept. Es berücksichtigt die Größe und den Zuschnitt der Räume, die Persönlichkeit und die gewünschte Wirkung in den jeweiligen Wohnbereichen.
Inspiration verspricht ein Besuch bei Amandus Mayer von der Firma Paint & Brush in Hamburg (www.paintandbrush.de). Verschiedene Farbszenarien in seinem Showroom demonstrieren die Wirkung bestimmter Farben ebenso wie ihre wissenschaftlich verbriefte Wirkung auf die Psyche. Die Ecke in sattem Blau: ein Beispiel für ein beruhigendes Szenario, daher ideal fürs Schlafzimmer. Sein Tipp: Auch die Decke im gleichen Blau streichen, um ein Gefühl von Geborgenheit zu erzeugen. Die Ecke in Hermès-Orange dagegen demonstriere, so Mayer, „vor allem das Prinzip anregender Farbwirkung“. Der Ton werde gern als Akzent zur Förderung der Kommunikation im Wohn- und Essbereich eingesetzt.
Ebenfalls inspirierend seien Gelb- und Grüntöne – daher vor allem geeignet für Küche oder Arbeitszimmer. Mit Farbe lassen sich auch „Raumkorrekturen“ vornehmen. Ein zu großes Zimmer wirkt kleiner und gemütlicher, wenn eine Wand in einem kräftigen Ton – etwa rot – gestrichen wird, denn so rückt sie optisch näher. Zu hohe Decken bei zu kleinen oder schmalen Raumzuschnitten lassen sich mit einem dunklen Anstrich „herunterholen“ und damit in eine optisch angenehmere Proportion zur Grundfläche setzen.
Doch wie findet der Mensch zu seinen Lieblingsfarben? Axel Venn rät, sich mit einem zwölffarbigen Tuschkasten inklusive Deckweiß vor ein leeres Blatt Papier zu setzen. Durch meditatives ausprobieren verschiedener Kombinationen werde jeder seinen Farbfavoriten herausexperimentieren. „Das ist eine Art Selbstfindungsprozess, zu dem wirklich jeder Mensch in der Lage ist.“ Seine Faustregel bei der Farbkomposition der Wände: Höchstens vier Nuancen auswählen, mehr verträgt keine Wohnung. Als Basis empfiehlt er sogenannte Inkarnat-Farben – die Farben der Haut und des Gesichts. Diese Farbfamilie – von mittleren Cremetönen bis zu verschiedenen Bronzeabstufungen – gelten wegen ihrer beruhigenden Wirkung ohnehin als beliebteste Einrichtungsfarben.