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Magazin Stormarn

Kostbarkeiten aus Keramik

Einblicke in die Sammlung der Peter Siemssen Stiftung in Ratzbek (Wesenberg)

Tönerne Weltreise: Exponate aus Japan, Nordamerika, Skandinavien und dem Mittelmeerraum, Fotos (3): B. Schücking
Tönerne Weltreise: Exponate aus Japan, Nordamerika, Skandinavien und dem Mittelmeerraum, Fotos (3): B. Schücking
Unter dem Reetdach des mehr als 350 Jahre alten Fachwerkhauses an der Dorfstraße Nr. 37 verbirgt sich ein zerbrech licher Schatz. Internationale Kenner wissen die Ausstellung von Kostbarkeiten aus Keramik längst zu schätzen, doch nur wenige Stormarner kennen Peter Siemssens einzigartige Sammlung. Der ehemalige Rosenthal- Vorstand schuf bereits 2001 im Familiendomizil nahe Reinfeld eine Ausstellung für rund 800 Exponate aus Japan, Skandinavien, Nordamerika und West Europa. Es war die Geburtsstunde seines Kunst-Hauses und seiner Stiftung, die sich der Förderung junger Keramiker verschrieben hat und jedes Jahr ein sechs- bis achtwöchiges Stipendium vergibt.

Fast 40 Jahre Keramikgeschichte hat Siemssen, der im vergangenen Jahr gestorben ist, auf einem ehemaligen Heuboden mit aufwendiger Licht-, Ton- und Projektionstechnik in Szene gesetzt ‒ teils in Vitrinen, teils freischwebend im Raum. Zu sehen sind Objekte unterschiedlichster Stilrichtung und Verarbeitung, von Tellern und Tassen über Schalen und Vasen bis hin zu Skulpturen. Einen Schwerpunkt der Sammlung bilden Stücke mit farbenfrohen Arbeiten des französischen Künstlers Gilbert Portanier, der, inspiriert von Pablo Picasso, wahre Gemälde auf Steingut gebannt hat. Siemssens Tätigkeit für den Porzellanfabrikanten Rosenthal führte ihn in Keramik-Werkstätten auf der ganzen Welt, wo er Talente entdeckte und förderte – und sich mit dem „Sammlervirus“ infizierte. Er selbst sagte dazu: „Keramik ist ein bedeutender Mosaikstein im Leben der Menschen und ihrer jeweiligen Kultur in der ganzen Welt. Ein Sammler trägt diese unterschiedlichen Kulturen zusammen.“ Von dem Ergebnis kann man sich nicht nur am Tag des offenen Denkmals überzeugen, sondern nach Voranmeldung auch zu an deren Zeiten (Tel. 0172-939 96 63, E-Mail: info@peter-siemssen-stiftung.com).

„Selbstporträt mit Anette“ von Portanier, 1996
„Selbstporträt mit Anette“ von Portanier, 1996
Werkstattleiterin Silke Decker
Werkstattleiterin Silke Decker

Siemssens in München lebende Tochter Vanessa Pedrazzi kümmert sich im Vorstand weiter um die Stiftung. „Ich freue mich, das Lebenswerk unseres Vaters fortzusetzen“, sagt sie. Neben der Ausstellung beherbergt das Kunst-Haus eine Werkstatt mit Keramikofen für die Stipendiaten. Sie bekommen, neben Kost und Logis, alle benötigten Materialien kostenlos zur Verfügung gestellt. Manch einer von ihnen schafft es danach mit seinem Werk bis in die Galerie des Hamburger Rosenthal Studio-Hauses – dank Peter Siemssen, der sich mit seiner Stiftung nicht nur einen Lebenstraum erfüllte, sondern auch ein Vermächtnis hinterließ, von dem
Keramikliebhaber wie -künstler profitieren dürfen. ps

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