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Tennis in Hamburg

Vereinstrainer in Hamburg

Alexander Jonscher, Chefcoach im TTK Sachsenwald

Chefcoach Alexander Jonscher
Chefcoach Alexander Jonscher
Der Verein liegt gefühlt gelegen kurz vor Berlin, wenn man aus der „Hamburger City“ kommt. Hier dreht sich auf einer der schönsten Anlagen im Norden alles um Tennis, Hockey, Schwimmen, Bridge und nach eigener Aussage legendärer Geselligkeit. Zwei Hockey- und 10 Tennisplätze, Hockey- und Tennishallen, Fitnessräume und ein Clubhaus mit herrlicher Terrasse und Ausblick auf den See mit dem vereinseigenen Badestrand. Was will man mehr, außer dass der Neid der großen Hamburger Vereine auf diese Anlage eben dementsprechend groß sein dürfte.

Abgesehen davon ist der Neid auf die zahlreichen Talente, die der TTK in schöner Regelmäßigkeit hervorbringt, vermutlich noch größer als der auf die Anlage. TENNIS in Hamburg sprach mit dem seit Jahren dafür Verantwortlichen, Chefcoach Alex Jonscher.

Hallo Alex, ich konnte beobachten, dass deine Schüler voll bei der Sache sind und bis zur letzten Minute versuchen, alles zu geben. Ist das immer so?

Alex Jonscher: „Klar, sie haben viel Spaß am Tennis, egal ob sie Breiten- oder Leistungstennis betreiben. Das ist ja auch mein Anliegen, den Kindern Spaß zu vermitteln und nicht etwa, dass sie müssen, da sie von den Eltern zu einer Stunde Training in der Woche her zitiert werden.

Alex, kommen wir zu dir. Du bist ausgebildeter A-Trainer des DTB, seit wann arbeitest du im TTK?

Genau, den A-Schein habe ich 2014 erfolgreich absolviert, bin aber bereits seit 2011 im Club, seit nunmehr über acht Jahren.
  
Warum bist du Trainer geworden?

Die Frage habe ich erwartet. Ich musste schmunzeln, als ich las, dass tennis SH Verbandstrainer Herby Horst eine ähnliche „Vergangenheit“ wie ich hatte. Er studierte ja ebenfalls Jura wie ich. Vielleicht gab er auch Trainerstunden, um das Studium zu finanzieren. Ich jedenfalls konnte mein Studium nur mit vielen Trainerstunden aufrechterhalten, die nach und nach noch mehr wurden und zum Schluss keine Zeit mehr für die Uni vorhanden war. Zum Leidwesen meiner Familie, die hoffte, dass ich in den elterlichen Betrieb einsteigen würde.
  
Und der Nachwuchs vom Nachwuchs steht bereits parat: aktueller Hamburger Mannschaftsmeister, die U8.
Und der Nachwuchs vom Nachwuchs steht bereits parat: aktueller Hamburger Mannschaftsmeister, die U8.
Du warst in der Jugend ein vielversprechendes Talent?

Nun ja, es hätte mehr sein können. Ich spielte gern Punktspiele, hatte aber keine große Lust auf Turniere. Ich war Jugendlandesmeister und erreichte die Position 17 der deutschen Jugendrangliste.

Der TTK ist bekannt für seine sehr gute Jugendarbeit. Du leitest als Chefcoach den gesamten Tennisbetrieb. Wie viele Trainer bzw. Übungsleiter hast du zur Hilfe?

Wir sind immer um die 6-8 Trainer mit gezielt unterschiedlichem Aufgabenbereich. Z.B. arbeitet Sebastian Fitz mehr mit dem weiblichen, leistungsorientierten Nachwuchs, ich mehr mit dem männlichen. Ein Punkt noch zu den Trainern und das soll jetzt bitte nicht überheblich daher kommen. Wir haben immer darauf geachtet, nur ausgebildete Coaches im TTK zu haben, im Gegensatz zu anderen Vereinen, die teilweise 16-jährige Übungsleiter/C-Trainer in ihren Teams haben. Das kann natürlich auch an den finanziellen Möglichkeiten liegen.
  
Auch die U10 landete als Hamburger Vizemeister mit ganz vorn.
Auch die U10 landete als Hamburger Vizemeister mit ganz vorn.
Das Jugendtraining steht im TTK vorne an. Wie viele Kinder habt ihr im Training?

Um die 200. Die Anzahl macht in der Sommersaison keine Probleme. Im Winter müssen wir neben unserer Dreifeldhalle eine weitere (Börnsen) hinzu buchen. Ohne diese könnten wir im Winter nicht das Training anbieten, das mir vorschwebt. Wir haben im Jugendbereich drei Altersstufen eingeführt, von klein auf bis größer. Ab drei Jahren bereits die Ballschule, ab vier den Tenniskindergarten und ab sechs geht es dann los mit Trainingseinheiten.

Der Leistungs- und Breitensportbereich. Ich kenne selbst (beinahe) keinen Verein, bei dem dieses Thema keinen „Stress“ auslöst. Trainer sind häufi g unterschiedlicher Meinung zum Vorstand. Wie sieht es da im TTK aus?

Wir ziehen an einem Strang und unsere Überzeugungen zu diesem Thema stimmen gänzlich überein. Und das gebe ich hier jetzt nicht von mir, weil ich weiß, dass auch unser Vorstand lesen kann und die kommende TENNIS in Hamburg Ausgabe bestimmt gründlich studieren wird. Hilfreich dafür sind natürlich die Erfolge der Leistungsjugend. Es gibt meines Wissens z.B. keinen Verein in Deutschland, der das Detmolder Jugendturnier (Anm. der Redaktion: Deutschlands Orange Bowl der Jüngsten) öfter gewonnen hat, als Jugendliche aus dem TTK. Da kommt natürlich kein Vorstand dran vorbei.
 
Der Coach hat Verständnis für Karl Nagel-Heyers (dreimaliger Detmold Sieger) Wechsel zum Club a.d. Alster. 
Der Coach hat Verständnis für Karl Nagel-Heyers (dreimaliger Detmold Sieger) Wechsel zum Club a.d. Alster.

 
Oh je, da komme ich nicht hinterher. Obenan natürlich die Detmolder Erfolge von Karl und Johan Nagel-Heyer. Die U8 und U10 wurden gerade wieder Hamburger Mannschaftsmeister. Bei den zahlreichen weiteren Hamburger Titeln von Jugendlichen, Damen, Herren und auch Herren 30 bin ich bereits überfragt, diese alle hier zu rekapitulieren.

Wenn Jugendliche „zu gut werden“, wecken sie bei den großen Hamburger Clubs Begehrlichkeiten. Wie geht ihr damit um? Vor kurzem wechselte Karl Nagel-Heyer zum Club a.d. Alster. Wird dies ohne Murren akzeptiert?

Gerade bei Karl habe ich sofort eingelenkt, um dies zu verhindern, und ihm die „Freigabe“ erteilt. Ich bin der Letzte, der aus verschmähter Eitelkeit einem Jugendlichen die evtl. bessere Zukunft in einem leistungsorientierten, bekanntermaßen erfolgreichen Verein verwehren würde. Karl traf ich gerade bei den Vereinsmannschaftsmeisterschaften beim THC Marienthal. Unser Verhältnis hat sich nicht verändert und so wird es bleiben. Ich habe null Stress mit Alster.

Ist Tennistrainer ein 24 Stunden Job? Muss man, auch am Wochenende, immer erreichbar sein für Eltern? Schaffst du dir Auszeiten?
 
Auch die U10 landete als Hamburger Vizemeister mit ganz vorn.
Auch die U10 landete als Hamburger Vizemeister mit ganz vorn.
Ich reagiere meist zeitnah auf Anrufe, SMS oder What Apps. Ich nehme mir aber heraus, nicht auf alles sofort zu antworten. Eine gewisse Gewichtung habe ich mir inzwischen auferlegt.

Wie hältst du es mit Eltern beim Training bzw. Punktspielen/Turnieren?

Ich habe nichts gegen Eltern, die beim Training am Platz stehen. Gerade bei den Kleinen nicht. Natürlich dürfen sie sich nicht in den Ablauf einmischen. Je älter sie werden (ab ca. 15 Jahren), also so in dem Moment, wenn das Training bereits mit den Herren oder Damen kombiniert wird, geht dies natürlich gar nicht mehr.

On-Court Coaching bei der WTA ist erlaubt, wie siehst du dies bei Jugendturnieren im Kreis, Bezirk und generell?

Bei Mannschaftsspielen ist es ja erlaubt, und ich finde es gut. Bei Jugendturnieren würde ich ein einmaliges Coaching pro Satz befürworten.
 
Regionalliga-Aufstieg Sommer 2019 TTK Herren 30. Die Herren 30 schafften den Aufstieg in die Regionalliga, geht noch mehr?
Regionalliga-Aufstieg Sommer 2019 TTK Herren 30. Die Herren 30 schafften den Aufstieg in die Regionalliga, geht noch mehr?
Falls ein Angebot hereinschneit, als Coach auf der WTA/ATP Tour mitzuwirken, wie würdest du dich entscheiden?

Erstens, ganz klar, durch meine familiäre Situation schließe ich es aus, zweitens bin ich super glücklich im TTK und drittens, warum nicht, ha, ha. Nein, ich denke eher nicht.

Und wenn doch, dann bei den Damen oder Herren?

Mit einem männlichen Jugendlichen.

Nehmen wir mal an, Nick Kyrgios fragt an?

Da weiß ich nicht, ob ich dies nervlich durchhalten würde. Interessant, auch zur eigenen Weiterentwicklung als Coach, wäre es bestimmt. Aber ich schließe dies erstmal aus.

Aufschläge von unten, unfair oder regelkonform?

Regelkonform, wenn man’s überhaupt hinbekommt, ohne selbst reinzufallen. Aber sonst gute Unterhaltung für die Zuschauer.

Die Herren 30 des TTK haben mit dir im Team gerade den Aufstieg in die Regionalliga durch ein ganz enges Match gegen BW Berlin geschafft. Habt ihr damit euer Ziel erreicht, oder müssen sich die anderen Regionalligavertreter ab sofort ganz warm anziehen? Immerhin spielen mit Philipp Hammer, Sebastian Fitz, Alex Breitkopf, Sebastian Schulz und mehr prominente Namen bei euch.

Das Aufstiegsspiel war eine tolle Sache für den Club und der Erfolg wurde gebührend gefeiert. Wir sind nicht dahinter her, jetzt einen Durchmarsch in die Bundesliga zu versuchen, aber, wenn es sich ergibt, sperren wir uns nicht. 2-3 Neuzugänge, die jetzt bereits zu verraten zu früh wäre, sind im Gespräch.

Was möchtest du gern noch veröffentlicht haben?

Ich würde mir wünschen, dass der Verband die Vereine im Leistungsbereich mehr unterstützt. Es gibt zwar eine gute Zusammenarbeit, aber er könnte den Vereinen noch mehr abnehmen. Immerhin schmückt sich der Verband ja auch mit den Erfolgen seiner „Profis“.

Alex, vielen Dank für deine Zeit und weiter viel Erfolg.
 
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