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Nordheide

Nordheidjer mögen’s heiß 

Saunagenuss und wo er sich finden lässt

Bitte Platz nehmen zum Aufguss: Katja Guttmann und ihre Kollegen tun in Schneverdingen alles für den Schwitzgenuss. Fotos: E. C. Meyer
Bitte Platz nehmen zum Aufguss: Katja Guttmann und ihre Kollegen tun in Schneverdingen alles für den Schwitzgenuss. Fotos: E. C. Meyer
Wie die Hühner auf der Stangehocken 20 nackte Frauen und Männer auf Holzbänken. Mit andächtigem Schweigen beobachten sie, wie Katja Guttmann die Kelle in den Holzeimer tunkt. „Heute haben wir die Mischung Zitrus und Birke, sie soll erfrischen und die Durchblutung fördern“, erklärt die junge Frau, während sie das aromatisierte Wasser auf zwei glühendheiße Öfen löffelt. Der Aufguss in der Blockhaussauna von „Heidjers Wohl“ in Schneverdingen ist Kult. Ein Event, für das Kenner gern etwas näher zusammen-rücken. Die Öfen zischen, und Guttmann vollführt jetzt Bewegungen wie ein Kranich auf Brautschau:Mit einem Fächer leitet sie die heiße Luft auf die Schwitzgäste, von denen einige leise und zufrieden seufzen. Der Blick geht auf das Thermometer – 95 Grad, oha! –, auf dicke Balken finnischen Hartholzesan der Decke oder das Feuer im Kamin. Verspannte Muskeln lassen los, das Gedankenkarrussell steht endlich still. Während der Schweiß rinnt und das Immunsystem Extra-Trainingseinheiten absolviert,richtet sich die Aufmerksamkeit bald nur noch darauf, wer denn wohl als Erster rausgeht und sich durchglüht von wohliger Wärme auf den Wegmacht zur Dusche, ins Tauchbecken oder vielleicht sogar zu einem kühlen Bier im Bistro. „Hier bin ich Heidjer, hier darf ich’s sein“, wirbt die Einrichtung in Trägerschaft der Stadtwerke Schneverdingen für ihr Wellnessparadies. Neben Zugang zu vier Saunen mit 45 bis 95 Grad, Saunagarten mit Außenschwimmbecken und großzügigen Ruheräumen ermöglicht die Tageskarte auch den Besuch des Hallenbads. „Unser Haupteinzugsgebiet ist der Landkreis Harburg“, erklärt Lars Weber, Leiter der Stadtwerke Schneverdingen.
Buchholz wartet noch auf eine kommunale Sauna

Die 29 Kilometer entfernte, 40.000 Einwohner zählende Nordheidemetropole Buchholz, die sich gern als „Sport- und Familienstadt“ darstellt, hat keine kommunale Sauna. Und erst recht keine mit Schwimmbad. Wer hier schwitzen will, nutzt die Saunen von Fitness-Studios wie dem Sportland Buchholz oder von Hotels wie dem Ringhotel Sellhorn in Hanstedt.

Refugium für Kenner: die Blockhaussauna von Heidjers
Refugium für Kenner: die Blockhaussauna von Heidjers
Die Heide im Blick: Ruheraum der Wellnessanlage des Hotels Sellhorn
Die Heide im Blick: Ruheraum der Wellnessanlage des Hotels Sellhorn
Hotelchefin Nele Dierksen begrüßt in der Bade-und Saunawelt mit Blockhaus-, Bio- und Dampf-sauna, Schwimmbad und großem Saunagarten gern auch Tagesgäste. Wellness sei ein Erfolgsfaktor.Auch Buchholz’ Bürgermeister Jan-Hendrik Röhseoutet sich als „begeisterter Saunagänger“. Doch sieht er einen städtischen Saunabetrieb als „wirtschaftlich schwierig“. Er verspricht: „Im Zusammenhang mit den Überlegungen zum Sportpark werden wir das Thema gemeinsam mit den Stadtwerken aufgreifen.“ Arno Reglitzky, Vorsitzender des Sportvereins Blau-Weiss Buchholz, einer der Hauptakteure des Sportparks, sagt: „Wir hatten die Dachterrassen unserer Sportanlage für eine Sauna vorgesehen, auch in Kombi mit dem benachbarten Schwimmbad.“ Die Planungen seien schon weit vorangekommen. Aber dann seien die Stadtwerke ausgestiegen. Grund seien wohl hohe Personalkosten. Also machen sich viele wärmeliebende Nordheidjer weiterhin auf die Reise, nicht nur nach Schneverdingen, sondern z. B. auch in die gut 45 Kilometer entfernte Soltau Therme (www.soltau-therme-online.de) oder in die 52 Kilometer entfernte Salztherme Lüneburg (www.salue.info/salue/de/).

Zur Abkühlung ins Tauchbecken: Konni Mertain der Sauna des Todtglüsinger SV
Zur Abkühlung ins Tauchbecken: Konni Mertain der Sauna des Todtglüsinger SV
Aber in beiden Häusern wird gerade gebaut. Schwimmen ist nicht oder nur eingeschränkt möglich. Dass eine Sauna zur unverzichtbaren Infrastruktur eines Ortes gehört, glaubt man beim Todtglüsinger SV. Der Sportverein der 15.000-Einwohner-Gemeinde Tostedt hat 8400 Mitglieder,rund 1000 davon aus Buchholz. In Gemeinschaftsleistung haben die SVler eine Saunaanlage geschaffen, die vieles bietet: Salzsauna, Biosauna und Finnensauna mit großem Außenbereich und Tauchbecken. Demnächst will der Verein sogar eine russische Banja mit Holzofen errichten, direkt am Ufer des vereinseigenen Badesees. Todtglüsingens Kult-Krafttrainer Konni Merta, 80, freut sich drauf.

„Sauna zahlt sich immer aus“, sagt er. Das meint auch Jens Schröder, Betriebsleiter des Schneverdinger Heidjers Wohl. Das Gesamtkonzept aus Sauna,Schwimmbad und Zusatzangeboten wie Gastronomie, Beauty und Fitness-Studio sei der Schlüssel zum Erfolg. „Wir schreiben eine schwarze Null und stehen kurz vor dem Sprung in die Gewinnzone“,verrät er. ecm

Sportland
Bremer Straße 46, 21244 Buchholz
Tel. 04181/77 77
www.sportland-buchholz.de
Mo‒Fr 9 bis 22.30 Uhr, Sa 12 bis 19.30 Uhr, So 10 bis 19.30 Uhr, 12,90 Euro.

Heidjers Wohl
Osterwaldweg 8, 29640 Schneverdingen
www.heidjers-stadtwerke.de
tgl. 11 bis 22 Uhr, Fr 11 bis 23.20 Uhr, 15 Euro.

Hotel Sellhorn
Winsener Str. 23, 21271 Hanstedt
Tel. 04184/80 10
www.hotel-sellhorn.de
tgl. 7 bis 22 Uhr, Di 8 bis 22 Uhr, 16 Euro.

Fitnesshalle Todtglüsingen
Schulstraße 40
Tel. 04182/28 77 89
www.todtgluesinger-sv.de
Mo, Mi, Fr 9 bis 22 Uhr, Di und Do 9 bis 12 und 15 bis 22 Uhr, Sa 11–19 Uhr, So 11 bis 18 Uhr, 8 Euro.
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