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Themenwelten Hamburg
Menschlich

Im Einsatz auf Gut Karlshöhe

Nach Schicksalsschlägen und Depression zurück ins Arbeitsleben

Auf dem weitläufigen Gelände vom Gut Karlshöhe im Stadtteil Bramfeld gibt es viel zu tun für die 31-Jährige
Auf dem weitläufigen Gelände vom Gut Karlshöhe im Stadtteil Bramfeld gibt es viel zu tun für die 31-Jährige
Jana-Maria Wolf hat gut zu tun. Gewächse müssen beschnitten werden, Abfälle, die hier und da im Gras herumliegen, wollen entsorgt werden, die Geräte auf den Spielplätzen verlangen regelmäßige Kontrolle und auch der Hausmeister braucht immer wieder Unterstützung. Es soll ja alles gut in Schuss sein hier auf Gut Karlshöhe. Schließlich besuchen jedes Jahr Zigtausende das neun Hektar große Gelände der von der Hamburger Klimaschutzstiftung betriebenen Einrichtung. Kita-Kinder und Schulklassen lernen hier, wie man Apfelsaft selbst macht, wann und warum die Vögel wohin fliegen oder wie man klimaschonend heizt. Firmen und Institutionen kommen in den modernen, energieeffizient und umweltschonend ausgestatteten Räumlichkeiten und Werkstätten zusammen, um zu tagen, kreativ zu sein oder zu feiern. Und schließlich finden sich Besucher von Nah und Fern in der grünen Oase im Hamburger Stadtteil Bramfeld ein, um Veranstaltungen zu besuchen oder in der interaktiven Erlebnis-Ausstellung „jahreszeitHamburg“ den Natur- und Klimaschutz im Lebensraum Hamburg zu erkunden.

Wieder Fuß fassen

Seit Herbst vergangenen Jahres arbeitet Jana-Maria Wolf auf Gut Karlshöhe. Die 31-Jährige startete mit einem sechswöchigen Praktikum, seit Dezember kommt sie dreimal in der Woche für jeweils vier Stunden. Das Besondere an ihrem Job: Jana-Maria ist im Rahmen des Projekts „Individuelle Arbeitsbegleitung", kurz PIA, auf dem Gut tätig. Mit diesem seit 21 Jahren bestehenden Projekt unterstützt der städtische soziale Dienstleister „fördern und wohnen“ Menschen mit psychischen Erkrankungen dabei, im Arbeitsleben (wieder) Fuß zu fassen. „Wie bei Jana-Maria versuchen wir für unsere Klientinnen und Klienten einen Beschäftigungsplatz in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes zu finden, der sich an ihren Wünschen, Fähigkeiten und Stärken orientiert“, sagt PIA-Teamleiterin Joanna Pastula. „Im Idealfall sind sie eines Tages gerüstet für den ersten Arbeitsmarkt.“ PIA hilft seinen Klientinnen und Klienten u.a. bei der Bewerbung und handelt für sie Arbeitsbedingungen aus. Zudem stehen ihnen professionelle Arbeitsbegleiterinnen und Arbeitsbegleiter während der Beschäftigung zur Seite.
PIA-Teamleiterin Joanna Pastula, Geschäftsführer Gut Karlshöhe Dieter Ohnesorge, PIA-Arbeitsbegleiter Matthias Neyer, Jana-Maria Wolf (v.l.n.r.)
PIA-Teamleiterin Joanna Pastula, Geschäftsführer Gut Karlshöhe Dieter Ohnesorge, PIA-Arbeitsbegleiter Matthias Neyer, Jana-Maria Wolf (v.l.n.r.)
Davon hat auch Jana-Maria profitiert. Familiäre Probleme und zahlreiche Schicksalsschläge hatten die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau vor gut 10 Jahren aus der Bahn geworfen. Es folgten Burn-out, Depression und vergebliche Versuche, im Arbeitsleben wieder Fuß zu fassen. Das hat sich mittlerweile geändert: „Hier auf Gut Karlshöhe fühle ich mich rundum wohl“, sagt Jana-Maria. „Ich mache eine sinnvolle Tätigkeit und spüre, dass ich gebraucht und wertgeschätzt werde. Ich bin guter Dinge, dass ich demnächst auf 16 Arbeitsstunden in der Woche aufstocken kann.“ Dieter Ohnesorge, Geschäftsführer des Guts, ist optimistisch, dass das klappt, denn er ist von den Leistungen der 31-Jährigen angetan: „Frau Wolf schafft richtig was weg“, sagt er und räumt gleich mit einem Vorurteil auf: „Wer die Vorstellung hat, es handle sich hier um eine geförderte Beschäftigung um der Beschäftigung willen, der irrt. Das Gut Karlshöhe braucht Mitarbeiterinnen wie Jana-Maria Wolf.“ mh

Informationen zu PIA finden sich auf www.foerdernundwohnen.de unter „Eingliederungshilfe“

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