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25.08.2017 / Im Kreis Pinneberg zu Hause: Die Marsch-Region

Ein lebendiges Dorf mit viel Geschichte

Haselaus Bürgermeister Rolf Herrmann vor dem 150 Jahre alten, hölzernen Turm der Dorfkirche in dem die Zuckerhutglocke hängt, die bereits 1250 gegossen wurde Foto: Klein
Haselaus Bürgermeister Rolf Herrmann vor dem 150 Jahre alten, hölzernen Turm der Dorfkirche in dem die Zuckerhutglocke hängt, die bereits 1250 gegossen wurde Foto: Klein
Haselau ist ein ländlich geprägtes Marschendorf. Der Ort wird erstmals 1224 erwähnt. Er teilt sich in die Ortsteile Haselau, Hohenhorst, Altendeich und Kreuzdeich auf. Der Name ist auf den Haselstrauch und eine Au (Bach oder Fluss) zurückzuführen.

Die typische Struktur der Elbmarsch ist durch umfangreiche Deichbaumaßnahmen geprägt. Die zunächst nach natürlichen Gegebenheiten vorgenommene Eindeichung ließ vorhandene Fleete versanden. Deren Aufgabe wurde von den neu hergestellten Wettern (große Gräben) übernommen.

Dass die Marschbewohner vor und auch nach der Eindeichung unter Sturmfluten leiden mussten, belegt die Geschichte des älteste Dorfteils Haselau: Bishorst. Es war einst das geistliche Zentrum der Haseldorfer Marsch, denn nur hier und in Asfleth, nahe beim heutigen Kollmar, gab es eine Kirche. Im 18. Jahrhundert zerstörte eine schwere Sturmflut das Kirchspiel. Heute liegt das einstige Dorf Bishorst versunken im Elbstrom. Eine schmale Eschenallee führt zu einer Stelle im Vordeichgebiet, die das letzte Überbleibsel von Bishorst bildet.

Die Heilige Dreikönigskirche stammt aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Im Kern handelt es sich um eine einschiffige, gotische Backsteinkirche. Der 42 Meter hohe Kirchturm wurde 1866 aus Holz errichtet. Zu den Kunstschätzen der Kirche gehört die „Zuckerhutglocke“ von 1250, die vermutlich bereits beim Bau der Kirche gegossen wurde und die älteste ihrer Art im Kreis Pinneberg ist. Den Altar, ein bedeutendes Werk des norddeutschen Barock, schuf der Kunsttischler Christian Precht aus Hamburg im Jahre 1641.

Wer einen Blick in das Alltagsleben der Menschen in Haselau werfen möchte, sollte einen Besuch im Museum des Ortes einplanen. Hier findet man eine interessante Sammlung alter Gerätschaften, Haushaltsgegenstände, Werkzeuge, Handwerksgeräte und landwirtschaftliches Gerät im ehemaligen Feuerwehrgerätehaus in Haselau, Haseldorfer Chaussee 50a. Der Verein für Sammlung und Erhalt historischer Gegenstände hat es sich zur Aufgabe gesetzt, diese zu erhalten. Ziel ist, Verständnis dafür zu erwecken, wie mühsam und schwer das Leben der Großeltern und Urgroßeltern war.

Die Deekenhörn im Haselauer Ortsteil Hohenhorst ist eine kreisrunde Ausbuchtung des ehemaligen Elbdeiches. Hier war früher einmal ein Hafen. Heute dient sie als Freizeitgelände mit vielen Spielgeräten für Kinder, einer Boulebahn, einer Torwand und rustikalen Bänken und Tischen sowie im Sommer einem offenen Zelt. Sollte es regnen, kann man sich hier gut unterstellen. Wer das Gelände für einen Tag mieten will, bekommt dann auch den Schlüssel für einen Sanitärcontainer. In der Deekenhörn wird jedes Jahr im Sommer das großes Dorffest gefeiert. Nach einem Kindernachmittag schließt sich der Dorfabend an. (kuk)


Die Hengststation sorgt für Fohlen

Pferdekopf und das Zeichen der Holsteiner Pferdezucht zieren den Giebel der Haselauer Hengststation Foto: Klein
Pferdekopf und das Zeichen der Holsteiner Pferdezucht zieren den Giebel der Haselauer Hengststation 
Foto: Klein
Dass Haselau deutschlandweit und sogar darüber hinaus einen guten Ruf hat, dafür ist die Hengststation verantwortlich. 1906 richtete Heinrich Lienau, der Großvater von Otto Lienau, vom Haselauer Landhaus eine Hengststation in der sogenannten Durchfahrt der Schankwirtschaft neben der Kirche ein. Hier hielten früher die Kutschen, die Pferde wurden ausgespannt, getränkt und versorgt. Seitdem wird die Hengststation von der Familie Lienau mit großem Erfolg betrieben. Die Einrichtung ist eine Verbandsstation der Züchter des Holsteiner Pferdes.

Die überaus erfolgreiche und traditionsreiche Haselauer Hengststation ist die älteste noch existierende Hengststation Schleswig-Holsteins. Züchter aus dem gesamten Bundesgebiet und europäischen Ausland kommen mit ihren Stuten nach Haselau, um sie hier decken oder besamen zu lassen. Von Mitte Februar bis Mitte August ist die Hauptzeit, dann stehen bei Lienau bis zu 50 fremde Stuten im Stall und auf der Weide. Über das Jahr verteilt kommen etwa 350 bis 400 Stuten nach Haselau. Sogar der bekannte Jahrhunderthengst Landgraf, dem der Holsteiner Verband auf seinem Gelände in Elmshorn eine lebensgroße Bronzestatue widmete, wurde hier einst gezeugt und als Junghengst zwei Jahre lang bestens betreut.

Inzwischen hat Otto Lienau die Leitung der Hengststation an seinen Schwiegersohn Gunnar Mohr übergeben. Zu dem Familienunternehmen gehört auch das „Haselauer Landhaus“, um das sich Inhaber Otto Lienau mit seinem Sohn Jan-Hermann als Küchenchef sowie dessen Frau Saskia als organisatorische Leiterin und seiner Tochter Maike Mohr als Restaurantleiterin kümmert. (kuk)

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