ANGELIKA HILLMER
Das sich wandelnde Klima nimmt Einfluss auf die Stadt- und Landschaftsplanung, auch im Landkreis Harburg. Ein wichtiger Aspekt ist das erhöhte Hochwasserrisiko für Anrainer von Flüssen und Bewohner von Niederungen. Beispiel Este: Bei Starkregen droht Gefahr aus dem Oberlauf, bei Sturmflut aus dem Unterlauf. 24 Partner wollen nun gemeinsam den Flusslauf fit für die Zukunft machen, so dass selbst ein Jahrhundert-Hochwasser möglichst wenig Schäden anrichtet.
Vor gut einem Jahr wurde die Hochwasserpartnerschaft vertraglich besiegelt – zwischen den Landkreisen Harburg und Stade, den Hansestädten Hamburg und Buxtehude, allen Kommunen entlang des Flusslaufs sowie den für Deiche und Entwässerung zuständigen Verbänden. Inzwischen steht die Finanzierung der planerischen Vorarbeit, um die bereits anvisierten Maßnahmen in die Tat umzusetzen. Sie wird gerade ausgeschrieben. Das erfolgreiche Planungsbüro wird über 170.000 Euro verfügen, um detailreich ein „Integriertes Hochwasserschutzkonzept unter Berücksichtigung des Sedimenteintrags“ zu erarbeiten. 70 Prozent der Kosten übernimmt das Land Niedersachsen, den Rest finanzieren die Este-Partner.
„Wir werden wohl im September den Planungsauftrag erteilen können“, sagt Eckhard Dittmer. Der Betriebsleiter der Stadtentwässerung Buxtehude koordiniert die Partnerschaft. Buxtehude und Hamburg sowie die beiden Landkreise zählen zum inneren Kreis, der die Organisation des Projekts übernimmt. Dittmer geht davon aus, dass das Konzept Ende 2020 fertig sein wird. Darin werden drei Hochwasser-Szenarien durchgerechnet und die jeweils entstehenden Schäden beschrieben. Zudem werden bereits ausgearbeitete Maßnahmen vorgeschlagen, die aufzeigen, wie sich die Schäden reduzieren lassen.
Dabei können die Planer auf wissenschaftliche Vorarbeit zurückgreifen: 2015/16 entstand im Vorgängerprojekt KLEE (Klimaanpassung an der Este) ein Katalog von möglichen Hochwasserschutz-Maßnahmen, die wirksam, realisier- und finanzierbar sind. Mitarbeiter des Instituts für Wasserbau der Technischen Universität Hamburg (TUHH) berechneten anhand der damaligen Klimaszenarien das zukünftige Hochwasserrisiko der Este. Gemeinsam mit den Landkreisen, der Stadtentwässerung Buxtehude und der Harburger TuTech Innovation organisierten sie öffentliche Workshops, um mit den Anwohnern sowie Interessenvertretern entlang des Flusslaufs (Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Naturschutz, Fischerei u. a.) Ideen zu sammeln und vorgeschlagene Maßnahmen zu bewerten.
Vorgänger-Projekt KLEE bildet Basis für Detailplanung
Die gesellschaftliche Unterstützung der in die engere Auswahl gekommenen Maßnahmen spielte bei KLEE eine große Rolle. Dies sei ein neuer wissenschaftlicher Ansatz, betonte damals Prof. Peter Fröhle von der TUHH. Schließlich solle nicht im Elfenbeinturm geforscht werden, sondern mit dem Ziel, dass der Hochwasserschutz an der Este tatsächlich verbessert werde. Die Wirksamkeit der jeweiligen Maßnahme floss zu 40 Prozent in die Bewertung ein. Jeweils 20 Prozent entfielen auf die Sichtweisen der betroffenen Menschen, die Realisierungschancen (Kosten, Flächenverfügbarkeit, Zeitraum der Umsetzung) und die Frage, inwieweit die Maßnahme die Hochwasserursache bekämpft.
Das Ergebnis bildet nun die Basis für die konkreten Planungsarbeiten. „Es wird sicherlich mindestens je ein Rückhaltebecken im Oberlauf der Este zwischen Moisburg und Buxtehude und im Unterlauf zwischen Buxtehude und Cranz geben“, sagt Dittmer. Die Zahl der benötigten Becken, deren Größe und Standorte sollen im Hochwasserschutzkonzept festgelegt werden, ebenso Varianten der Steuerung der Schöpfwerke und der zwei Sperrwerke im Unterlauf.
Ein zweites Problem sind die Sedimente, die bei Hochwasser flussabwärts geschwemmt werden. Dort wo die Strömung nachlässt, setzt sich Sand ab und reduziert den Flussquerschnitt. Derzeit ist der Mühlenteich vor dem Stauwehr Altkloster in Buxtehude ein großer Sandfang und wird alle paar Jahre ausgebaggert. Aber es wird wohl nötig sein, auch an anderen Stellen die Este künstlich zu verbreitern, damit sich dort Sand absetzen kann, vermutet Dittmer. Diese künstlich angelegten Sandfänge müssen dann regelmäßig entleert werden, um darunterliegende Flussabschnitte, etwa den Hafen Buxtehude, zu entlasten.
Wenn in einem guten Jahr die bestmöglichen Hochwasserschutzmaßnahmen beschrieben sind, geht es an die konkreten Arbeiten. Dazu müssen Genehmigungsanträge gestellt werden, und die Flusspartnerschaft muss einen formalen Rahmen erhalten – für die Umsetzung braucht es eine Institution, die sie managt. Es könnte ein Hochwasserschutzverband Este entstehen, so wie es ihn für die Lühe/Aue bereits gibt. Auch die Gründung eines Unternehmens oder das Delegieren an einen bestehenden Verband sind denkbare Alternativen.
Eckhard Dittmer begleitet den Prozess seit einigen Jahren. Er hofft, dass dann alle 24 Partner an einem Strang ziehen. Beim Projekt KLEE saßen am Ende alle Beteiligten in einem Boot. Bald wird sich zeigen, ob es so nachhaltig wirkt, dass auch die Baumaßnahmen am Fluss einvernehmlich erfolgen können.
Das sich wandelnde Klima nimmt Einfluss auf die Stadt- und Landschaftsplanung, auch im Landkreis Harburg. Ein wichtiger Aspekt ist das erhöhte Hochwasserrisiko für Anrainer von Flüssen und Bewohner von Niederungen. Beispiel Este: Bei Starkregen droht Gefahr aus dem Oberlauf, bei Sturmflut aus dem Unterlauf. 24 Partner wollen nun gemeinsam den Flusslauf fit für die Zukunft machen, so dass selbst ein Jahrhundert-Hochwasser möglichst wenig Schäden anrichtet.
Vor gut einem Jahr wurde die Hochwasserpartnerschaft vertraglich besiegelt – zwischen den Landkreisen Harburg und Stade, den Hansestädten Hamburg und Buxtehude, allen Kommunen entlang des Flusslaufs sowie den für Deiche und Entwässerung zuständigen Verbänden. Inzwischen steht die Finanzierung der planerischen Vorarbeit, um die bereits anvisierten Maßnahmen in die Tat umzusetzen. Sie wird gerade ausgeschrieben. Das erfolgreiche Planungsbüro wird über 170.000 Euro verfügen, um detailreich ein „Integriertes Hochwasserschutzkonzept unter Berücksichtigung des Sedimenteintrags“ zu erarbeiten. 70 Prozent der Kosten übernimmt das Land Niedersachsen, den Rest finanzieren die Este-Partner.
„Wir werden wohl im September den Planungsauftrag erteilen können“, sagt Eckhard Dittmer. Der Betriebsleiter der Stadtentwässerung Buxtehude koordiniert die Partnerschaft. Buxtehude und Hamburg sowie die beiden Landkreise zählen zum inneren Kreis, der die Organisation des Projekts übernimmt. Dittmer geht davon aus, dass das Konzept Ende 2020 fertig sein wird. Darin werden drei Hochwasser-Szenarien durchgerechnet und die jeweils entstehenden Schäden beschrieben. Zudem werden bereits ausgearbeitete Maßnahmen vorgeschlagen, die aufzeigen, wie sich die Schäden reduzieren lassen.
Dabei können die Planer auf wissenschaftliche Vorarbeit zurückgreifen: 2015/16 entstand im Vorgängerprojekt KLEE (Klimaanpassung an der Este) ein Katalog von möglichen Hochwasserschutz-Maßnahmen, die wirksam, realisier- und finanzierbar sind. Mitarbeiter des Instituts für Wasserbau der Technischen Universität Hamburg (TUHH) berechneten anhand der damaligen Klimaszenarien das zukünftige Hochwasserrisiko der Este. Gemeinsam mit den Landkreisen, der Stadtentwässerung Buxtehude und der Harburger TuTech Innovation organisierten sie öffentliche Workshops, um mit den Anwohnern sowie Interessenvertretern entlang des Flusslaufs (Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Naturschutz, Fischerei u. a.) Ideen zu sammeln und vorgeschlagene Maßnahmen zu bewerten.
Vorgänger-Projekt KLEE bildet Basis für Detailplanung
Die gesellschaftliche Unterstützung der in die engere Auswahl gekommenen Maßnahmen spielte bei KLEE eine große Rolle. Dies sei ein neuer wissenschaftlicher Ansatz, betonte damals Prof. Peter Fröhle von der TUHH. Schließlich solle nicht im Elfenbeinturm geforscht werden, sondern mit dem Ziel, dass der Hochwasserschutz an der Este tatsächlich verbessert werde. Die Wirksamkeit der jeweiligen Maßnahme floss zu 40 Prozent in die Bewertung ein. Jeweils 20 Prozent entfielen auf die Sichtweisen der betroffenen Menschen, die Realisierungschancen (Kosten, Flächenverfügbarkeit, Zeitraum der Umsetzung) und die Frage, inwieweit die Maßnahme die Hochwasserursache bekämpft.
Das Ergebnis bildet nun die Basis für die konkreten Planungsarbeiten. „Es wird sicherlich mindestens je ein Rückhaltebecken im Oberlauf der Este zwischen Moisburg und Buxtehude und im Unterlauf zwischen Buxtehude und Cranz geben“, sagt Dittmer. Die Zahl der benötigten Becken, deren Größe und Standorte sollen im Hochwasserschutzkonzept festgelegt werden, ebenso Varianten der Steuerung der Schöpfwerke und der zwei Sperrwerke im Unterlauf.
Ein zweites Problem sind die Sedimente, die bei Hochwasser flussabwärts geschwemmt werden. Dort wo die Strömung nachlässt, setzt sich Sand ab und reduziert den Flussquerschnitt. Derzeit ist der Mühlenteich vor dem Stauwehr Altkloster in Buxtehude ein großer Sandfang und wird alle paar Jahre ausgebaggert. Aber es wird wohl nötig sein, auch an anderen Stellen die Este künstlich zu verbreitern, damit sich dort Sand absetzen kann, vermutet Dittmer. Diese künstlich angelegten Sandfänge müssen dann regelmäßig entleert werden, um darunterliegende Flussabschnitte, etwa den Hafen Buxtehude, zu entlasten.
Wenn in einem guten Jahr die bestmöglichen Hochwasserschutzmaßnahmen beschrieben sind, geht es an die konkreten Arbeiten. Dazu müssen Genehmigungsanträge gestellt werden, und die Flusspartnerschaft muss einen formalen Rahmen erhalten – für die Umsetzung braucht es eine Institution, die sie managt. Es könnte ein Hochwasserschutzverband Este entstehen, so wie es ihn für die Lühe/Aue bereits gibt. Auch die Gründung eines Unternehmens oder das Delegieren an einen bestehenden Verband sind denkbare Alternativen.
Eckhard Dittmer begleitet den Prozess seit einigen Jahren. Er hofft, dass dann alle 24 Partner an einem Strang ziehen. Beim Projekt KLEE saßen am Ende alle Beteiligten in einem Boot. Bald wird sich zeigen, ob es so nachhaltig wirkt, dass auch die Baumaßnahmen am Fluss einvernehmlich erfolgen können.