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Kann man noch Verbrenner kaufen?

„Ja“, sagen die Hersteller. Die meisten Motoren erfüllen modernste Abgasnormen

VW-Sprecher Buhlmann. FOTO: VW
VW-Sprecher Buhlmann. FOTO: VW
Viele Autofahrer sind wegen der Strom-Offensive verunsichert: Kann ich einen neuen Benziner oder Diesel noch unbesorgt kaufen? Das sagen die Auto-Bauer.

AUDI. „Der energie-effiziente und emissionsarme Diesel bleibt auf absehbare Zeit unerlässlich zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen. Wir beabsichtigen nicht, diese darüber hinaus auch noch vergleichsweise kostengünstige und weltweit verbreitete Technologie in den kommenden Jahren aufzugeben.“ Sprecher Sascha Hoepfner

FORD. „Wer auf der sicheren Seite sein und innerstädtische Fahrverbote vermeiden will, sollte beim Kauf eines Benziners oder Diesels nur darauf achten, ein Fahrzeug der neuesten Emissionsstufe zu erwerben.“ Sprecher Isfried Hennen

VW. „Die nächste Generation von e-Fahrzeugen wird eine höhere Nachfrage erfahren. Wir gehen aber davon aus, dass weiterhin die Mehrzahl der Verkäufe auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren entfällt, deren Emissionen deutlich gesenkt worden sind. Benzinmotoren werden mit Ottopartikelfilter ausgestattet, um Feinstaubemissionen zu reduzieren. Und die neueste Dieselmotorengeneration bietet durch Doppel-SCR-Katalysatoren vergleichbar niedrige NOx-Emissionen wie Benziner. Sprecher Christian Buhlmann

MAZDA. „Der Verbrennungsmotor hat noch länger eine Zukunft.“ Sprecher Jochen Münzinger

MERCEDES. „Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren haben eine Zukunft als Teil unserer Antriebsstrategie. In diesem Rahmen setzen wir auf die Kombination aus hocheffizienten Hightech-Verbrennungsmotoren mit zunehmender Elektrifizierung, zahlreichen Hybrid-Modellen und reinen Elektroantrieben mit Batterie oder Brennstoffzelle. Sprecher Rene Olma

NISSAN. „Unsere Autos haben neue, effizientere Motoren bekommen. Für die Langstrecke sind Diesel und Benziner derzeit noch das beste Mittel der Wahl.“ Sprecher Oliver Franz

OPEL. „Der Kunde muss die Wahl bei den Antrieben haben, damit bauen wir auch neben dem reinen Batterieantrieb oder Plug-in-Hybride weiterhin auf hocheffiziente neue Wagen mit Verbrennungsmotoren.“ Sprecher Axel Seegers

PEUGEOT. „Wir erwarten bis 2030 zirka 30 Prozent Automobile mit elektrifiziertem Antrieb. Dies bedeutet, dass 70 Prozent der Fahrzeuge weiter mit Benzin und Diesel fahren. Sprecherin Silke Roskothen

PORSCHE. „Wir setzen auf einen Dreiklang der Antriebe aus Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybriden und rein elektrisch betriebenen Sportwagen. Verbrennungsmotoren haben weiterhin ihren Platz; wir entwickeln sie aber laufend weiter, um sie noch effizienter und umweltfreundlicher zu machen.“ Sprecher Christian Weiss

RENAULT. „Dass der Elektroantrieb attraktiver wird, heißt nicht, dass Benziner und Diesel out sind. Es spricht also nichts gegen den Kauf eines neuen Benziners oder eines neuen Diesel.“ Sprecherin Simone Müller

SKODA. „Unsere aktuellen Benziner und Diesel-Modelle kann man weiter unbedenklich kaufen. Sie erfüllen die modernsten Abgasnormen.“ Sprecher Karel Müller
  

PRO & CONTRA

Jetzt auf einen Elektrowagen umsteigen?

JA

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Nicht nur auf der IAA in Frankfurt ist es das Thema – die Elektrifizierung der Mobilität setzt die Branche und alle Autofahrer unter Strom. Es wird massiv investiert, sogar Sportwagen-Bauer Porsche flitzt nun mit 800 Volt unter der Haube durch die Welt. Wahnsinn.

Nun mögen sich nur die wenigsten einen neuen Taycan vor das Garagentor stellen können. Dennoch ist der Porsche-Stromer ein Paradebeispiel – zum einen für die enorme Entwicklung auf diesem Gebiet in den vergangenen Monaten und Jahren, zum anderen für die Begeisterung, die das Thema Elektromobilität mittlerweile auslöst. Jawohl, Fahrspaß ist absolut e-kompatibel.

Was hindert uns also am Umstieg? Nichts! Reichweiten nehmen zu, Ladezeiten ab. Die Infrastruktur wächst, auch weil die Automobilkonzerne nicht nur Fahrzeuge bauen, sondern verstärkt ganzheitliche Lösungsansätze verfolgen. Und auch die Anschaffungskosten sprechen nicht dagegen: Der Preis für einen Stromer mag zwar noch immer einige tausend Euro über dem eines vergleichbaren Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor liegen, doch damit fehlen dieser Rechnung noch einige wichtige Variablen: Berücksichtigt man staatliche Prämien (Umweltprämie bis zu 4000 Euro), steuerliche Vergünstigungen (zehn Jahre keine KFZ-Steuer), günstigeren „Sprit“ und nicht zuletzt dramatisch weniger Verschleißteile im E-Motor, schmelzen die Mehrkosten in sich zusammen wie Eis in der Sonne. Brechen wir also auf in ein neues Zeitalter. Achim Faust

NEIN

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Die IAA läuft seit gestern. Aber nicht so rund wie einst. Denn in diesem Jahr steckt reichlich Sand im Getriebe. Nichts rollt mehr, wie es einmal war. Früher brachte jede IAA den Kauf von attraktiven Neuwagen in Schwung. Doch all die Diesel-Debatten, angedrohte Strafsteuern für SUV, aber auch die Proteste von Umweltaktivisten beginnen, das Geschäft zu lähmen.

Also umsteigen auf Strom? Der Start der neuen Generation von Elektrowagen elektrisiert die Masse der Autofahrer (noch) nicht. Zu groß scheinen weiter die Nachteile: immer noch viel zu teuer, kompliziert das Laden, eher geringe Reichweiten.

Doch auch die Lust, gerade jetzt einen Benziner oder Diesel zu kaufen, verspüren nicht alle. Viele fürchten, ein neues Auto zu bekommen, das im Zeitalter alternativer Mobilität technisch schon jetzt überholt ist und der Umwelt Schaden zufügt. Das aber entspricht nicht den Realitäten. Fast alle Verbrenner erfüllen inzwischen die modernsten Abgasnormen. Sie werden zudem immer sparsamer im Verbrauch und sind längst kein Auslaufmodell. Noch in 20 Jahren werden Benziner und Diesel gebaut.

Wichtig ist natürlich, dass sich der Kunde für ein Auto der neuesten Emissionsstufe entscheidet. Wer jetzt beim neuen Benziner oder Diesel zugreift, kann zudem in einem verunsicherten Markt mit günstigen Preisen rechnen.

Bis zum Umstieg auf ein Elektroauto kann man sich also gut noch ein paar Jahre Zeit lassen, bis die Stromer wirklich das rundum passende Auto für einen geworden sind. Wolfgang Ibel

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