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Menschlich

Arbeiten mit psychischer Erkrankung – geht das?

Betroffene können professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen

Eine psychische Erkrankung wirkt sich auch erheblich auf das Berufsleben aus Foto: MEV
Eine psychische Erkrankung wirkt sich auch erheblich auf das Berufsleben aus 
Foto: MEV
Abitur, erfolgreicher Studienabschluss, sympathisches Foto: Auf dem Papier sah alles prima aus bei Viktor K. (Name geändert). Einen Berufseinstieg zu finden war für ihn kein Problem. Mit seiner freundlichen Art überzeugte er im Vorstellungsgespräch, bekam einen interessanten Job. Aber in der Praxis lief es nicht. Viktor K. hatte Schwierigkeiten mit Aufgaben, die er eigentlich problemlos hätte bewältigen müssen, machte wiederholt Fehler, war zunehmend überfordert – und verlor den Job. Doch er gab nicht auf, bewarb sich wieder und wieder, schaffte es aber nie, über die Probezeit hinaus in einem Arbeitsverhältnis zu bestehen. Nach jedem Scheitern traute er sich weniger zu. Die Angst zu versagen war sein ständiger Begleiter. Er schlief kaum noch, war nervlich und körperlich am Ende. Als schließlich nichts mehr ging, ließ sich Viktor K. in eine psychiatrische Klinik einweisen. Nun folgte ein Klinikaufenthalt dem nächsten. Er war verzweifelt, wie sollte es weitergehen? Würde er je wieder arbeiten können?

Welche Hilfe steht mir zu und wo kann ich sie beantragen?

Von seinem Therapeuten erhielt Viktor K. den entscheidenden Hinweis: Es gibt spezielle Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Professionelle Berater unterstützen Betroffene bei der Entwicklung und Umsetzung individueller beruflicher Perspektiven. Viktor K. wandte sich an ARINET. „Handlungsleitend ist für uns die Überzeugung: Jeder Mensch, der arbeiten möchte, kann auch arbeiten, im Rahmen seiner individuellen Möglichkeiten“, sagt Michael Schweiger, Geschäftsführer von ARINET. „Die vorhandenen Ressourcen sind nicht immer sofort sichtbar. Aber sie sind da und wir helfen den Menschen dabei, ihre verborgenen Fähigkeiten zu entdecken, wieder daran zu glauben und sie zu nutzen.“

Viktor K. fand bei ARINET eine Ansprechpartnerin, die diesen langen, nicht immer einfachen Weg mit ihm ging. In zahlreichen Gesprächen lernte er zu akzeptieren, wo seine Grenzen sind. Mit dieser neuen Erkenntnis probierte Viktor K. seine Arbeitsfähigkeit im Rahmen von Praktika aus. Es lief nicht alles auf Anhieb reibungslos. Auch jetzt unterliefen ihm bei der Arbeit Fehler. Doch der kontinuierliche Austausch mit seiner Begleiterin lehrte ihn sukzessive einen gesunden Umgang mit seinen Fehlern. Fehler wurden nicht mehr gleich zur Krise. Viktor K. fiel nicht mehr so tief, dass ein Klinikaufenthalt erforderlich wurde.

Man darf nicht aufhören zu hoffen – und braucht Geduld

Dieser Satz hat sich bei Viktor K. tief eingeprägt. Er stammt von einer Person, die es geschafft hat, und zwar von seiner „Peer-Begleiterin“. Sie ist wie er psychisch krank gewesen und hat ihren persönlichen Weg aus der Krise gefunden. Im Rahmen der Peer-Begleitung gibt sie ihre gewonnene Erfahrung nun weiter. Sie hat Viktor K. die Kraft gegeben, bei Rückschlägen nicht den Mut zu verlieren, machte ihm immer wieder Hoffnung. So kam er auf seinem Weg in Arbeit Schritt für Schritt voran. Heute arbeitet Viktor K., der sich Zeit seines Lebens für Musik interessierte, schon seit über einem Jahr im Rahmen eines Mini-Jobs in einem Schallplatten-Antiquariat. Die professionelle Begleitung zur Stabilisierung nutzt er inzwischen nicht mehr. Er hat gelernt sich selbst zu regulieren, wenn Stress und Belastungen spürbar werden. Er ist jetzt 41 Jahre alt und zufrieden. Und er hat Hoffnung: Vielleicht geht ja bald doch noch mehr als ein Mini-Job?

Betroffene können professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen

Abitur, erfolgreicher Studienabschluss, sympathisches Foto: Auf dem Papier sah alles prima aus bei Viktor K. (Name geändert). Einen Berufseinstieg zu finden war für ihn kein Problem. Mit seiner freundlichen Art überzeugte er im Vorstellungsgespräch, bekam einen interessanten Job. Aber in der Praxis lief es nicht. Viktor K. hatte Schwierigkeiten mit Aufgaben, die er eigentlich problemlos hätte bewältigen müssen, machte wiederholt Fehler, war zunehmend überfordert – und verlor den Job. Doch er gab nicht auf, bewarb sich wieder und wieder, schaffte es aber nie, über die Probezeit hinaus in einem Arbeitsverhältnis zu bestehen. Nach jedem Scheitern traute er sich weniger zu. Die Angst zu versagen war sein ständiger Begleiter. Er schlief kaum noch, war nervlich und körperlich am Ende. Als schließlich nichts mehr ging, ließ sich Viktor K. in eine psychiatrische Klinik einweisen. Nun folgte ein Klinikaufenthalt dem nächsten. Er war verzweifelt, wie sollte es weitergehen? Würde er je wieder arbeiten können?

Neu: Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung

Auf die Beratung von Eltern mit behinderten Kindern und Jugendlichen spezialisiert ist die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) in den Räumen der ASBH-Hamburg, Paul-Stritter-Weg 7. Das Besondere an diesem Angebot ist, dass die Beratung auf Augenhöhe durch Menschen mit ähnlicher Selbsterfahrung wie die Ratsuchenden geleistet wird. Die Projektleitung hat Domenique Yousefiinne. Weitere Infos unter Tel. 52 38 60 60, E-Mail: eutb-asbh@asbhhamburg.de.

Probleme am Arbeitsplatz: Wer hilft?

Ansprechpartner für Beschäftigte mit Schwerbehinderung oder Gleichstellung ist der Integrationsfachdienst Hamburg (IFD).

Der IFD unterstützt zum Beispiel bei Konflikten, bei Überforderung am Arbeitsplatz oder beim Wiedereinstieg nach längerer Erkrankung.

Auch Beschäftigte ohne Behinderung können sich zur Beratung an den IFD wenden, insbesondere bei Problemen aufgrund psychischer Erkrankung.

Das Angebot ist für die Ratsuchenden kostenfrei. Weitere Informationen: www.ifd-hamburg.de oder Tel. 38 90 45-20.

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