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Immobilien 7/2018

Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft „Die Moderne Küche“ ist überzeugt, dass die Erfindung des Kühlschranks eine echte Revolution darstellt

Der Kühlschrank revolutionierte erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit den Alltag der Menschen – das aber immerhin wie kein zweites Gebrauchsgut.

Zukunftsweisend: Mitte der 1950er-Jahre gab es die ersten hocheingebauten Kühlgeräte Foto: AMK  
Zukunftsweisend: Mitte der 1950er-Jahre gab es die ersten hocheingebauten Kühlgeräte Foto: AMK  
Es vergingen Jahrtausende menschlichen Daseins ohne dieses heute in der Küche nicht mehr wegzudenkende Gerät. „Die Geschichte des Kühlschranks“, sagt Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft „Die Moderne Küche“, „ist so spannend wie ein Krimi, denn seine Erfindung führte in der Küche zu einer echten Revolution, die viele traditionelle Abläufe buchstäblich aufs Eis legte.“ Ursprünglich jagte und sammelte der Mensch – und aß seine Nahrung dann auch direkt auf. Erst als unsere Vorfahren sesshaft wurden, änderte sich ihr Verhalten im Alltag. Mit der festen Behausung lagerten sie erstmals Gegenstände und Dinge des täglichen und gelegentlichen Gebrauchs, darunter auch Lebensmittel.
Schon in der Antike holten sich die Alpenanrainer Eisblöcke von den Bergen, um ihre Nahrung vor dem Verderben zu schützen. Doch wer nicht in Gletschernähe wohnte, musste sich jahrhundertelang mit anderen Konservierungsmethoden anfreunden. So wurde fast überall gepökelt und eingekocht, getrocknet und geräuchert. Daneben haben sich viele Völker im Laufe der Jahrhunderte einfallsreiche und kühle Aufbewahrungsorte für verderbliche Speisen geschaffen. In den Burgen des Mittelalters waren in den dicken Wänden Nischen mit schweren Holzklappen eingearbeitet, die die Temperatur niedrig hielten. Erdlöcher im Garten wurden zur Kühlung genutzt, ebenso wie nahe liegende Teiche und Gewässer.
Immer mehr Im Trend: Großkühlschränke mit mehr als 300 Litern FassungsvermögenFoto: AMK
Immer mehr Im Trend: Großkühlschränke mit mehr als 300 Litern Fassungsvermögen
Foto: AMK
In europäischen Großstädten etablierte sich seit dem 19. Jahrhundert zunehmend der Handel mit künstlich hergestellten Eisblöcken. Eisfabriken organisierten dafür die systematische Versorgung vor allem großbürgerlicher Haushalte mit riesigen und schweren Eisstangen. Sie wurden mit Haken von den Lastkutschen gezerrt, bevor sie ihren Platz im sogenannten Eisschrank fanden, einer mit Dämmstoff und Holz ausgerüsteten Kiste, in deren Mitte frische Produkte lagerten

Doch erst der Kühlschrank – fundamentaler Vorläufer war im Jahr 1876 eine technisch-chemische Kältemaschine von Carl von Linde – änderte die Langlebigkeit der Lebensmittel und die Konsummuster der Hausfrauen durchgreifend. Bis in die 1950er-Jahre war es beispielsweise üblich, täglich einzukaufen. Die meistgegessene Fleischsorte in Deutschland war der durchwachsene und geräucherte Speck. Das änderte sich erst mit der massenhaft ansteigenden Verbreitung des Kühlschranks, denn in ihm konnte nun auch leicht verderbliches frisches Geflügel und selbst zubereitetes Hackfleisch aufbewahrt werden
In den Zwanzigerjahren war der Kühlschrank in den USA bereits ein Verkaufsschlager, doch hierzulande kaum gebräuchlich. Und der Zweite Weltkrieg sollte seine Verbreitung in Deutschland noch bis in die 1950er-Jahre hinein verzögern. Aber jetzt konnte das tägliche Einkaufen reduziert werden, es reichte nun aus, zweimal in der Woche zu gehen und die Nahrung ohne Angst um Verderb im schicken Kühlschrank aufzubewahren. Und heute? Moderne Kühlschränke haben längst eine energiesparende und umweltschonende Kühltechnik, die meist durch Kompressoren erzeugt wird. Die neueste Entwicklung zeigt Modelle, die durch einen digitalen Scan des Innenraums die Produkte erkennen. Auf das Smartphone übermittelt ergibt sich so eine Bestandsliste, die bei Bedarf zum Einkaufen anmahnt. So eine Liste könnte in Zukunft direkt einem Lebensmittellieferanten zugehen, der die Waren mit einer Kühl-Drohne in kurzer Zeit anliefert. Der Kühlschrank hat also immer noch das Zeug, das Einkaufsverhalten noch einmal deutlich zu verändern.

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