Besser schlafen mit System
Nur wer gut ruht, dem geht es gut. Anders gesagt: Mit einer einfachen Federkernmatratze auf einfachem Lattenrost ist es nicht getan. Wer die Nacht zur aktiven Regeneration nutzen will, kommt an einer ergonomisch perfekt abgestimmten Matratze oder einem ausgeklügelten Schlafsystem nicht vorbei, so die Botschaft der Bettenbranche.
Hersteller wie Fachhändler berufen sich dabei auf wissenschaftliche Untersuchungen, denen zufolge sich Ausgeschlafene tagsüber deutlich vitaler, leistungsfähiger und ausgeglichener fühlen. Offenbar haben sie recht: Einer gemeinsame Studie der Universitäten Tübingen und Lübeck zufolge schwächt bereits ein dreistündiger Schlafentzug die menschliche Immunabwehr, macht den Körper anfälliger für Krankheiten. Chronischer Schlafmangel vermindert zudem die Leistungsfähigkeit und kann Depressionen auslösen.
Diese Botschaft, bereits seit Jahren in unterschiedlichsten Varianten kommuniziert, zeigt offenbar Wirkung. Laut Statista steigt der Umsatz im Segment Matratzen kontinuierlich. Im Jahr 2020 liegt er voraussichtlich bei 2026 Mio. Euro und soll bis 2023 auf 2327 Mio. Euro steigen, was einem jährlichen Umsatzwachstum von 4,7 Prozent entspricht.
„Die Menschen investieren verstärkt in eine gute Nachtruhe und damit in mehr Lebensqualität“, sagt der Schlafexperte Oliver Hofer von Schlafteq (www.schlafteq.com). Steigende Anforderungen an die Arbeitsleistung und andere Stressfaktoren machen das Bett für viele zu einer Fluchtburg, in der sie sich psychisch wie physisch aktiv erholen möchten, so die Beobachtung von Maik Mechela von Betten Remstedt. „Ein ausgeklügeltes Schlafsystem ist dafür die beste Voraussetzung, denn hier werden Unterbau und die verwendeten Matratzen so aufeinander abgestimmt, dass sie besonders gute ergonomische Ergebnisse erzielen“.
"Die Menschen investieren verstärkt in eine gute Nachtruhe und damit in mehr Lebensqualität"
Oliver Hofer, Schlafexperte
Diese These stützt eine Besichtigung aktueller Neuheiten im Hamburger Fachhandel. So empfehlen Maik Mechela und Uwe Remstedt ihren Kunden gern das Schlafsystem Ecco2 von Röwa. Hier liegt die Wirkung in der Unterfederung. Nach einem umfangreichen Messvorgang der physiognomischen Merkmale – Schulter- und Beckenbreite sowie Biegungswinkel der Lendenwirbelsäule (Lordose) – werden die Daten auf die Unterfederung übertragen, um dann in die Feinjustierung zu gehen. „Auf dieser Basis können wir einzelne Leisten oder Leistenpaare absenken, anheben und auch seitlich verschieben, um etwa die Schulter abzusenken oder die Lordose zu unterstützen.“ Die dem System zugehörige Matratze könne darüber hinaus die Einstellungen der Unterfederung sehr fein adaptieren und übertragen.
Innovativ sind vor allem selbstregulierende Schlafsysteme, etwa von der Firma Werkmeister Schlafkultur, sowie Duo Plus, Konturo oder das Modell Uni 20 von Swissflex. Ausgeklügelte Aufhängungen und Konstruktionen der einzelnen Leisten sorgen dafür, dass die Unterfederungen quasi von selbst auf die Personen und körperlichen Gegebenheiten reagieren können. Weiterer Vorteil dieser Systeme: Es gibt keine störenden Besucherritzen dank rahmenübergreifend verbauter Leisten.
Bei Bett und Raum im Stilwerk präsentiert Ralph Günther das Bettsystem Designa des Schweizer Schlafexperten Hüsler Nest. Für guten Schlaf sorgt hier vor allem das patentierte Liforma-System. An Stelle gekrümmter und verleimter Sperrholzlatten tritt ein Lattensystem mit 40 Trimellen, bestehend aus drei vertikal verleimten Massivholzstreifen. Da sie in Breite und Abstand exakt auf die Wirbelsäule abgestimmt sind, machen sie jede Bewegung mit. Gleichzeitig transportieren sie das nächtliche Schwitzwasser ab, sorgen so automatisch für ein angenehmes Bettklima, was ebenfalls das Durchschlafen begünstigt.
Auch Reisende sollen unterwegs nicht auf den Komfort ihres heimischen Lagers verzichten: Mit Hüsler Travel hat das Unternehmen ein individuell konfigurierbares Matratzensystem für Camper und Caravans entwickelt. Wie alle Produkte des Herstellers besteht es zu 100 Prozent aus Naturmaterialien.
Bei Schlafteq an der Pillauer Straße legt Hausherr Oliver Hofer seine Kunden erst einmal auf den sogenannten „Liege-Simulator“. Aus den Daten der sogenannten Liegedruckmessung ergibt sich automatisch der individuelle, aus verschiedenen Schaumstoff-Modulen unterschiedlicher Härtegrade bestehende Matratzenkörper. „Jede Unterlage ist damit so individuell wie der Fingerabdruck eines Menschen“, so der Schlafexperte. Verändern sich die physiognomischen Voraussetzungen (etwa das Gewicht), können die entsprechenden Module ausgetauscht werden.
Auch die äußeren Rahmenbedingungen müssen stimmen, wenn der Schlaf wirklich erholsam sein soll. Neben einer gesunden Unterlage unterstützt auch ein ansprechendes Design den Wohlfühlfaktor im Schlafzimmer – und damit die gesunde Nachtruhe. In Hamburgs wohl schrillstem Möbelhaus, der Wäscherei, präsentiert Inhaber Michael Eck mit seinem Bett „Tortilla“ einen neuen Kandidaten für den kommenden deutschen Designpreis. Hier treffen moderne Rundungen auf Retro-Style-Akzente. Besonderer Hingucker sind die farblich abgegrenzten Rückenflächen des Bettrahmens.
Gefragt sind ansonsten in diesem Jahr offenbar vor allem Bettgestelle, die Geborgenheit vermitteln. Das Design „Desdemone“ von Ligne Roset präsentiert sich als moderner Rückzugsort dank des leicht geneigten und mit „Ohren“ versehenes Kopfteils. Das gilt auch für das hohe und dabei filigrane Joyce Niche Bed von Wittman, ebenfalls mit leicht gebogenem Kopfteil, bei dem raffinierte Innenkissen gemütliche Lesestunden ermöglichen sollen. Hier ist die Qual der Wahl programmiert.
Übrigens: Im neuen Stilwerk-Hotel Heimhude lassen sich zahlreiche Designbetten probeschlafen, darunter Modelle von Fennobed, Hüsler Nest, Zeitraum und Ligne Roset. Auch für viele Hamburger könnte das Angebot reizvoll sein: Indem sie bei einem Kurzurlaub in der eigenen Stadt ihr Wunschmodell mit allen Sinnen testen, werden sie in ihrer Kaufentscheidung bestärkt. Denn wer sich seiner Sache sicher ist, der schläft auch besser. Hedda Möller