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AUTOmobil

Risiko Smartphone

Moderne Kommunikationsmittel im Fahrzeug machen das Autofahren komfortabler, aber auch gefährlicher

Blickt man bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h nur drei Sekunden lang aufs Handy, hat man gut 40 Meter quasi blind zurückgelegt. Da sind Schreckmomente vorprogrammiert
Blickt man bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h nur drei Sekunden lang aufs Handy, hat man gut 40 Meter quasi blind zurückgelegt. Da sind Schreckmomente vorprogrammiert
Ablenkung ist laut Polizei und ADAC eine der häufigsten Ursachen für Verkehrsunfälle. Besonders leicht passiert das heute durch das Handy. In einer Studie des Allianz Zentrums für Technik (AZT) zum Thema Verkehrssicherheit haben sich technische Systeme im Innenraum moderner Fahrzeuge als gefährlicher erwiesen als Alkohol am Steuer. Solche Ablenkungen halten den Fahrer davon ab, das Verkehrsgeschehen im Auge zu behalten.

Laut Studie erhöht sich die Unfallgefahr deutlich, wenn die Aufmerksamkeit der Fahrer stärker auf die ihnen zur Verfügung stehende technische Ausstattung und weniger auf den Verkehr gerichtet ist. Rund 74 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Fahrzeugführer berichteten, dass sie beim Fahren mit der Bedienung von Smartphones und Navigationssystemen zu tun haben. 25 Prozent gaben an, während der Fahrt Textnachrichten zu lesen, 15 Prozent beantworten diese sogar. Und 60 Prozent der Fahrer, die in den zurückliegenden drei Jahren Unfälle hatten, gaben zu, dass sie beim Fahren ihr Mobiltelefon nutzten. Unter den unfallfreien Fahrern lag der entsprechende Anteil hingegen nur bei 37 Prozent. „Das Ergebnis ist eigentlich keine Überraschung“, sagt Jochen Haug, Vorstand Schaden bei der Allianz Deutschland. „Je vielfältiger die Technik und je komplexer deren Bedienung, desto höher ist die Ablenkung vom Straßenverkehr.“

Jeder zehnte Unfalltote eine Folge von Ablenkung

Textnachrichten während der Fahrt zu lesen und zu schreiben, lenkt besonders ab und erhöht das Unfallrisiko enorm. Fotos (2): Unfallforschung der Versicherer (UDV)
Textnachrichten während der Fahrt zu lesen und zu schreiben, lenkt besonders ab und erhöht das Unfallrisiko enorm. Fotos (2): Unfallforschung der Versicherer (UDV)
Experten schätzen, dass jeder zehnte Verkehrsunfall mit Todesfolge auf die Ablenkung eines Fahrers zurückgeht. In Deutschland starben 256 der insgesamt über 3.200 Unfalltoten des Jahres 2016 aufgrund von Trunkenheit am Steuer. Bei deutlich mehr Menschen (rund 350) verlief ein Unfall aufgrund technischer Ablenkung tödlich. Haug merkt an, dass es bis in die siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts noch akzeptabel war, sich auch nach einigen Gläsern Wein ans Steuer zu setzen. Nach mehr als 20.000 Unfalltoten im Jahr 1970 führte die deutsche Regierung ein Tempolimit auf Landstraßen ein. Ein Jahr später wurde der maximal zulässige Blutalkoholspiegel beim Fahren auf 0,8 Promille gesenkt. „Beim Thema Alkohol hat sich die Einstellung gewandelt: Alkoholisiertes Fahren ist gesellschaftlich ein „no go“. Wir müssen die gleiche Haltung auch bezüglich der Verwendung von Smartphones am Steuer einnehmen“, fordert Haug. „Unsere Studie macht unmissverständlich klar, dass man Menschenleben gefährdet, wenn man beim Fahren sein Handy bedient.“

Vorteil Sprachsteuerung

Ähnlich beurteilt der Automobilclub von Deutschland (AvD) das Risiko. Laut Club würden allein schon fest installierte Geräte für Navigation, Telefonie, Multimedia sowie Bordcomputer viel Ablenkungspotenzial bergen. Hinzu kämen aber noch mobile Navigationsgeräte, Handys, Smartphones, sonstige mobile Computer, MP3- Player und Tablets, die während der Fahrt genutzt werden. Besonders riskant sei die Nutzung, wenn diese Geräte nicht sprachgesteuert sind. Der AvD spricht sich daher für die ausschließliche Nutzung sprachgesteuerter Kommunikationsgeräte im Straßenverkehr aus. Dazu gehören auch intensive Schulungen im Umgang mit den Geräten und eine Integration in das Lehrprogramm von Fahrschulen. mh

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