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GLINDE

Museum Kupfermühle in Glinde: Von der Fellmühle zum Museum - Markantes Gebäude mit Geschichte

Der Glinder Mühle liegt idyllisch am Teich

Zweimal fast oder ganz verfallen, einmal abgebrannt, vielfach umgebau

Die Mühle dürfte wohl das älteste Gebäude der Stadt sein, wenngleich von dem Anwesen, das im Jahre 1229 in einer Urkunde erwähnt wurde, nichts mehr übrig ist.

Damals schenkte Graf Adolf IV von Holstein den Nonnen des Klosters Hoibeck, dem heutigen Reinbek, sein Besitztum Glinde inklusive einer Mühle. Um was für eine Mühle es sich handelte, ist nicht überliefert.
 

Jedenfalls diente die Glinder Mühle nicht immer dazu, Korn zu mahlen. Vielmehr lieferte sie den Antrieb für sehr unterschiedliche Gewerke. Bei der nächsten urkundlichen Erwähnung, einem Pachtvertrag von 1648, geht es um eine Fell-Mühle. Sie wurde von Herzog Friedrich von Holstein an der Glinder Au errichtet. Mit der Wasserkraft ließen sich Bottiche drehen, in denen Falle gebeizt und gewaschen wurden. Der Krieg zwischen Dänem und Schweden 1657/58 sorgte auch in Glinde für Not, die Mühle wurde ruiniert und mit ihr der Pächter. 1678 erfolgte die Auferstehung des Betriebs allerdings als Kupfermühle. Eine wechselvolle Zeit als Kupferhammer schloss sich an, in der Kupferplatten und Kupferkessel hergestellt wurden. Wirtschaftliche Erfolge wechselten sich mit Konkursen ab, so wurden in den folgenden 200 Jahren 15 Pächter verzeichnet, ein Dammbruch sorgte für Zerstörungen, ein Brand vernichtete 1849 das Gebäude, das in der Folge wieder aufgebaut wurde.

Mehrfach hatte es Auseinandersetzungen um das Wasser gegeben. Staute der Mühlenpächter den Teich zu hoch auf, beschwerten sich die Landwirte in Willinghusen, deren Wiesen dadurch überschwemmt wurden. Ließ der Glinder Müller das Wasser bei Hochstand ab, beklagten sich die Besitzer der nachfolgenden Mühlen an der Au. Die Glinder Mühle war die oberste an dem Bach und bestimmte damit den Wasserfluss für alle. 1864 war die Zeit des Kupferhammers zu Ende, ein weiterer Umbau erfolgte, diese Mal zur Farbholzmühle. Mit Mühlrädern wurde Holz zerkleinert, aus dem anschließend Textilfarben extrahiert werden konnten. Die Funktion blieb nur kurz erhalten, bereits 1868 wurde sie zur Kornmühle umgerüstet. Erst 1952 wurde der Betrieb des Mahlwerks aufgegeben und der Betrieb als Futtermittelhandel weitergeführt.

1975 wurde der Gewerbebetrieb aufgegeben, das ungenutzte Mühlengebäude, das 1979 unter Denkmalschutz gestellt worden war, drohte erneut zu verfallen. Das verhinderte die Stadt, die das Gebäude kaufte und rettete. Nicht nur für Technikfans ist der Betrieb des Mahlwerks interessant. Der Mahlgang war von den Mühlenbaumeistern Richard Brauer und Guido Böteführ restauriert worden. Auch ein Wasserrad gibt es inzwischen wieder, so dass die alte Technik komplett zu erleben ist.

Durch den ehrenamtlichen Einsatz des Heimat- und Bürgervereins ist die Mühle zu einem heimatkundlichen Museum geworden, in dem eine beachtliche Sammlung zusammengetragen wurde. Utensilien von Landwirtschaft, Handwerk, Hauswirtschaft und einigem mehr zeigen, wie die Menschen früher lebten und arbeiteten. Im Laufe der Zeit wurde die Sammlung so umfangreich, dass sie im Mühlengebäude nicht mehr unterzubringen war. Mit drei Wagenschauern und einem Lehmbackofen ist ein Ensemble entstanden, in dessen Mitte, der Müllerwiese, es sich gut feiern lässt. Inzwischen wird schon wieder mehr Platz benötigt und der HBV plant eine Erweiterung. Zudem haben Planungen begonnen, das Museum mit einem neuen Konzept in die Zukunft zu führen. Die Auswahl der Exponate wird ebenso überdacht wie die Präsentation.

Präsentation. Neue Texte, QR-Codes, vielleicht Bildschirme mit Filmen, mehr Stationen, an denen Kinder aktiv werden können – es gibt zahlreiche Ideen. (bs)

Doch schon jetzt lohnt sich ein Besuch im Museum Kupfermühle. Geöffnet ist sonntags von 14 bis 17 Uhr

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