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Themenwelten Hamburg
Wasserstoff und Batterien können helfen, auch Lastkraftwaren umweltfreundlicher zu fahren. Pioniere dieser Technologie sitzen in Hamburg

CO2-freie Lkw „made in Hamburg“

Der wasserstoffbetriebene fyuriant bei der Vorstellung im Juni auf dem Gelände des Flughafens Stade. Foto: Clean Logistics SE

Vor sechs Monaten wurde sie in Hamburg vorgestellt – die weltweit erste aus einem konventionellen Diesel-Lkw umgebaute wasserstoffbetriebene Sattelzugmaschine. „Eine Revolution im Güterverkehr“, nennt Dirk Graszt die Innovation namens „fyuriant“. Zusammen mit Dirk Lehmann hat der Gründer der Firma Clean Logistics in den vergangenen fünf Jahren an seinem Traum von einem 40-Tonnen-Laster gearbeitet, der CO2-frei mit Wasserstoff fährt. Ab 2025 will das Unternehmer-Duo jährlich rund 1.500 emissionsfreie Lastkraftwagen, hergestellt in der Metropolregion, auf die Straßen schicken.

Im Sommer hat Clean Logistics den Lkw-Hersteller GINAF Trucks Nederland übernommen, der Brummis umbaut und vollelektrische, emissionsfreie Lkw fertigt. Damit verfügt das Unternehmen über weitere Kapazität, den Rahmenvertrag der GP Joule Gruppe, einem Anbieter für integrierte Energielösungen aus Sonne, Wind und Biomasse, zur Lieferung von 5.000 Wasserstoff-Lkw zu stemmen. Und es geht weiter: Vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz erhält Clean Logistics 7,6 Millionen Euro Fördergelder, um zusammen mit der TU Braunschweig das Projekt „Battery Electric Truck with H2 Range-Extender“ voranzutreiben. Das Ziel: Die Entwicklung eines neuartigen elektrischen Fahrzeugkonzepts für mittelschwere Lkw.

Motor raus, Brennstoffzellen rein

Für die Umrüstung eines herkömmlichen Diesel-Lkw in ein emissionsfreies Fahrzeug werden die fossilen Elemente wie Hinterachse, Motor, Differential und Dieseltanks ausgebaut und ersetzt durch einen Wasserstofftank, Elektromotoren und von Brennstoffzellen gespeiste Batterien. Auf diese Weise wird aus einer Bestands-Sattelzugmaschine innerhalb von 12 Wochen ein CO2-freier Lkw. Für Speditionen wird der Umstieg auf einen umweltfreundlichen Lastkraftwagen wirtschaftlich interessant durch eine weitgehende staatliche Förderung.

Gesucht werden Topleute

Die beiden Entrepreneure in der Branche der Logistik-Dekarbonsierung glauben an die Zukunft ihres CO2-freien Lkw. „Schwere Güter lassen sich im Straßenfernverkehr emissionsfrei nur mit Antrieben aus Wasserstoff und Brennstoffzelle transportieren“, betont Graszt. Ein Großteil der heutigen Brummis – es gibt bundesweit 190.000 dieser mit einem 45-prozentigen Anteil an der Gesamtschadstoffemission größten Straßen-Stinker, von denen jeder durchschnittlich fast 80 Tonnen CO2 jährlich ausstößt – dürften bald von leisen und emissionsfreien Zugmaschinen ersetzt werden. „Ohne eine Dekarbonisierung ist das 2030er Klimaziel von 48 Prozent Emissionseinsparung im Verkehrssektor nicht zu erreichen“, stellt der Vorstandschef klar. In fünf Jahren werde Clean Logistics als Pionier für die Umrüstung auf Wasserstoff-Lkw einen „deutlichen Anteil am Gesamtmarkt haben“.

Das hofft Klaus-Olaf Zehle, Partner der Personalberatungsfirma Management Angels und selbst Ingenieur, auch für Hamburg: „Die Metropolregion bekäme endlich wieder ein neues, innovatives Industrieunternehmen mit glänzenden Zukunftsaussichten.“ Zehle hilft Clean Logistics bei der Rekrutierung der benötigten Fachkräfte. Im Pool von Management Angels stehen tausende High Potentials, die freiberuflich in Unternehmen zeitlich begrenzt Führungsaufgaben übernehmen. Einige bleiben drei Monate, andere sechs, neun oder zwölf Monate und länger. Bei Clean Logistics arbeitet bereits ein Interimer, „weitere werden folgen“, sagt Zehle. „Ein derart ambitioniertes Wachstum ist ohne erfahrene Topleute, die von heute auf morgen loslegen können, nicht möglich.“ Das sieht Graszt genauso: „Bei unserem Expansionstempo können wir uns keine Flops bei der Besetzung von Schlüsselpositionen erlauben.“

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