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Tennis in Hamburg

Serie: Dr. Volker Carrero

Das Team von Dr. Carrero, als sie zusammen Rafael Nadal zum Hamburger Sieg begleitet haben: (v.l.) Dr. Volker Carrero, Lysander Spellissy, Rafael Nadal, Niklas Hennecke, Yannick Lambrecht.

Das Team von Dr. Carrero, als sie zusammen Rafael Nadal zum Hamburger Sieg begleitet haben: (v.l.) Dr. Volker Carrero, Lysander Spellissy, Rafael Nadal, Niklas Hennecke, Yannick Lambrecht.

Die Schmerzen der Tennisspieler und wie man sie behandelt

Je älter man wird, umso weniger hat man die Chance auf der Tennisanlage vor Gesprächen zu flüchten, die sich um die Wehwehchen handeln, die uns alle irgendwann mal mehr, mal weniger erwischen. In der Kabine, speziell bei Seniorenpunktspielen, hat man den Eindruck, sich teilweise im medizinischen Versuchslabor zu befinden. Da wird gesalbt, einmassiert, gewickelt, getapt und bandagiert, was die aus langjähriger Erfahrung zusammengestellte Tasche hergibt. Diagnosen und Therapien werden jedem, der es nicht hören will und sich dummerweise gerade in der Nähe befindet, langatmig mit auf den Weg gegeben. Wobei manche Ratschläge bestimmt helfen würden, wenn man wüsste, dass gerade dieser Rat für seine eigenen Beschwerden der richtige ist. Bloß wer weiß das? Ganz nebenbei: Aufgepasst bei diesen selbsternannten Experten! Wenn der Sie bittet, ihm vor Ihrem Match nur kurz die Schulter etc. einzureiben, sofort ablehnen. Ihr eigener Schweiß auf dem Griffband Ihres Schlägers reicht völlig aus, um keinen sicheren Griff zu haben.

Am besten ist es nach wie vor, einen Arzt seines Vertrauens zu haben, der – noch besser – das, was man selbst hat, schon mal selbst hatte. TENNIS in Hamburg ist deshalb glücklich, in Dr. Volker Carrero, Tennisspieler und Turnierarzt der German Open am Rothenbaum, den kompetenten Facharzt für Tennisbeschwerden gewonnen zu haben, der sich den speziellen Schmerzen der Tennisspieler annehmen wird. Und glücklicherweise, nicht für ihn, aber für uns alle, hatte er manches, worüber er schreibt, bereits selbst am eigenen Leibe erfahren müssen.

Dr. Carrero: Die Achillessehne

Liebe Tennisspieler/innen, wir wollen uns heute dieser Sehne widmen.

Die Achillessehne ist die kräftigste Sehne des menschlichen Körpers. Sie ist die gemeinsame Sehne des oberflächlichen zweiköpfigen Wadenmuskels (M. gastrocnemius) und dem tiefer gelegenen Wadenmuskel (M. soleus). Sie sitzt am Fersenbein. Die Achillessehne ist von einer dünnen Gewebeschicht umgeben, in der sie gleitet. Wie alle Sehnen im Körper hat auch die Achillessehne einen langsamen Stoffwechsel und eine geringe Durchblutung. Umbauvorgänge ebenso wie Reparaturvorgänge benötigen eine lange Zeit.

Die Kontraktion der Wadenmuskulatur führt über den Zug am Fersenbein zu einer Beugung im oberen Sprunggelenk und damit zu einem Absenken des Fußes. Dieses ist für das Abstoßen bei jedem Schritt notwendig, ein explosives Zusammenziehen der Wadenmuskulatur ermöglicht Sprünge.

Dr. Carrero am Sonogerät.
Dr. Carrero am Sonogerät.
Überlastungen, also eine Diskrepanz zwischen Belastbarkeit und Belastung, kann zu einer Entzündung der Sehne führen. Die mittlere Achillessehne verdickt meist spindelförmig. Die Verdickung ist gut tastbar und sehr berührungsempfindlich. Kleine Blutgefäße mit begleitenden Nervenendigungen sprossen in die Sehne ein. Bewegungen in der Sehne führen dann zu Reizungen der Nervenendigungen mit Schmerzen.

Bei vielen Patienten ist der Sehnenansatz am Fersenbein entzündet, teilweise treten dort Verkalkungen auf. Chronische Fehlbelastungen führen zu einer Veränderung des Knochens am Sehnenansatz, dieser verdickt, es entstehen Knochenvorsprünge, eine sogenannte Haglundexostose.

Typische Symptome der Achillessehnenentzündung sind eine örtliche Schwellung, eine örtliche Druckempfindlichkeit, teilweise eine Überwärmung, ein Belastungsschmerz und häufig auch ein Anlaufschmerz, d.h. die ersten Schritte sind schmerzhaft, weiteres Gehen reduziert die Beschwerden.

Neben der klinischen Untersuchung bietet sich die Sonographie als erstes Diagnostikum an. Die Verdickung der Sehne mit dem umliegenden Gewebe lässt sich ebenso gut darstellen wie Verkalkungen am Sehnenansatz oder auch Schleimbeutelentzündungen unterhalb der Sehne. Mit der Doppler-Sonographie ist eine vermehrte Durchblutung der entzündeten Sehne nachweisbar. Mit Hilfe der Elastographie lassen sich Steifigkeitsveränderungen in der Sehne und in den Faszien der Wadenmuskulatur belegen. Im MRT sind erhöhte Wassereinlagerungen der Sehne als Zeichen der Sehnenentzündung oder abgestorbene Sehnenbezirke zu sehen.

Ist erstmal eine Entzündung der Achillessehne aufgetreten, benötigt der Patient zunächst eines: ganz viel Geduld. Eine Faustregel, wissenschaftlich aber nicht belegt, besagt, dass der Heilungszeitraum mindestens so lange dauert wie der vorhergegangene Krankheitsverlauf. Erster Therapieschritt ist die Belastungs- und Sportreduktion. Dehnungen der Sehne sollten durchgeführt werden. Vorzugsweise wird ein exzentrisches Krafttraining der Sehne empfohlen. Dazu stellt sich der Patient an eine Treppenstufe nur mit dem Vorfuß. Er lässt nun im Einbeinstand den Fuß langsam absenken, dadurch wird die Sehne zum einen gedehnt und die Wadenmuskulatur durch die Haltearbeit gekräftigt. Dann wird der andere Fuß aufgesetzt, um mit Hilfe dieses die Ausgangsstellung wieder zu erreichen und einen erneuten Dehn-/Kräftigungsvorgang einzuleiten.

Physiotherapeutisch wird die Achillessehne ebenfalls gedehnt, vorzugsweise in Querrichtung. Aber auch die Wadenmuskulatur wird gelockert, Verklebungen und Verkürzungen der Faszien in der Wadenmuskulatur gelöst. Elektrotherapieverfahren können helfen, den Stoffwechsel der Sehne zu verbessern.

MRT-Bild einer Achillessehnenentzündung am Ansatz.
MRT-Bild einer Achillessehnenentzündung am Ansatz.
Eine Einlagenversorgung hilft, die Fehlbelastungen auf die Achillessehne zu reduzieren. Häufig muss der Rückfuß schalenförmig gefasst werden. Eine leichte Erhöhung der Ferse führt zu einer verminderten Spannung in der Sehne. Gutes Dehnen der Achillessehne und Wade ist dann aber noch mehr angezeigt, um die Gefahr der tendinösen und muskulären Verkürzung zu reduzieren.

Entzündungshemmende Medikamente können helfen, die Reizung der Sehne und des umliegenden Gewebes zu reduzieren. Von lokalen Infiltrationen mit Kortison an der Achillessehne sollte abgesehen werden, da diese das Risiko eines Achillessehnenrisses erhöhen. In den letzten Jahren hat sich Infiltrationstherapie mit autologem konditioniertem Plasma (ACP) in den Focus gespielt. Bei diesem Verfahren wird dem Patienten Blut abgenommen, dieses zentrifugiert und das Plasma gewonnen. In dem Plasma sind viele Blutplättchen mit entzündungshemmenden Stoffen und Wachstumsfaktoren enthalten. Gute Erfahrungsberichte liegen auch für Infiltrationen um das Sehnengewebe mit Hyaluronsäure oder homöopathischen Medikamenten vor.

Entzündungen oder Verkalkungen am Sehnenansatz sind prädisponiert für eine Stoßwellentherapie. Bei der fokussierten Stoßwellentherapie wird ein hochenergetischer bündelförmiger Ultraschall auf den Sehnenansatz appliziert und damit zum einen der Stoßwechsel in der Sehne erhöht und die Regeneration der Sehnen verbessert, zum anderen kommt es über eine Modulation der Nervenfasern zu einer Schmerzreduktion.

Sind alle konservativen Maßnahmen erfolglos, ist eine operative Therapie zu erwägen. Bei dieser wird meist das entzündliche Gewebe um und in der Sehne entfernt.

Der Inhalt des Textes darf nicht als Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. In keinem Fall ersetzt er einen Besuch beim Arzt. Der redaktionelle Inhalt wurde sorgfältig erstellt. Dennoch wird für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler keine Haftung übernommen.

MVZ Argon,  Dr. Volker Carrero
Große 
Bleichen 5, 20354 Hamburg
Tel.: 040/35015060
E-Mail: mail@argon-orthopaedie.de
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